Kultur Südpfalz Die Seele der Kantorei

Lore Herberger, hier in der Landauer Stiftskirche, ist gleichsam die Inkarnation des kirchlichen Ehrenamts.
Lore Herberger, hier in der Landauer Stiftskirche, ist gleichsam die Inkarnation des kirchlichen Ehrenamts.

Für Lore Herberger war es ein denkwürdiger Gottesdienst. Nach 70 Jahren im aktiven Chordienst der Landauer Kantorei hat sie sich auf eigenen Wunsch in den „Ruhestand“ begeben. Und wurde vom scheidenden Chorleiter Stefan Viegelahn herzlich und unter großem Beifall verabschiedet.

Mit zwölf Jahren als Präparandin begann ihre Chorlaufbahn, sechs Chorleiter habe sie „verschlissen“, wie sie das mutterwitzig ausdrückt. Über Jahrzehnte war sie so etwas wie die Seele der Kantorei. Ist es bis heute irgendwie geblieben. Und hat es geschafft, Tochter und Enkeltöchter ebenfalls fest in der Stiftskirchenmusik zu integrieren. „Die Stimme tut nicht mehr so“, kommentiert sie ihr Ausscheiden lapidar. Lässt gleichzeitig keine Zweifel aufkommen, dass sie den Rest der – gefühlt – zwei Dutzend Ehrenämter noch eine Weile weiter bedienen werde. Denn Herberger ist – etwas pathetisch ausgedrückt – so etwas wie die Inkarnation des kirchlichen Ehrenamts schlechthin. Über 30 Jahre hat sie die Geschicke ihrer Stiftskirchengemeinde als Presbyterin mitgestaltet (1972 bis 2002), hat 17 Jahre lang Kindergottesdienste gehalten, ihre Teams selbst zusammengestellt und angeleitet, war in der Vorbereitung der Bibelwochen engagiert und hat bei einer Jahrzehnte langen Reihe von Gemeindefesten die Bewirtung fest in die Hand genommen. Des Weiteren sorgte sie für die liebevolle Zurichtung des Osterfrüh-stücks und war in der Theatergruppe der Matthäuskirche engagiert. Heute, sagt sie, kümmere sie sich „nur“ noch um die alljährliche Organisation der „Goldenen Konfirmation“, helfe beim Verteilen des Gemeindebriefs, engagiere sich im Förderverein für die Kirchenmusik – ganz tatkräftig, wie jeder Musikfestbesucher bestätigen kann. Und natürlich „hütet“ sie, wie schon während der vergangenen 20 Jahre, in den Monaten April bis Oktober einmal wöchentlich ihre Stiftskirche. Führt Touristen herum, beantwortet Fragen. Bis vor Kurzem hat sie im Altenheim Bethesda alte Damen betreut, ihnen schon mal einen Behördengang abgenommen, sie mit ihrem Mercedes zum Arzt kutschiert oder einfach ein bisschen erzählen lassen. „Sich Zeit nehmen für andere Menschen“, das sei heutzutage beklagenswert unüblich geworden. „Ich lass mich von Terminen nicht unter Druck setzen – wenn es um Menschen geht, müssen andere Dinge warten können“, lautet ihr Credo. Niemals habe sie etwas als Last empfunden, stets alles mit Freude und Neugierde getan und auf die nächste Aufgabe gewartet.

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