Rheinpfalz „Ein Gleichnis, ein Bild aus Glas“

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Einen passenderen Termin als das Osterfest hätte die protestantische Kirchengemeinde Miesau nicht finden können: Am Montag wurden im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes mit Abendmahl die neuen, aus Spenden- und Stiftungsgeldern finanzierten, Fenster des Künstlers Johannes Schreiter im Altarraum eingeweiht. Kirchenpräsident Christian Schad war zu Gast und wählte eines der Motive, die Emmaus-Geschichte, zum Thema seiner Predigt.

Vier der fünf neuen Schreiter-Fenster sind fertiggestellt und montiert. Sie stellen die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi, die Geschichte der beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus sowie den Befehl zur Mission dar. Die modernen Interpretationen bilden mit ihren Farbnuancen ein harmonisches Ganzes mit dem Interieur des Gotteshauses. Ihr golden-wärmender Schein wird durch Sonnenlicht verstärkt. In seiner Predigt zur Einweihung stellte Schad die biblische Erzählung über die Emmaus-Jünger, die sich nach der Kreuzigung des Gottessohnes enttäuscht und ohne Hoffnung von Jerusalem auf den Weg nach Emmaus machen, in den Mittelpunkt. Als der Auferstandene ihnen begegnet und sie ein Stück weit begleitet, erkennen sie ihn der biblischen Schilderung nach erst beim gemeinsamen Abendmahl. Die Geschichte spiegelt sich in den Kirchenfenstern wider: „Unten die enttäuschten, verängstigten Jünger – ausgenommen die vom Auferstandenen überzeugten, hell dargestellten Frauen“, nahm der Kirchenpräsident Bezug auf die Personen, die auf den Fenstern als Quadrate dargestellt sind. Die roten Punkte in ihrem Zentrum symbolisieren die Glut in den Herzen der Gläubigen. Im Mittelfeld treffen sie auf Jesus, der als Begleiter und als Auferstandener zweigeteilt dargestellt wird. Das obere Drittel des Fensters zeigt die Abendmahl-Szene mit den liegenden Jüngern, dem Tisch und dem auffahrenden Gottessohn. „Eine Geschichte, ein Gleichnis, ein Bild aus Glas: Zeichen für das, was sich so schwer fassen und noch schwerer beschreiben lässt“, übertrug der Kirchenpräsident die Geschichte in die Gegenwart. Pfarrerin Ute Stoll-Rummel betonte die Bedeutung des „Miesauer Schreiter-Zyklus“: Er stelle „ein kostbares Stück Kultur für unser Dorfgeschehen“ dar. In dem Bauernbarock-Gotteshaus stehe die Kanzel und somit das Wort Gottes im Mittelpunkt. Mit der Stumm-Orgel werde die Kultur der Musik und nun, mit den Fenstern, auch die der Bildenden Kunst aufgegriffen. „Als Kirche sind wir besonders beauftragt, Kultur zu pflegen und zu fördern“, unterstrich Stoll-Rummel. Als „mutige Maßnahme“ und „etwas Besonderes“ beschrieb Dekan Thomas Holtmann das Projekt. „Wenn so etwas zu schaffen ist, dann hier in Miesau“, lobte er das Engagement der Gemeindeglieder und sorgte damit für Heiterkeit in den fast vollständig besetzten Bänken. Für den Glaskünstler selbst, der dem Gottesdienst beiwohnte, war die Einweihung ebenfalls ein besonderer Moment. „Ich bin dankbar, dass so etwas zustande kommen konnte, sowohl im Rahmen der Kirche als auch im Atelier“, sagte er mit Verweis auf die Entstehung der Fenster in Kooperation mit den Derix Glasstudios in Taunusstein. „Die Vorstellung bleibt ein Stück weit hinter der Realität“, zeigte er sich mit dem Ergebnis zufrieden. Das fünfte Fenster ist bereits fertig und soll in Kürze montiert werden. Anschließend werden die sechs Emporen-Fenster erneuert. Sie sollen in Weiß gehalten und mit einem Motiv im unteren Drittel versehen sein.

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