Rheinpfalz Diesel-Einfahrt in die Rosenstadt schwerlich zu verbieten

Das Bundesverwaltungsgericht hat sein Diesel-Urteil gefällt. Seit Dienstag ist klar: Fahrverbote für dieselbetriebene Fahrzeuge sind möglich. Das wirft die Frage auf: Dürfen bald auch in kleineren Städten wie etwa in Zweibrücken keine Diesel-Autos mehr fahren? Dort ist ein Verbot schlecht möglich. Weil nicht zu prüfen ist, ob Grenzwerte überschritten werden.

Bevor ein Fahrverbot verhängt werden könnte, müsste erst einmal ermittelt werden, ob in Zweibrücken überhaupt Grenzwerte nicht eingehalten werden. Das Problem: Es gibt in Zweibrücken keine einzige offizielle Messstation. Das will ein in Stuttgart gestartetes, deutschlandweit tätiges Mess-Netzwerk ändern. Feinstaub-Messstationen in Eigenbau entstehen derzeit in ganz Deutschland. Auch am Zweibrücker Kreuzberg findet sich eine. Der Haken: Die Kreuzberg-Station liefert hohe Werte, die nicht stimmen können. 30 offizielle Messstationen betreibt das Landesamt für Umweltschutz in Rheinland-Pfalz. Die vier nächstgelegenen stehen in Dunzweiler, in Pirmasens, im Wald bei Merzalben und in Kaiserslautern am Rathaus. Das Umwelt-Amt hat Zweibrücken nicht mit einer Messstelle berücksichtigt. Die Rosenstadt sei nicht bedeutsam genug für eine eigene Messstation, erklärt Gerd Plachetka vom Landesamt für Umweltschutz. Kessellagen, Ballungsräume, aber auch reine Wälder seien für die 30 bestehenden Stationen ausgewählt worden. Das Fehlen von Messstationen und die aus Bürgersicht falsche Standortwahl haben Studenten und Ingenieure in Stuttgart und Umgebung zum Anlass genommen, ihr eigenes Messnetz aufzubauen. Der Open knowledge Lab Stuttgart, abgekürzt OK Lab, betreibt eine Internetseite, auf der mehr als 3000 Messsensoren weltweit abgerufen werden können. „Open knowledge“ lässt sich mit offenes Wissen übersetzen. Schwerpunkte der privaten Messstellen sind Stuttgart, das Ruhrgebiet, Frankfurt, Berlin. Mit Hilfe des Netzwerks haben aber auch Interessierte aus ländlichen Gebieten ihren eigenen Sensor gebaut und angeschlossen. Sie liefern Daten beispielsweise aus Dahn, Linden im Kreis Kaiserslautern, Altheim im Saarpfalz-Kreis und eben auch vom Zweibrücker Kreuzberg. OK Lab verrät nicht, wer die Stationen betreibt, wie Jan Lutz, Leiter des OK Lab, selbst bedauert. Man habe den Betreibern Datenschutz zugesichert. Lutz wollte auch keinen Kontakt zum Betreiber der Zweibrücker Station herstellen, da private Feinstaub-Messer in der Regel anonym bleiben wollten. Folge: Die Messungen sind nicht belastbar, weil sie nicht geprüft werden können. Manche Messstellen dürften genau und verlässlich arbeiten, wie das Beispiel des Dahner Sensors am Büttelwoog zeigt. Dort wurde am Dienstag ein Wert von acht Mikrogramm pro Kubikmeter Luft registriert. Die Höchstwerte der vergangenen Woche sowie vom 8., 9. und 21. Februar des Dahner Sensors decken sich mit den Ergebnissen der offiziellen Pirmasenser Station. Am 8. Februar wurde in Pirmasens mit 63 Mikrogramm (Tagesmittelwert) der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft für Partikel von weniger als zehn Mikrometern überschritten und in Dahn mit 69 Mikrogramm ein ähnlich hoher Wert gemessen. Behörden sind zum Handeln verpflichtet, wenn der Grenzwert 35 Mal im Jahr überschritten wird. Das war in Pirmasens bisher nicht der Fall. 2017 wurde dort der Grenzwert fünfmal überschritten, 2018 bisher einmal. Der Zweibrücker Sensor kämpft wohl noch mit der Eichung. Dort werden fast nur Werte gemessen, die überm Grenzwert liegen. Würden die ins Internet gestellten Werte zutreffen, wäre Zweibrücken Luftnotstandsgebiet: Am Dienstag beispielsweise lag der Zweibrücker Wert bei 87 Mikrogramm und am 8. Februar bei 300 Mikrogramm, was auf dem Niveau eines Smogtages in Peking liegt. Die fehlende Eichung ist laut Gerd Plachetka vom Landesamt für Umweltschutz das Hauptproblem privater Mess-Netzwerke. „Das können die gar nicht leisten“, gibt er zu bedenken. Zuverlässige Werte könnten mit solchen Stationen nicht ermittelt werden. Der Ausbau des privaten Feinstaub-Messnetzwerks geht dennoch weiter. Der Dahner Sensor war Nummer 1974 von aktuell 3239 Sensoren weltweit. Im Februar kam der Sensor in Linden dazu, der ähnliche Werte wie Dahn liefert. Internet —Die offiziellen Messstationen des rheinland-pfälzischen Landesamtes für Umweltschutz finden sich im Internet auf www.luft-rlp.de —Die Messstationen des OK Lab und ihre Ergebnisse finden sich auf einer Karte unter der Internetadresse https://luftdaten.info/

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