Kultur Südpfalz Eine Uraufführung für Landau

Am Karfreitag, 14. April, 18 Uhr, wird Stefan Viegelahn - wie mehrfach berichtet, seit Oktober 2016 Professor an der Frankfurter Musikhochschule - ein letztes Mal im konzertanten Rahmen als Leiter vor die Ensembles der Stiftskirche treten. Und auf den Pulten liegt diesmal kein Werk aus dem gängigen Passionskanon, sondern ein brandfrisches, abendfüllendes Oratorium wird erstmals öffentlich erklingen.

Mit dem Kompositionsauftrag der Stiftskirchengemeinde an Gunther Martin Göttsche und der Uraufführung des Passionsoratoriums „Jerusalem“ in Landau geht für Stefan Viegelahn nach eigenem Bekunden ein Herzenswunsch in Erfüllung. Dass das opulent besetzte, rund zweistündige Werk zudem bei den ausführenden Ensembles rundweg begeisterte Resonanz auslöste, beflügelt die Erwartungen zusätzlich. Zu den Eigenarten der kompositorischen Handschrift Göttsches zählt, dass seine modulationsfreudige, rhythmisch prägnante und sehr facettenreiche Tonsprache doch stets dem Gebot sanglicher Stimmführung folgt, sich auch diffizile harmonische Rückungen als organisch und textaffin erschließen. So jedenfalls war es aus Sängerkreisen zu hören. Auch dem Libretto hat Göttsche, dessen sprachliche Sensibilität und Sinn für Dramaturgie vielfach erprobt ist, seine eigene Lesart verpasst. Er formte – ganz unorthodox – die Passionserzählung aus den jeweils markantesten Versen aller vier Evangelien. Für die kontemplativen und kommentierenden Passagen dazwischen plünderte er mit bestechender Stringenz den Fundus Bibel: Psalmen werden zitiert, Jesaja, Sacharja, Hiob, sogar das Hohelied Salomos und Paulus, der Briefdichter, kommen zu Wort. Der Jugendchor singt zudem die insgesamt sieben „Ich bin…..“- Worte Jesu (Johannes-Evangelium), außerdem Liedstrophen nach Martin Luther und Philipp Nicolai. Damit zur Besetzung. Die scheint auf den ersten Blick mit sechs Solisten, großem Chor, Jugendchor, sinfonisch besetztem Orchester, Posaunenchor, Perkussion, zwei Orgeln und Klavier geradezu überbordend. Andererseits gemeindet sie alle „in einem gut aufgestellten Kantorat verfügbaren Ensembles ganz selbstverständlich ein“. So sagt es der Komponist. Dramaturgisch findet die vertraute Struktur Verwendung. Volkes Stimme entäußert sich im Chor, dem ganz im Bach’schen Sinne die Gestaltung der Turbae und damit eine wesentliche dramatische Funktion obliegt. Der Evangelien-Tenor führt durch den Passionsreport, die übrigen Solisten fungieren als Soliloquenten und ariose Partner; die Jesus-Worte wiederum werden von Streichern und Klavier begleitet, ein Klangbild, das sich in das Muster des üppig, in der Manier französischer Romantik besetzten Orchesters fügt. Wunderbar sinnliche, melodienselige Spätromantik leuchtet ebenso nachhaltig auf wie bizarr exaltierte Tonkonvolute und nadelscharfe Rhythmen; Elemente der Filmmusik und des Jazz greifen vor allem, wenn Marimba, Vibrafon und Co. ins Spiel kommen. Es musizieren am Karfreitag Daniel Schreiber, Tenor (Evangelist), Philip Niederberger, Bariton (Christus), Katharina Kunz, Sopran, Sandra Stahlheber, Alt, Rüdiger Linn, Tenor, Mikhail Nikiforov, Bass, die Landauer Kantorei, Jugendkantorei (Leitung: Susanne Roth-Schmidt) und Bläserkantorei (Leitung: Christian Syperek) sowie das erweiterte Südpfälzische Kammerorchester; Gesamtleitung: Stefan Viegelahn. Info Restkarten noch an der Abendkasse.

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