Kultur Südpfalz Ein letzter Ton zum Abschied

Die Kinderkantoreien Landau und Bad Bergzabern begeistern das Publikum beim Kirchenmusikfest mit dem Musical „Martin Luther“.
Die Kinderkantoreien Landau und Bad Bergzabern begeistern das Publikum beim Kirchenmusikfest mit dem Musical »Martin Luther«.

Der große Saal des Gemeindehauses am Stiftsplatz in Landau reichte für den Besucherandrang am Sonntag nicht: Vom Foyer und durchs geöffnete Fenster verfolgten die Gäste das Kinder-Musical „Martin Luther“. Die Aufführung war der Höhepunkt des gelungenen Kirchenmusikfestes, das mit einem Gottesdienst und einer Verabschiedung des bisherigen Bezirkskantors begonnen hatte.

Der Vormittag startete emsig. Zwei Stunden vor Beginn des Gottesdienstes schleppte die Ehrenamtler-Truppe Tische und Bänke, richtete Stände, justierte Sonnenschirme, kühlte Getränke und vieles mehr. Aufbau für das Fest des Fördervereins der Kirchenmusik an der Stiftskirche Landau. Das erste seiner Art. Um 10 Uhr begann der feierliche Gottesdienst. Aus Speyer angereist war Oberkirchenrat Manfred Sutter, Dezernent für Kirchenmusik, um Stefan Viegelahn gebührlich aus dem Kantorenamt zu verabschieden. Er tat es mit großem Lob für hervorragendes kirchenmusikalisches Wirken in knapp neun Jahren Landauer Dienst. Die zahlreich versammelte Gemeinde quittierte Viegelahns Schaffen mit kaum enden wollendem Beifall für den beliebten Kirchenmusiker, der jetzt Professor in Frankfurt ist. Zuvor war der Belobigte selbst zum Laudator geworden indem er mit anrührenden Worten einen weiteren Abschied begleitete: den von Lore Herberger nach 70 Jahren Dienst in der Landauer Kantorei. Musikalisch war der Gottesdienst mit der Predigt von Dekan Stefan Janke üppig ausgestattet: Die Bläserkantorei (Leitung: LPW Christian Syperek), die Jugendkantorei (Leitung: Susanne Roth-Schmidt) und die Kantorei boten Perlen aus ihrem Repertoire. Viegelahn pendelte – ein letztes Mal – virtuos zwischen Orgelbank, Klavier und Dirigentenpult. Wer anschließend im Garten des Gemeindehauses oder auf dem Stiftsplatz einen Sitzplatz ergattert hatte, musste sich sputen, all die von Ulrich Sarcinelli, Vorsitzender des Fördervereins, annoncierten Programmpunkte wahrzunehmen. Nach dem Turm-Auftritt der Bläserkantorei formierte sich die Kantorei mit Volkslied- und Madrigalsätze open-air. In der Kirche groovten die Gast-Ensembles: der Frauenchor „SingContakt“ und das Gitarren-Ensemble „Pälser Saidezerrer“. Als der letzte Ton der brillanten Barock-Performance von Christian Syperek, Trompete, und Stefan Viegelahn, Orgel, verklungen war, trommelten im Gemeindehaus schon die Kinderdarsteller zur Ouvertüre. Es folgte das durch die Kinderkantoreien Landau und Bad Bergzabern spannend in Szene gesetzte Musical „Martin Luther“ von Gerd Peter Münden. Das Stück unter der Leitung von Susanne Roth-Schmidt (Landau) und Vera Steuerwald (Bad Bergzabern) war anrührend und humorvoll. Mit großem Vergnügen verfolgte das Auditorium die neun szenisch und musikalisch fantasiereich ausgestalteten Bilder aus dem Leben des Reformators. Im „Gewittersturm“, im „Augustinerkloster“ oder auf der „Wartburg“ – aus vielstimmigem Kindermund war zu erfahren, was Luther für ein Mensch war. Riesenbeifall. Wer beim Verlassen des Festes genauer hinhörte, wurde auf weitere Höhepunkte im musikalischen Reformationskanon eingestimmt: Aus den oberen Fenstern des Gemeindehauses war unverkennbar Bachs h-Moll-Messe zu hören. Ein gratis Abschiedsständchen der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz, die für ihren Auftritt im Speyerer Herbst probte.

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