Kultur Südpfalz Der Dichtung Leben verliehen

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Joseph von Eichendorffs Gedichten gewidmet war der Liederabend im Herrenhaus Edenkoben, eine nicht häufig gebotene Gelegenheit, Robert Schumanns 1840 entstandenen Liederkreis op. 39 ganz hören zu können. Hinzu kamen zwölf als Kontrast gesetzte Kompositionen von Hugo Wolf nach Eichendorff aus dem Jahr 1889.

Der in Musikzentren weltweit als Opern- und Konzertsänger bekannte Bariton Andreas Schmidt beeindruckte sowohl durch werkgetreue Interpretation als auch durch die angenehme, samtige Klangfarbe seiner Stimme von ausgeprägtem Format. Die junge finnische Pianistin Pauliina Tukiainen, spezialisiert auf Schumann- und Wolf-Wiedergaben, begleitete am Flügel einfühlsam und zunächst, den Vorgaben geschuldet, dezent, spielte schließlich bei den Wolf-Liedern ihr künstlerisch großes Talent weidlich aus. Eichendorff soll über seine von Schumann in Musik gesetzte Poesie geurteilt haben, Schumanns Liedform habe seiner Dichtung erst Leben verliehen. Schumann hat seinen Liederzyklus ohne Eichendorffs Beeinflussung zusammengestellt, wobei er auch Gedichte verwendete, die in Erzählungen und Romanen Eichendorffs vorkommen. Vermutet wird, so auch Schmidt in seiner Einführung, Schumann habe in der Anordnung der Lieder eine Zweiteilung vorgenommen, zunächst die mit den typisch romantischen Bildern, Waldeinsamkeit, Mondschein, Sehnsucht, im zweiten Teil die Betonung auf Schmerz, Wehmut, Entsagung, Bedrohung. Darüber ließe sich streiten. Jedenfalls passte sich Schmidt der in den Texten wiedergegebenen Stimmung prägnant, ausdrucksstark und variierend an, so im „Waldgespräch“ aus dem Roman „Ahnung und Gegenwart“, in dem das Motiv der Loreley aufgegriffen wird, der unentrinnbare Liebeszauber, oder in der „Mondnacht“. Sie wird gerne als für Eichendorffs Dichtung repräsentativ gesehen, in der die Sehnsucht nach dem Entrückten, nach der Unendlichkeit den Zwiespalt der romantischen Seele offenkundig werden lässt. Die von den beiden Künstlern interpretierten Lieder Hugo Wolfs waren von subtiler Deklamation bis hin zur Theatralik beherrscht. Schmidts Stimme wandelte sich zur Kraftfülle, die ihr zuvor von Schumann nicht zugestanden worden war. Die Klavierbegleitung verselbstständigte sich zu eigenen, aber durchaus dem Charakter der Dichtung entsprechenden Motiven. Sie gewährte der Pianistin, ihren unabhängigen Part spielen zu dürfen. Die Zugabe, Wolfs „Die Nachtblume“, klang dann doch wieder sehr nach Schumann. |ppo

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