Rheinpfalz Das Wunder vom doppelten Keimskreuz

Reichlich irritiert stand Manfred Wohl vom Vorstand des Lemberger Pfälzerwald-Vereins am Samstag vor dem bereits erneuerten Keim
Reichlich irritiert stand Manfred Wohl vom Vorstand des Lemberger Pfälzerwald-Vereins am Samstag vor dem bereits erneuerten Keimskreuz.

«Lemberg.» Ein Wunder ist geschehen. Das hat sich am Samstag vielleicht auch die Truppe des Lemberger Pfälzerwald-Vereins (PWV) für einen Moment gedacht, als sie das neue Keimskreuz im Wald bei Lemberg errichten wollte, das an den Mord an einem Wildhüter am 15. Mai 1870 erinnern soll. Denn das Kreuz stand nämlich schon strahlend neu an der Stelle, wo vor wenigen Wochen noch die maroden Reste seines Vorgängers lagen. Die Lemberger Pfälzerwäldler hatten sich so auf den Tag gefreut. Prosecco war kalt gestellt, obwohl am Samstag eher Glühwein angesagt gewesen wäre. Alles war bestens vorbereitet. Schon lange vor dem Tag hatte der Vorstand bei Gemeinde und Forst angefragt, ob der Verein das als Keimskreuz bekannte Kreuz wieder herstellen dürfe. Vom Forst sei keine Antwort gekommen, erzählt Carola Graf, die Vorsitzende des Vereins. Dafür habe sich die Gemeinde gemeldet und ihr Einverständnis mitgeteilt. Die Pfälzerwäldler machten sich also ans Werk, bestellten bestes Eichenholz für 500 Euro, kümmerten sich um die Befestigung im Boden und Karlheinz Groß, der Markierungswart des Vereins, investierte zwei Dutzend Arbeitsstunden, um das Kreuz fachgerecht mithilfe eines Zimmermanns für den großen Tag vorzubereiten. Am Samstagmorgen zu früher Stunde machte sich die Truppe schließlich auf den Weg, um das Kreuz an dem Ort aufzustellen, wo 1870 der Wildhüter Friedrich Keim von einem Wilderer laut damaligem Zeitungsbericht „meuchlings erschossen“ worden sein soll. Der Täter wurde übrigens damals gefasst, wobei die Zeitung nicht vermeldete, was mit ihm geschehen ist. Doch welche Überraschung mussten die Pfälzerwäldler erleben? Das Kreuz stand schon nigelnagelneu und trotz leichten Schneetreibens in der Morgensonne leuchtend an just der Stelle, wo eigentlich das von Groß vorbereitete Kreuz hin sollte. Kein Prüffall für den Vatikan Der Gedanke an eine übersinnliche Erscheinung oder gar ein Wunder erledigte sich beim näheren Blick auf das Kreuz jedoch schnell. Dort ist vermerkt: „Forstamt Westrich, IB, Julius Wenzel“. Nun mag es sein, dass ein Forstamt – und sicher auch das Forstamt Westrich – öfter mal für Wunder sorgt, wenn beispielsweise Aufträge viel schneller erledigt werden, als gedacht. In diesem Fall jedoch dürfte die Ursache eher in einer schlichten Kommunikationspanne gelegen haben und kein Prüffall für den Vatikan sein, wie auch Manfred Wohl, der stellvertretende Vorsitzende des PWV, einräumt. Das Forstamt war einfach fixer. Die Truppe des Vereins nahm es mit Humor, leerte die Proseccoflaschen trotz nicht getaner Arbeit und rätselt nun, was mit dem doppelten Keimskreuz passieren soll. Eine Aufrichtung an anderer Stelle wäre möglich, meinte Wohl. Die Einlagerung als Ersatz für das jetzt errichtete Kreuz wäre auch eine Lösung, meinte Karlheinz Groß. Immerhin hat das Vorgängerkreuz gerade mal 15 Jahre gehalten. Bleibt also genug Zeit, um den Ersatz in ferner Zukunft entsprechend zu kommunizieren und abzusprechen.

x