Rheinpfalz Diesel-Affäre belastet Corning

Malu Dreyer (links) besucht das Corning-Werk. Beim Rundgang mit dabei sind (vorne von links): Andreas Schmidt, Thomas Neuberger,
Malu Dreyer (links) besucht das Corning-Werk. Beim Rundgang mit dabei sind (vorne von links): Andreas Schmidt, Thomas Neuberger, Klaus Wellstein. Mitarbeiter Michael Gerigk erlärt seine Aufgabe.

Die Abgas-Affäre um manipulierte Diesel-Motoren verschiedener Autohersteller ist für Zulieferer Corning Risiko und Chance zugleich. Gestern hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer das Werk im Stadtteil Einsiedlerhof besucht und mit den Führungskräften über die Zukunftsaussichten gesprochen.

Der weltweit tätige Konzern Corning betreibt in Kaiserslautern ein Werk der Umwelttechnologie-Sparte. Über 500 Mitarbeiter stellen auf rund 20.000 Quadratmetern Katalysatoren und Partikelfilter für Fahrzeuge aller Art her. Bis 2018 wird sich die Produktionsfläche in Kaiserslautern fast verdoppeln, der riesige Rohbau steht schon. Anfang 2018 sollen erste Fertigungslinien in Betrieb gehen. Dort sollen Filter für Benzinmotoren produziert werden. „Das ist der Grund für unsere Erweiterung“, sagt Corning-Geschäftsführer Klaus Wellstein: „Wir haben hier am Standort ein hohes Produktionsniveau.“ Das Werk in Kaiserslautern müsse sich nicht nur gegen externe Mitbewerber behaupten, sondern auch „konkurrenzfähig gegenüber unseren Schwesterwerken sein“. Auch das ein Grund für die großflächige Erweiterung. Ob sich die fast 100-Millionen-Dollar-Investition rechnet, das treibt die Führungskräfte des Lauterer Industriebetriebs momentan um. Thomas Neuberger von Corning: „Wir sind schon nervös, bei einer solchen Investition und der Diesel-Diskussion derzeit.“ Corning fertigt in Kaiserslautern schließlich Produkte für Diesel- und Benzinfahrzeuge. Wellstein fürchtet, dass die Nachfrage durch die Diesel-Affäre zurückgeht – „und wir haben keine Ahnung, wohin die Reise geht“. Es sei extrem schwer zu planen, wenn man den Markt nicht einschätzen könne. Schon ein Anteil von 20 Prozent elektrisch betriebener Autos in Deutschland wirke sich massiv auf Corning aus, prognostiziert Geschäftsführer Wellstein. Dreyer beschwichtigt: „Wie schnell die Transformation hin zu E-Autos oder Hybridfahrzeugen geht, das kann keiner sagen.“ Für die Ministerpräsidentin ist es unverständlich, dass die Fahrzeugbauer nicht schon früher auf die Corning-Technologie setzten. „Warum sind ihre Filter nicht standardmäßig verbaut“, will Dreyer wissen. Dann hätte es den Skandal vielleicht nicht gegeben. Wellstein: „Das ist eine Geldfrage. Der Kostendruck bei der Autoindustrie ist groß.“ Einig ist sich die Runde, dass die Diesel-Affäre ein „unglaublicher Imageverlust für die Autobranche“ ist. Die Corning-Produkte könnten maßgeblich dazu beitragen, das Vertrauen der Verbraucher in Diesel-Fahrzeuge zu stärken. Das könne eine große Chance für das Unternehmen sein. Dreyer: „Die Automobilbranche muss jetzt zeigen, dass sie Diesel auch anders kann.“ Die geforderten Abgaswerte müssten erfüllt werden. Um verlorenes Vertrauen gut zu machen, seien saubere Diesel und eine ordentliche Behandlung der Verbraucher wichtig. „Und Corning liefert den Autobauern das Zubehör, um die Abgaswerte einzuhalten“, konstatiert Dreyer. Sollten die Automobilhersteller die Dieselfahrzeuge nicht nur mit einer Software, sondern auch mit neuer Hardware nachrüsten müssen, biete das für Corning viel Potenzial. Dreyer: „Nachrüstung bleibt weiterhin ein Thema.“ Damit beschäftige sich derzeit eine der Arbeitsgruppen im Verkehrsministerium. Die Frage, wie es langfristig weitergeht, treibt laut Neuberger auch die Mitarbeiter um, die wissen wollten, ob sie in zehn, 15 Jahren noch einen sicheren Arbeitsplatz bei Corning hätten. Dreyer: „Sie sind gut aufgestellt, lassen Sie sich keine Angst machen.“

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