Karlsruhe Ehrenbürger Hitler: In Durlach hat man ganz vergessen, sich loszusagen

In der NS-Zeit machten viele Städte Adolf Hitler zum Ehrenbürger, einige wie Durlach haben das noch nicht offiziell zurückgenomm
In der NS-Zeit machten viele Städte Adolf Hitler zum Ehrenbürger, einige wie Durlach haben das noch nicht offiziell zurückgenommen.

Viele Städte überlegen, Straßen umzubenennen, die das Gedenken an historische Persönlichkeiten hoch halten, wenn deren Weste heute nicht mehr so weiß scheint wie einst angenommen. Landau etwa tilgt Hans Stempel aus dem Stadtbild, der sich für NS-Kriegsverbrecher eingesetzt hat. In Durlach dagegen hat immer noch einen besonderen Ehrenbürger: Adolf Hitler.

Was klingt wie ein Treppenwitz der Geschichte, ist Realität: Wie das Generallandesarchiv Karlsruhe mitteilt, trug 1933 die damals selbstständige Stadt Durlach Reichskanzler Adolf Hitler, Reichspräsident Paul von Hindenburg und dem badischen NSDAP-Gauleiter Robert Wagner die Ehrenbürgerschaft an. Rückgängig gemacht hat die Verleihung bis heute niemand – auch nicht die Rechtsnachfolgerin, die Stadt Karlsruhe.

Als die Nationalsozialisten 1945 Deutschland in Schutt und Asche gelegt hatten, beeilten sich viele deutsche Kommunen, NS-Größen die im „Dritten Reich“ verliehene Ehrenbürgerwürde wieder zu entziehen. Karlsruhe tat dies 1946. Im Fall von Paul von Hindenburg brauchte man dafür freilich 73 Jahre, ehe der Gemeinderat am 11. Dezember 2018 dem zweiten deutschen Reichspräsidenten und Totengräber der Weimarer Republik wegen dessen Mitschuld am Untergang der ersten deutschen Republik die bereits 1915 verliehene Ehrenbürgerwürde aberkannte.

Mancherorts wurde die 1933 eilfertig ausgesprochene Ehrenbezeugung schamhaft verschwiegen oder gleich vergessen – so auch in Durlach. Mit der Eingemeindung nach Karlsruhe 1938 gerieten die Verleihungen in Vergessenheit. So auch die Auszeichnungen in Welschneureut und Teutschneureut, heute beides Ortsteile des Karlsruher Stadtteils Neureut.

René Gilbert, Historiker und Archivar am Generallandesarchiv, hat die Hintergründe dieser erstaunlichen Versäumnisse aufgedeckt. Nachlesen kann man dies in Band 170 der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.

Lesezeichen

René Gilbert: „Ex-Ehrenbürger, Ex- Straßennamensgeber, Ex-Schulnamensgeber. Paul von Hindenburgs Beziehung zu Karlsruhe“ in „Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 170 (2022).

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