Rheinpfalz „Ein spektakulärer Fall“

Im Prozess gegen den 18-jährigen Somalier, der mit 50 weiteren Piraten im März 2012 vor der Küste von Somalia einen Öltanker gekapert haben und die Crew über zehn Monate auf dem Schiff in Schach gehalten haben soll, sagten gestern vor der Großen Strafkammer beim Landgericht Zweibrücken die Ermittler aus (die RHEINPFALZ berichtete am Dienstag und Donnerstag).

„Das war ein spektakulärer Fall“, sagte der Hauptkommissar vom Landeskriminalamt Niedersachsen. Diese Dienststelle betreibt seit 2010 Ermittlungsarbeit speziell in den Fällen der Piraterie vor der somalischen Küste. Als Besonderheiten sah der Beamte die Größe des Tankers mit 135.000 Tonnen Rohöl an Bord und die geforderte Lösegeldsumme von 13 Millionen US-Dollar, die auch per Hubschrauberabwurf gezahlt wurden. Nur selten sei es Piraten gelungen, ein Schiff mit einem solchen Ausmaß zu kapern. Die Schiffe seien in der Regel mit Stacheldraht gesichert. Der jugendlich aussehende Angeklagte – er wurde von der Gerichtsmedizinerin zur Tatzeit auf 18 Jahre geschätzt – sei als Bewacher nur in untergeordneter Rolle tätig gewesen. Die Angreifer hingegen seien hoch spezialisiert. Sie konnten den Tanker im zweiten Anlauf kapern. Das Schiff habe eine Länge von 275 Metern. Mit vollen Tanks liegt es tiefer im Meer, dennoch mussten gut sieben Metern Höhe überwunden werden. Die Eroberung eines Schiffes müsse hart trainiert werden. Die Kaperung erfordere zudem eine umfangreiche Logistik, denn die in Geiselhaft Genommenen und das Wachpersonal müssten für längere Zeit verpflegt, Angriffe auf das gekaperte Schiff verhindert werden, so der Beamte. In diesem Fall hätten die Piraten Lafetten (fahrbare Gestelle für Waffen) an Bord gebracht. In einem Fall sei es zu einem Hubschrauberangriff gekommen, erklärte Staatsanwalt Christian Horras auf Frage der RHEINPFALZ. Die Piraten hätten zurückgeschossen. Wer den Tanker angegriffen habe, sei nicht zu ermitteln gewesen. Der Prozess wird am 19. Juli fortgesetzt.

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