Rheinpfalz Einst bequatscht, heute überzeugt

DELLFELD. Sie kümmert sich um die Lehrlings- und die regelmäßige überbetriebliche Ausbildung ihrer Mitglieder, trägt die Schiedsstelle bei Streitigkeiten zwischen Kunde und Werkstatt, unterstützt in Arbeitsrechtsfragen und bildet – ungeachtet der Betriebsgrößen, Marken und Status - ein Branchennetzwerk: die KFZ-Innung Westpfalz. 86 Vollmitgliedsbetriebe hat sie in Zweibrücken, dem Landkreis, Pirmasens. Und einen Obermeister. Und der, Peter Reißland aus Dellfeld, wurde am Samstag 70.

Seit fünf Jahren, nach der Übergabe seines 1979 in Dellfeld-Falkenbusch gegründeten Autohauses an Sohn Stefan, ist Peter Reißland im Unruhestand. Kürzlich erst sind die Winter-Lehrlingsprüfungen für die zusammen 30 Azubi im Innungsgebiet abgenommen. Im Mai stehen Tarifverhandlungen fürs KFZ-Handwerk der Pfalz an. Reißland sitzt im Prüfungsausschuss und auf Arbeitgeberseite in der Tarifkommission. In Letzterer komme es ihm darauf an, „dass Abschlüsse erzielt werden, die die kleine Werkstatt auch noch leben lässt, nicht nur die Großen“. In der Innung Westpfalz, einer der 17 KFZ-Innungen im Land, sind von der freien Ein-Mann-Werkstatt bis zum Vertragshändler mit 120 Mitarbeitern alle Größen vertreten. Peter Reißland selbst hatte einmal neun Mitarbeiter, bei Sohn Stefan sind es jetzt sieben. Das Dellfelder Autohaus, seit kurz nach der Gründung Vertragshändler und -werkstatt von Mitsubishi, ist so was wie die repräsentative Mittelgröße für die Innung. Seit 2011 ist der gelernte Automechaniker mit Meisterbrief Innungsobermeister Westpfalz. Nach dem Zusammenschluss der Innungen Zweibrücken und Pirmasens 2001 war er zehn Jahre Stellvertreter, zuvor aber selbst schon Obermeister. „1997 hat mich der damalige Obermeister von Zweibrücken, ja, ich sag′ mal so, bequatscht, sein Nachfolger zu werden. Ich war normales Mitglied, hatte ehrlich gesagt keine Ahnung von der Aufgabe. Die Innung Zweibrücken hatte auch nur noch 22 Mitglieder. Aber, ich kann sagen, die Aufgabe hat mich gereizt und macht bis heute großen Spaß“, sagt der in Erfurt geborene, seit den 50er Jahren in Pirmasens, dann in Dellfeld, heimisch Gewordene. Die Betriebe auf die technischen Änderungen, von eher Kleinigkeiten wie die neuen, gesetzlich angeordneten Reifendruckkontrollsystemen bis zum großen Thema Elektromobilität, vorzubereiten und zu begleiten, sei eine nicht endende Herausforderungen. Die Innung organisiert Seminare, verbreitet über ihre eigene Homepage schnell Informationen an die Mitglieder und an Kunden, ist die „Stimme“ des KFZ-Handwerks. „Vor allem aber ein prima Netzwerk, mit einem echt kollegialen Umgang. Wir helfen uns untereinander“, betont Reißland. Dass deutlich mehr als die Hälfte der rund 150 KFZ-Betriebe im Gebiet Innungsbetriebe sind, die Zahlen im Gegensatz zu anderen Handwerksinnungen stabil, zeuge vom noch immer hohen Nutzen der Freiwilligenorganisation. Noch bis Ende kommenden Jahres ist Peter Reißland gewählt. Über das Danach macht sich der Obermeister so seine Gedanken, behält die aber lieber für sich. Es gibt ja auch noch anderes zu tun: Im Dellfelder Autohaus von Sohn Stefan hilft er noch mit, hat zwei Oldtimer zu pflegen, hat mit Freunden das ambitioniert, sportliche Wandern für sich entdeckt, pflegt einen großen Garten und erfreut sich an der Familie. Der eigenen und der Innungsfamilie. (cps)

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