Rheinpfalz „Das war der Dank des Vaterlandes“

Otmar Weber (Vierter von rechts) begab sich für knapp zwei Stunden mit den Teilnehmern auf eine Reise in die Zeit des Nationalso
Otmar Weber (Vierter von rechts) begab sich für knapp zwei Stunden mit den Teilnehmern auf eine Reise in die Zeit des Nationalsozialismus, nicht ohne Gedankenanstöße zu aktuellen Themen zu geben.

Anlässlich des offiziellen internationalen Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus versammelten sich am Samstag rund 25 Bürger am Gefallenendenkmal in der Ortsmitte. Unter dem Titel „Erinnern – Gedenken – Mahnen“ gab der Dahner Historiker Otmar Weber entlang der Stolpersteine Einblicke in die Schicksale von Dahner Juden.

Weber hat sich der Forschung über jüdisches Leben in der Pfalz und ganz besonders im Dahner Raum verschrieben. Durch den Kontakt mit Zeitzeugen und Nachkommen ehemaliger jüdischer Mitbürger ist es ihm gelungen, eine umfassende Sammlung von Material zusammenzutragen. Erinnern, mahnen, gedenken, um daraus Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen ist, ihm ein Herzensanliegen. Eindringlich schilderte er die Lebensgeschichten von Dahner Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Aus aktuellem Anlass nahm er deutlich Bezug zu den jüngsten Ereignissen in Dahn und bezog Stellung zum Ansinnen des Landesvorsitzenden der NPD des Saarlandes, Peter Marx, der das ehemalige Lokal „Zum Jungfernsprung“ kaufen will (die RHEINPFALZ berichtete am Samstag). Das Kriegerdenkmal hatte Weber bewusst als Startpunkt ausgewählt. „Wir sind hier unweit des Gebäudes, das Marx erwerben möchte, und unweit des Gebäudes, das die NPD bereits im Jahr 2005 versucht hatte zu kaufen. Damals waren hier am Denkmal rund 120 Dahner Bürger samt Bürgermeister auf die Straße gegangen und hatten gegen dieses Ansinnen demonstriert“, erzählte Weber und reichte die Zeitungsberichte herum. Am Denkmal sind die Namen von drei jüdischen Bürgern eingraviert, die im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten. Weber schilderte beispielhaft die Geschichte von Siegmund Kullmann, der bei Ausbruch des Krieges 1914 bereits in die USA emigriert war. Kullmann habe in Briefen von seinem Vater aus Dahn erfahren, dass das Deutsche Reich in Not sei und er schrieb dem Vater zurück: „Liewer Vadder, ich komme mit dem nächsten Schiff, um dem Kaiser siegen zu helfen.“ Der Brief existiere noch, sagte Weber: „Patriotischer ging es nicht, aber dies alles sollte ihnen später nichts nutzen.“ Drei Wochen nach Kriegsbeginn war Kullmann für das Vaterland gefallen, sein Vater wurde später mit 86 Jahren deportiert und kam ums Leben. „So der Dank des Vaterlandes“, sagte Weber. Die Veranstaltungsteilnehmer waren sehr interessiert, immer wieder musste Weber Zwischenfragen beantworten. Emilia Breiner war mit 14 Jahren die jüngste Teilnehmerin und mit den Großeltern aus Pirmasens gekommen. „Das Thema interessiert mich sehr. Ich war auch in der Anne Frank Ausstellung in Pirmasens gewesen, und als mein Opa mir vorgeschlagen hatte, hierher zu fahren, fand ich das eine gute Gelegenheit, mich zu informieren“ sagte sie. In einem ausführlichen Vortrag, der wetterbedingt in der Katholischen Kirche stattfand, informierte Weber über die Lebens- und Leidensgeschichten der Dahner Juden. Mit der Besichtigung der ehemaligen Synagoge endete die Veranstaltung.

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