Rheinpfalz Ein Netzwerk gegen Armut

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Mannheim. Schöne Tradition aus traurigem Anlass – ab Montag, 28. November, öffnet in der evangelischen Jugendkirche zum neunten Mal die Mannheimer Kindervesperkirche. Bis zum 11. Dezember bekommen hier bis zu 140 Kinder täglich eine warme Mahlzeit und ein Spielangebot. „Wir wollen Kinderarmut sichtbar machen“, sagt Stadtdekan Ralph Hartmann.

Armut sichtbar machen, ohne die betroffenen Kinder dabei zu stigmatisieren – das ist auch im neunten Jahr der Ansatz der Kindervesperkirche, die mittlerweile auch Ableger in Ludwigshafen und als Premiere in diesem Jahr in Heidelberg hat. „Deshalb laden wir die Kinder jeweils im Klassenverband ein“, erklärt Matthias Binder vom Verein „Adler helfen Menschen“, der als Motor der Aktion gilt. „Es ist immer wieder erschreckend, wie viele Kinder in Mannheim kein regelmäßiges Mittagessen bekommen.“ Er ist deshalb stolz auf all das, was aus der zweiwöchigen Schwerpunktaktion entstanden ist. Sommerfreizeiten, Zeltlager und eben die Veranstaltungen in Ludwigshafen und Heidelberg – „all dies wurde durch die Mannheimer Kindervesperkirche ausgelöst“, erzählt der Geschäftsführer des Eishockeyclubs Adler Mannheim, der hinter dem Benefizverein „Adler helfen Menschen“ steht. Besonders stolz sind er und Adler-Hallensprecher Udo Scholz auf die Netzwerke, die aus der Veranstaltung mittlerweile entstanden sind. „Eben gerade hat mich der Manager von Peter Maffay angerufen und mir 500 Karten für den 14. Dezember und Tabaluga in Mannheim zugesagt“, erzählt der unermüdliche 77-Jährige und gibt ein Beispiel dafür, wie dieses Netzwerk funktioniert. „Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt.“ Und alle gemeinsam unterstützten die Aktion gerne – egal ob mit Sachspenden, Geld oder Arbeitskraft. Von all dem bekommen die wenigsten Kinder etwas mit, die am Montag auf Einladung zum Mittagessen im Kirchenschiff erwartet werden – zur Premiere in diesem Jahr gibt es Kartoffeleintopf und Dampfnudeln. „Aber das Essen ist für die Kinder noch nicht einmal das Wichtigste. Viele können gar nicht schnell genug mit dem Essen fertig werden, damit sie anfangen können zu spielen“, erzählt Projektleiterin Ruth Würfel. Das Spiel- und Bastelangebot, unterstützt von den Schülern verschiedener Mannheimer Schulen, ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts. Und auch das Mannheimer Spielmobil ist von Anfang an mit von der Partie. „Wir empfinden mit unserem Barfuß-Erlebnispfad in diesem Jahr eine Schafweide nach“, sagt Leiter Boris Flockerzi. Er und seine Mitarbeiter sind gerne bei der Kindervesperkirche mit dabei, betreuen neben dem Erlebnispfad das Spielangebot im Altarraum. „Es ist ein wunderschöner Ort, um zu arbeiten“, betont er. Stephanie Mayer von der Mannheimer Stadtbibliothek kann das nur bestätigen. „Bis zu 25 Vorlesepaten sind hier vor Ort, lesen den Kindern in der Sakristei vor“, erzählt die Bibliothekspädagogin. Kindervesperkirche ist eben viel mehr als nur Essen. Kindervesperkirche ist zum Beispiel auch Musik. So laden am Samstag, 10. Dezember, ab 19 Uhr die Surf-Rockabilly-Rocker von „The Flames“ zum Benefizkonzert. „Eintritt verlangen wir dafür nicht, sondern wir erbitten Spenden“, sagt Stadtjugendpfarrer Bernd Brucksch. Die Netzwerke rund um die Kindervesperkirche funktionieren.

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