Rheinpfalz Ehemänner in Qualen: »Lamento« in Schwetzingen

Sänger in der Unterwelt: Jacob Lawrence (Mitte) als Orfeo, Anastasia Terranova (Euridice), Kai Wessel (Pluto).
Sänger in der Unterwelt: Jacob Lawrence (Mitte) als Orfeo, Anastasia Terranova (Euridice), Kai Wessel (Pluto).

„Lamento“ – Klage – heißt ein am Baseler Gare du Nord, dem „Bahnhof für Neue Musik“, entwickeltes Musiktheaterprojekt, das zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Werke miteinander verquickt.

Nämlich eine der frühesten Opern überhaupt, Claudio Monteverdis 1607 in Mantua uraufgeführten „Orfeo“, und Salvatore Sciarrinos Kammeroper „Luci mie traditrici“ (dt. Meine trügerischen Augen) aus dem Jahr 1998. Ein an der Schnittstelle zwischen Renaissance und Frühbarock entstandenes Werk trifft also auf postmodernistische Avantgarde des späten 20. Jahrhunderts. Wobei eine inhaltliche Klammer durchaus gegeben ist. Denn beide Opern fokussieren Paarbeziehungen im Ausnahmezustand, allerdings quasi mit konträrem Verlauf: Während Monteverdis trauernder Orfeo seine verstorbene Gattin aus der Unterwelt zurück ins Leben holen und somit den Tod überwinden will, tötet Sciarrinos Graf seine treulose Gemahlin und ihren Liebhaber, im vollen Bewusstsein, dass er von nun an „in Qualen leben“ wird. Das von Sciarrino höchst artifiziell gestaltete Eifersuchtsdrama verweist zudem zurück auf Monteverdis Zeit, indem der Stoff nämlich der Biografie des Komponisten Carlo Gesualdo (1566-1613), eines Zeitgenossen Monteverdis, entnommen ist.

Oper für Fortgeschrittene

Konzipiert wurde diese Paralleldramaturgie emotionaler Grenzzustände von Regisseurin Désirée Meister; zum Ensemble gehört unter anderem der renommierte Countertenor Kai Wessel. Im Rahmen des Festivals „Mannheimer Sommer“ gastiert „Lamento“ im Schwetzinger Rokokotheater.


Info

»Lamento« – Do 19.7. und Fr 20.7. jeweils um 20 Uhr, Schwetzingen, Schloss, Rokokotheater, Karten: www.nationaltheater-mannheim.de, Telefon 0621-1680150.

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