Rheinpfalz Feuerwehr macht sich für Erhalt der Sirenen stark

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Die Sirene ist zu hören. Gefahr in Verzug. Aktuell am Dienstagvormittag in Waldfischbach-Burgalben, als es, wie berichtet, einen großen Kaminbrand in der Kapellenstraße gab. „Dann wissen die Feuerwehrleute, dass wir jeden Mann brauchen“, verdeutlicht Arno Bohl, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben, die besondere Bedeutung des Sirenenalarms. Deshalb habe es in der Verbandsgemeinde keine Diskussion darüber gegeben, dass die Sirenen im Zuge der angelaufenen Umstellung der Alarmierung von analog auf digital mit umgerüstet werden. Das wird aber nicht überall so gesehen.

„Es stimmt, die Diskussionen sind kontrovers“, fasst Kreisfeuerwehrinspekteur Stiven Schütz aus Rodalben die Lage im Kreis Südwestpfalz zusammen. In Rheinland-Pfalz wird die Alarmierung der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, zu denen die Feuerwehren zählen, zurzeit umgestellt. Der Bereich der Leitstelle Südpfalz mit Sitz in Landau, die auch für den Kreis Südwestpfalz zuständig ist, ist Pilotregion. Mitte November war die Umrüstung mit dem 30-tägigen Testbetrieb gestartet. Probebetrieb und Wirkbetrieb folgen. In diesen Phasen müssen beispielsweise die für die Feuerwehren zuständigen Verbandsgemeinden entscheiden, wie sie die Umstellung auf den Digitalbetrieb bewältigen. Erklärtes Ziel ist es, dass jeder Feuerwehrmann einen digitalen Melder erhält. 1800 Feuerwehrleute sind es im Kreis, in der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben beispielsweise 400. Hier wird gerade ein neues Feuerwehrkonzept erstellt, mit dem sich der Verbandsgemeinderat demnächst befassen wird. Die Verbandsgemeinde steht exemplarisch für die im Kreis laufende Diskussion, ob die Sirenen digital umgerüstet werden. Entscheidung offen. Für Höheischweilers Bürgermeisterin Ricarda Holub kann das keine Frage sein. „Wir brauchen die Sirene“, steht für sie fest. Um die Wehrleute zu informieren. „Nicht in jeder Situation hat ein Feuerwehrmann den Piepser dabei“, sagt Holub. Ihr geht es auch um die Bürger. „Die Sirene hört jeder und jeder wird automatisch achtsam, schaut, was los ist“, sagt Holub. Dann wird darauf geachtet, ob mögliche Rettungswege frei gemacht werden können, ob es eventuell Nachbarn betrifft und geholfen werden kann. „Deshalb steht für mich außer Frage, dass die Sirenen erhalten bleiben müssen“, sagt Holub. Das sieht auch das Land so. Das zuständige Innenministerium hat klar unterstrichen, dass Sirenen das beste und wichtigste Mittel zur Warnung der Bevölkerung sind. Von einer Demontage der Sirenenanlagen wird deshalb von Landesseite dringend abgeraten. Aus Sicherheitsgründen, bestätigt auch Schütz, „wäre es wünschenswert, so wie Bund und Land es empfehlen, das Sirenennetz zu erhalten“. Moderne Apps wie Katwarn seien ergänzende Möglichkeiten, um die Bevölkerung zu warnen. Bei einem landesweiten Katwarn-Test Ende vergangenen Jahres hatte sich allerdings gezeigt, dass mangels Empfang viele Katwarn-Nutzer nicht erreicht wurden. Bei Ereignissen wie dem Lagerhallenbrand in Rodalben, als Asbest freigesetzt wurde, sei dies aber von großer Wichtigkeit. Es gebe derzeit viele Ideen, wie in einer digitalen Welt die Warnung der Bevölkerung mal aussehen könnte, sagt Schütz. Wohin die Entwicklung geht, sei nicht abzusehen. Deshalb seien Sirenen sicher ein schnelles, zuverlässiges Mittel, um die Bevölkerung zu warnen. Denn die Warnung etwa mittels Lautsprecherdurchsagen „ist natürlich immer mit Zeitverzögerungen verbunden“, bestätigt der Kreisfeuerwehrinspekteur. Aber Schütz hat Verständnis für die Diskussionen in manchen Kommunen. Die Umrüstung kostet Geld, das in den Kommunen meist fehlt. Wo keine Sirene mehr vorhanden sei, müssten diese neu installiert werden. Zu 95 Prozent diene die Sirene Alarmierungszwecken, die auch durch die digitalen Melder erfüllt würden, versteht er die Argumente contra Umrüstung. Bundesmittel für den Sirenenerhalt gibt es nicht. Das Land bezuschusst die Umrüstung der bestehenden Sirenen auf digitale Technik mit 50 Prozent. Etwa 1000 Euro kostet die Umrüstung einer funktionierenden analogen Sirene auf die digitale Technik, die neue technische Möglichkeiten bei der Programmierung von Warntönen bietet. Die Hälfte der Kosten übernimmt – nur im Zuge der laufenden Umstellung des Netzes – das Land. Nachzurüsten dürfte deutlich teurer werden. Das ist für die Befürworter der sofortigen Umstellung auf digitale Technik ein wichtiges Argument. Bei der laufenden Umstellung und der Bestellung über das Land lassen sich, einschließlich Installation, deutlich bessere Preise erzielen. Dazu kommt der Landeszuschuss. An einer funktionierenden Sirenenanlage muss bei der Umrüstung der Sirenensteuerempfänger getauscht werden. Baulich muss nichts verändert werden, weshalb die Sirenen weiter Bestandsschutz haben. Der Ausfall von Funk- und Telekommunikationsnetzen ist, wie sich mehrfach gezeigt hat, nicht auszuschließen. In diesem Fall, so Umrüstbefürworter, können Sirenen zur Warnung immer noch mit der Hand per Knopfdruck ausgelöst werden. „ Ich schätze, dass wir im Kreis in einem halben Jahr genauer wissen, wie es konkret aussehen wird“, sagt Schütz. Dass die Sirenen erhalten bleiben sollen, dafür machen sich die „Sirenenfreunde Südwestpfalz“ stark. Zum Beispiel auf ihrer Facebookseite (facebook.com/Sirenenfreunde), auf die es zwischenzeitlich 120.000 Zugriffe gab und die über 600-mal geteilt wurde. Die Sirenenfreunde wollen die Bevölkerung für das Thema „Erhalt der Sirenen“ in naher Zukunft auch außerhalb des Internets sensibilisieren.

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