Rheinpfalz Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend

Es geht derzeit zu wie in einem Ameisenhaufen im „Stabsgebäude 1“ der ehemaligen Kaserne. Die Vorbereitungen für die Ankunft der ersten Flüchtlinge laufen auf Hochtouren. Die Hilfsbereitschaft ist groß, aber die Koordination der Vorbereitungen stellt die Verantwortlichen derzeit vor kaum zu bewältigende Herausforderungen. Und so sieht man sie kaum noch ohne Handy am Ohr: Einrichtungsleiter Martin Ziemer und Daniel Pfeiffer vom Roten Kreuz rotieren förmlich, um alles für die Flüchtlinge vorzubereiten. Aber auch Bastian Drumm von der Kontaktstelle Holler und Sandra Feltes, Lehrerin aus Kusel, sind sehr rege in Sachen Koordination und Organisation. Unter den ehrenamtlichen Helfern hat sich mittlerweile eine von Feltes initiierte „WhatsApp“-Gruppe gegründet, der mehr als 50 Menschen angehören – Tendenz steigend – und in der fast minütlich die neuesten Informationen ausgetauscht werden. Auch gestern Vormittag hatten sich wieder mehr als 30 Ehrenamtliche in der ehemaligen Kaserne und einige weitere im Sozialkaufhaus versammelt, um zu helfen – obwohl erneut keine Betten zum Aufbauen da waren. „Es ist sehr schwer, das alles zu koordinieren. Dass so viele Helfer da sind, ist klasse, denn es ist mühsam, die ganzen Sachen zu sortieren – aber dank der vielen helfenden Hände kommen wir doch gut voran“, zeigt sich Monika Klein, Ehrenamtskoordinatorin des Roten Kreuzes, erfreut. In der Tat ist jede Menge zu tun, auch wenn die Helfer zwischendurch immer mal wieder zum Nichtstun verdammt sind, etwa weil die nächste Fuhre an Spenden aus dem Sozialkaufhaus gerade auf sich warten lässt. Aber es dauert nie wirklich lange, dann hält das nächste Auto vor dem ehemaligen Stabsgebäude – und sofort schwärmen die Helfer aus, um kistenweise Kleidung, Bettzeug oder Spielsachen in das Gebäude zu tragen. Im Inneren werden die Spenden dann in verschiedenen Räumen ausgepackt und sortiert. Einige Helfer haben sich sogar eigens Urlaub genommen. Beispielsweise Jakob Mosgold aus Biebelsheim im Landkreis Bad Kreuznach: „Ich bin über Facebook darauf aufmerksam geworden, dass helfende Hände gebraucht werden. Zuerst war nicht klar, ob ich Urlaub bekomme. Als mein Chef aber hörte, warum ich mir freinehmen möchte, hat er mir den freien Tag gerne genehmigt.“ Aus dem saarländischen Haupersweiler ist Jan Kermann gekommen – und er hat einen klaren Grund für sein Engagement: „Mich haben die ganzen Nachrichten aus Heidenau und von anderen derartigen Vorfällen aufgeregt, und ich wollte einfach ein Zeichen setzen, dass es auch anders geht.“ Bereits am Dienstag waren etwa 30 Helfer gekommen, weil sie die Betten aufbauen wollten, die an diesem Tag ankommen sollten. Doch die Lieferung verzögerte sich. Und auch gestern sah es zunächst so aus, als sollten die ersten Betten erst am heutigen Donnerstag ankommen. Doch Einrichtungsleiter Ziemer schaffte es irgendwie, Betten aus der Heinrich-Hertz-Kaserne in Birkenfeld aufzutreiben. 110 Doppelstockbetten. Platz für 200 Menschen. Also wurden in Windeseile drei Laster organisiert, Fahrer gesucht und die Betten aus Birkenfeld abgeholt. Als die dann ab 16 Uhr in Kusel eintrafen, strömten die Helfer geradezu. Rund 80 dürften es gewesen sein (Ziemer: „Das ist überwältigend.“), die am späten Nachmittag abladen und aufbauen halfen. Heute Vormittag kommen weitere 50, dazu jede Menge Matratzen und Bettwäsche. Auch da werden wieder Helfer gebraucht. Fertig ist auch die Bodenplatte für das 200-Mann-Zelt, in dem weitere Flüchtlinge Unterkunft finden sollen. Wann die nun in Kusel eintreffen, ist unklar. Ziemer schätzte gestern Abend, dass es am Freitag soweit sein könnte. Zuvor muss nämlich heute noch unter anderem der Brandschutz überprüft werden. Auch stehen noch Formalien an. Das dauert. Für Freitag hat sich übrigens auch Integrationsministerin Irene Alt angesagt, um die Bemühungen in Kusel selbst in Augenschein zu nehmen. Damit die vielen freiwilligen Helfer bei Kräften bleiben, sorgte das Rote Kreuz bereits am Morgen für Kaffee, Brezeln und Kaffeestückchen. Im Laufe des Vormittags brachte ein Lastwagen zehn Kisten Mineralwasser, und zur Mittagszeit traf eine große Kiste mit belegten Brötchen ein – beides gestiftet von der IG Kusel.

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