Rheinpfalz Eingeschlossene durch Fenster gerettet

Hagel verwandelte Rumbach in eine Winterlandschaft.
Hagel verwandelte Rumbach in eine Winterlandschaft.

Dahn: 60 Einsätze für die Feuerwehr wegen Unwetters am Sonntag – Ölsperren in Rumbach und der Wieslauter

Großeinsatz für die Feuerwehr: Am Sonntag rückten Wehrleute von 15 bis 0.30 Uhr zu rund 60 Einsätzen aus. Das Unwetter, das am Nachmittag über dem Landkreis Südwestpfalz niederging, hinterließ Schäden, deren Höhe Wehrleiter Jürgen Germann zufolge noch nicht abzuschätzen sind. Als der Wehrleiter der VG Dahner Felsenland am Sonntagnachmittag mit dem Auto die Lage in Bruchweiler erkundete, reichte das Wasser auf der überfluteten Wiesenstraße bis an die Windschutzscheibe. „Das war massiv. So was kenne ich in unserem Bereich nicht“, sagte Germann. Bis zu einem halben Meter hoch habe das Wasser in einigen Orten gestanden. Regen, Hagel und heftiger Wind beutelten neben einem starken Gewitter die Region am Sonntagnachmittag. Die Hagelkörner häuften sich etwa in Rumbach zu einer 20 Zentimeter hohen Schicht. Um 14.59 Uhr habe es den ersten Alarm gegeben. Die Wehren waren bis 0.30 Uhr unterwegs, um Schäden zu beheben oder zu verhindern. Laut Germann kam es nicht nur zu überfluteten Kellern. Auch die Wohnbereiche etlicher Häuser und einige Industriebetriebe standen unter Wasser: „Wir hatten unwahrscheinlich viele überflutete Gebäude.“ Im Keller eines Wohnhauses in Rumbach lief Heizöl aus. Der Gefahrstoffzug rückte an, um das Wasser-Öl-Gemisch aufzunehmen. Außerdem wurden Ölsperren im Rumbach und in der Wieslauter errichtet. Weil der Wasserpegel sank, mussten die Sperren gestern nachjustiert werden, so der Rumbacher Bürgermeister Ralf Weber. „Es wurden auch Menschen in ihren Häusern eingeschlossen“, sagte der Wehrleiter. Das Wasser stieg immer weiter, bis der Wasserdruck die Türen verschlossen hielt. „Wir haben die Leute dann von außen herausgeholt – durchs Fenster. Außerdem standen Garagen unter Wasser, sodass die Autos schwammen und teils bis an die Decke gedrückt wurden.“ Am Abend waren Wehrleute am Wehr an der Falkenmühle in Bundenthal beschäftigt. „Es war durch Bäume verstopft“, erklärte Germann. Es sei unklar, ob die Stämme durch den Sturm gefällt und vom Bach mitgerissen wurden oder zuvor am Ufer lagerten. Mit schwerem Gerät entfernten die Wehr und das Technische Hilfswerk (THW) die Bäume. Der Einsatz dauerte bis in die Nacht. „Einerseits war das Bauwerk gefährdet, andererseits mussten wir die Turbinen und den Elektroraum schützen.“ Das sei geglückt. Die Verbandsgemeinde müsse nun noch einen besonders großen Baum entfernen. In mehreren Dörfern deckte der Sturm Dächer ab, Häuser wurde von umstürzenden Bäumen getroffen. Im Einsatz waren die Feuerwehren der VG Dahner Felsenland, Hauenstein, Hinterweidenthal, Lemberg, Obersimten und Trulben, außerdem das THW Hauenstein, die Schnelleinsatztruppe Verpflegung und der Gefahrstoffzug des Kreises. Insgesamt waren 90 Einsatzkräfte mit 40 Fahrzeugen beteiligt. Menschen wurden nicht verletzt. Das THW berichtete, dass es bei Hauenstein keine Schäden gab. Das THW war aber in Bruchweiler, Bundenthal und Rumbach neun Stunden lang im Einsatz, pumpte Keller leer, schnitt Bäume aus der Wieslauter, um den Wasserstau am Wehr zu verhindern, und dichtete das Dach einer Pergola ab. Ortschef Weber sprach von 14 Einsätzen allein in Rumbach: „Wir sind sehr froh, dass wir unsere Freiwillige Feuerwehr haben, die mit 15 Mann sechs Stunden lang im Einsatz war.“ Er lobte das Engagement der Einwohner, die sich gegenseitig halfen, Schäden zu begrenzen. Durch eine umgestürzte Fichte war die Stromversorgung ins Langental und zum Sportplatz gekappt. Weil der Hagel Wälle entlang der Straße aufschichtete, konnte das Wasser nicht abfließen. „Das Szenario war gigantisch.“ Er wolle sich kundig machen, ob die Gemeinde eine Hochwasser-Beratung in Anspruch nehmen kann. Die Fachleute könnten Tipps geben, wie künftig Schäden minimiert werden, so Weber. Die Firma Fichter aus Hirschthal behebe seit gestern Schäden im Wald rund um Rumbach und schneide die Wanderwege frei. Der Bürgermeister, zugleich Förster, rät Spaziergängern, „mit Blick nach oben“ im Wald unterwegs zu sein. Es bestehe die Gefahr, dass der Sturm weitere Bäume beschädigte, die nun stürzen könnten. Das trockene Wetter der vergangenen Wochen habe den Waldboden jedoch stabil gehalten. „Deshalb sind die Schäden hier relativ überschaubar.“ Die Dahner Straßenmeisterei beseitigte Bäume und Äste auf der K 46 bei Nothweiler. Zudem gab es Schäden an Banketten der L 478 bei Bundenthal und Rumbach, sagte Thomas Burkhart. Die Schienenstrecke zwischen Hinterweidenthal und Bundenthal wurde gesperrt, weil der Regen die Gleise unterspülte. Ob der historische Schienenbus wie geplant am morgigen Mittwoch die Wieslauterstrecke befährt, ist offen. Nach Auskunft des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr versucht eine Gleisbaufirma, die Strecke befahrbar zu machen. Es sei möglich, dass der erste Zug um 10 Uhr ab Bundenthal ausfällt, der nächste um 10.40 Uhr ab Hinterweidenthal fährt.

Hagelkörner ...
Hagelkörner ...
... auch in Hauenstein.
... auch in Hauenstein.
Eine weiße Eisschicht überzog Bruchweiler nach dem Gewitter.
Eine weiße Eisschicht überzog Bruchweiler nach dem Gewitter.
An der Falkenmühle in Bundenthal fischten das THW Hauenstein und die Wehr Bäume aus der Wieslauter, um ein Aufstauen zu verhinde
An der Falkenmühle in Bundenthal fischten das THW Hauenstein und die Wehr Bäume aus der Wieslauter, um ein Aufstauen zu verhindern.
Mehrere Keller mussten die Einsatzkräfte leerpumpen.
Mehrere Keller mussten die Einsatzkräfte leerpumpen.
Innerhalb kürzester Zeit waren Straßen überflutet.
Innerhalb kürzester Zeit waren Straßen überflutet.
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