Eisenberg Für jeden Geschmack etwas dabei

Hausherr Erik Mistrali (Mitte) zeigt Besucherinnen die Ausstellung in der Wohnscheune.
Hausherr Erik Mistrali (Mitte) zeigt Besucherinnen die Ausstellung in der Wohnscheune.

Zum achten Mal hat die Ortsgemeinde am Pfingstsonntag zum Fest der offenen Höfe geladen. Dabei hatten Besucher aus nah und fern Gelegenheit, Biedesheim und seine Einwohner näher kennenzulernen.

Nach schleppendem Beginn füllen sich die Straßen und Anwesen allmählich. Es gibt einiges zu schauen, aber vor allem viel zu erzählen. Am Abend wird erstmals ein Konzert veranstaltet: Thomas Binder und Erik Mistrali haben die Band Cosmic Ducks engagiert. „Da gehen wir auf jeden Fall nachher hin“, sagt Barbara Klein, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Thomas Mielenz ihren Hof für Besucher hergerichtet hat. Vier Kuchen hat sie gebacken und Lachs-Spargel-Törtchen gezaubert, die es an der draußen aufgebauten Theke gibt. Unter anderem schenkt Mielenz Fritz-Walter-Wein aus und führt die Gäste mit an dem Tresen befestigten FCK-Schals auf die falsche Fährte. „Der Winzer heißt so und sitzt in Niederhorbach“, erläutert der Hausherr lachend. Zu sehen gibt es bei den beiden Schürzen aus Wachstuch – praktisch zum Abwischen, aber zu schade zum Benutzen beim Kochen. „Sie sind eher geeignet, um sie beim Servieren zu tragen“, sagt Klein und zeigt verschiedene Modelle: mit Hundemotiv und Fellbesatz, mit einem Träger aus babyblauer Spitze und im China-Look. „Die Schürze ist aus gewebtem und dann laminiertem japanischen Wachstuch“, erklärt die Neubürgerin. Im Hof mit der Wohnscheune, wo Klein auch ihre Kreationen präsentiert, ist schon eine Menge los. Thomas Binder hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um Köstliches zu bieten. Hans Hellwig sagt: „Meine Frau hat gesagt, da gibt es Buletten und Kartoffelsalat, dort müssen wir etwas essen.“ Der Besucher, der aus Biedesheim stammt, aber schon seit Jahrzehnten in Mertesheim wohnt, war noch nie auf dem Fest der offenen Höfe, obwohl er immer wieder in seine alte Heimat zurückkehrt. Ihm haben es die Französischen Bulldoggen von Erik Mistrali angetan, die putzig über das Balkongitter neben dem Pflanzenmarkt auf dem Hof lugen und so kess bellen. Im Nachbarhof ist Flohmarkt. Jörg Griebe offeriert alles, was in Keller und Speicher zu finden war: Backformen, geschnitzte Holzteller, Fahnen, Bücher, Spiele, Modellautos, Eierkocher, Vasen. Ein buntes Sammelsurium, das den einen oder anderen anlockt. Den Hunger und Durst seiner Gäste stillt Griebe mit Würstchen und Bier. Im Hof Nagel gibt es unter anderem hausgemachte Salate und bei Ortschef Holger Pradella vor allem Unterhaltung für Kinder. Altbürgermeister Hermann Mattern hat leider nie Gelegenheit, während der Veranstaltung durch das Dorf zu schlendern, denn er führt seit der Premiere 2012 Besucher durch die historische St.-Andreas-Kirche mit ihren tollen Wandmalereien. Und das Interesse ist groß. „Obwohl es im vergangenen Jahr so verregnet war, kamen 66 Leute“, berichtet er. Mindestens ein Dutzend Familien haben sich 2018 von Mario Ködel in Sachen Holzheizung beraten lassen. Seine Partnerin Conny Schneider weiß, dass ältere Personen gern kommen, um ihren Enkeln zu erläutern, wie es hier früher ausgesehen hat. So wie Marianne Brück, die nebenan aufgewachsen ist. Im Hof Ködel habe es einst drei Handwerksbetriebe gegeben, blickt die 89-Jährige zurück: einen Bäcker, einen Fassküfer und den Schuhmacher Kippenberger. „Bei ihm habe ich mir mal Stiefel anfertigen lassen. Die waren aus ganz weichem Leder und haben toll gepasst“, sagt die Seniorin, die mit ihrer Tochter Marita Klein gerade einen Flammkuchen verspeist. Jeden Morgen habe sie – auch bei dickstem Schnee – eine Stunde Fußweg zum Bahnhof in Ebertsheim bewältigen müssen, um nach Frankenthal zur Schneiderlehre zu kommen, erzählt Brück. Schlimm findet sie, dass sie es heute ähnlich machen müsste: „Ich vermisse die vor vier Jahren eingestellte Buslinie gen Grünstadt sehr.“

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