Baden-Württemberg Fachtagung – Kriminologen fühlen sich vernachlässigt

Reform der Sicherungsverwahrung stößt auf Widerstand
Kriminologen kritisieren, dass etwa Informationen aus Befragungen von Gefangenen nicht ausreichend geschützt sind. (Archivbild)

Die Einschätzung von Kriminologen ist in der Öffentlichkeit und vor allem in den Medien immer stärker nachgefragt. Von anderer Seite her fühlen sich die Experten benachteiligt.

Tübingen (dpa/lsw) - Kriminologen fordern einen besseren Schutz von vertraulichen Erkenntnissen, die durch kriminologische Forschung gewonnen wurden. Im Jahr 2020 seien etwa durch bayerische Behörden Erkenntnisse aus Interviews mit Gefangenen beschlagnahmt worden, die ein Kriminologe in einem Forschungsprojekt zur islamistischen Radikalisierung im Justizvollzug erlangt hatte, hieß es bei einer Fachtagung der Kriminologischen Gesellschaft in Tübingen. 

Den befragten Gefangenen waren vorher Anonymität und die Nichtweitergabe ihrer Daten zugesichert worden. Das Bundesverfassungsgericht habe nach einer Verfassungsbeschwerde des betroffenen Wissenschaftlers noch nicht entschieden. 

Die Kriminologen setzten sich zugleich für den Erhalt eines maßvoll eingesetzten Strafrechts ein. «Insbesondere nach schweren Gewalttaten wird in der Öffentlichkeit nach härteren Strafen gerufen. Beispiele sind Überlegungen zur Absenkung der Strafmündigkeitsgrenze unter die bisherigen 14 Jahre, aber auch Forderungen nach höheren Strafen, insbesondere im Sexualstrafrecht», hieß es in einer Mitteilung. 

Kriminologen betonen Bedeutung von Forschung 

Aus kriminologischer Sicht gebe es aber keine belastbaren empirischen Erkenntnisse, dass vermehrte und härtere Strafen automatisch zu einem Rückgang der Kriminalität in einem betreffenden Bereich führen würden. «Statt eine einseitig auf das Strafrecht setzende Kriminalpolitik zu verfolgen, sind Maßnahmen der Prävention zu stärken», hieß es. 

Besorgt zeigten sich die Teilnehmer über die Entwicklung der unabhängigen wissenschaftlichen Forschung von Kriminologen. «Lehrstühle mit Schwerpunkten Kriminologie werden tendenziell eher gestrichen. Das Nationale Zentrum für Kriminalprävention (NZK) in Bonn wurde Ende des Jahres 2021 nach sechs Jahren mit Auslaufen der Projektförderung aufgelöst. Der an der Universität Hamburg angesiedelte Master-Studiengang "Internationale Kriminologie" wurde abgeschafft.» Die Erforschung von Kriminalität an Universitäten und anderen Hochschulen dürfe nicht weiter zurückgebaut werden. 

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