Kultur Südpfalz Das Märchen von Pelléas und Mélisande

Ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Fauré und Schönberg erklang beim Sinfoniekonzert der Badischen Staatskapelle. Solist bei dem von dem Gastdirigenten Lothar Koenigs umsichtig geleiteten Konzert war Janos Ecseghy bei Antonin Dvoraks a-Moll Violinkonzert.

Es ist eine gute Tradition der Staatskapelle, Solisten aus den eigenen Reihen Raum zur Selbstdarstellung zu geben: diesmal Konzertmeister Janos Ecseghy bei Dvoraks a-Moll Violinkonzert. In Dirigent und Orchester hatte er dabei auf seine Intentionen aufmerksam eingehende Partner. Janos Ecseghy spielte das Violinkonzert mit manuell geschliffenem Zugriff, farbenreich und nuanciert. Dvoraks melodisch so ansprechende Musik wurde nicht auf ihre Oberfläche reduziert, sondern in ihrer Eigenart mit virtuosem Aplomb ausgestattet. Der Konzertmeister erlaubte sich auch im wunderbar gesangvollen Adagio kein Abgleiten in Sentimentalität, das Finale mit seinen Einflüssen tschechischer Volksmusik wurde mitreißend musiziert, was dem Solisten, der bei allem virtuosen Drive das Tempo nicht übersteigerte, reichlich Gelegenheit gab, sein imponierendes Geigenspiel zu präsentieren. Um die Jahrhundertwende wurde Maurice Maeterlinck symbolistisches Drama „Pelléas et Mélisande“ in ganz Europa gespielt und hat eine Reihe höchst unterschiedlicher Komponisten angeregt: Debussy widmete dem Sujet seine einzige Oper, Jean Sibelius und Gabriel Fauré schrieben Schauspielmusiken, Schönberg komponierte eine ausladende Symphonische Dichtung nach der Vorlage. Das symbolistische Drama um die junge Mélisande, die von dem alternden Golaud geheiratet wird und der aus Eifersucht seinen Halbbruder Pelléas tötet, zu dem sich Mélisande hingezogen fühlt, lässt unterschiedliche thematische Schwerpunktsetzungen zu. Im Sinfoniekonzert wurden die Konzertsuite op. 80 von Fauré und Arnold Schönbergs gewaltiges Opus 5 gegenübergestellt. Dabei kann man sich kaum einen besseren Sachwalter der Komponisten am Pult der flexibel engagieren Staatskapelle vorstellen als Lothar Koenigs. Der aus Aachen Stammende ist regelmäßig am Pult der Münchner Staatsoper oder in Zürich zu erleben. Von 2009 bis 2016 war er Music Director der Welsh National Opera Cardiff. Schon bei Faurés sich dem äußeren Drama weitgehend verschließender Musik verblüfften der geschmeidige Streicherglanz und die atmosphärisch stimmigen Nuancen des Spiels der Staatskapelle. Faurés feingesponnene Musik verweigert sich dem äußerlichen Effekt, sie muss in ihrer Zartheit zum Blühen gebracht werden. Die milden Moll-Farben der Suite wurden von Koenigs mit detailreichem Leben erfüllt. Schönbergs Ansatz ist ein anderer. Die Symphonische Dichtung ist seine erste große Orchesterkomposition. Es ist ein Werk der kontrollierten Ekstase mit der Liebesszene von Pelléas und Melisande im Zentrum. Der Dirigent lichtete den Klang immer wieder auf, ohne die dynamische Höhepunkte zu vernachlässigen, spürte Details und den Schichtungen der Musik nach, gab den raffinierten Bläsereinwürfen dank der gut besetzten ersten Orchesterpulte genügend Raum. Er entwickelte aus der Logik der Komposition heraus ein inneres Drama, das einen Sog erzeugte, dem der Hörer sich nicht entziehen konnte.

x