Rheinpfalz Filme im Familienbetrieb

Wollen gemeinsam das Profil ihres Hauses in der August-Bebel-Straße weiterentwickeln: Vater Christian und Sohn Sebastian Kaltene
Wollen gemeinsam das Profil ihres Hauses in der August-Bebel-Straße weiterentwickeln: Vater Christian und Sohn Sebastian Kaltenegger.

«Frankenthal.» Es reicht schon lange nicht mehr, einfach nur Filme in einem Kino zu zeigen. Das hat Christian Kaltenegger früh begriffen. Seit 30 Jahren ist der Mannheimer mit seinem Betrieb in Frankenthal im Geschäft. Als 2005 ein Feuer seine Kinosäle zerstörte, war er zunächst fassungslos und dann gerührt.

Im Januar 1989 hat Christian Kalten-egger sein Lux-Kino in Frankenthal eröffnet. Seit Jahresanfang ist Sohn Sebastian mit im Geschäft – und sichert damit die Familientradition in mittlerweile vierter Generation. Die Aufgaben seien so umfangreich, dass eine Entlastung mehr als willkommen sei, sagt Vater Kaltenegger. „Früher gab es die normalen Filmvorführungen, mal eine Sneakpreview und unsere Arthouse-Reihe – das war’s“, erinnert sich Christian Kaltenegger. In den vergangenen Jahren kamen immer neue Formate dazu. Klassik im Kino mit Liveübertragung aus Opernhäusern der Welt, Film-Klassiker am Sonntagmorgen und eine Reihe über große Künstler und Kunstausstellungen sind nur drei Beispiele. „Es geht inzwischen viel mehr darum, ein Event zu bieten“, sagen Vater und Sohn. Nur so könne man sich im großen Angebot an Freizeitmöglichkeiten behaupten. Etwa im gleichen Alter wie sein Sohn (26) war Christian Kaltenegger, als er mit seinem Lux-Kino den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Für den Spross einer Lichtspielhausdynastie war früh klar: „Meine Leidenschaft ist das Kino.“ 1922 eröffneten Kalteneggers Großeltern in Mannheim-Seckenheim ihr erstes Kino. Seine Eltern übernahmen das „Helvetia“, und Kaltenegger selbst wuchs ins Geschäft hinein. „Mit sechs habe ich im Verkauf mitgeholfen, mit 15 durfte ich meine erste eigene Filmreihe zusammenstellen“, erinnert er sich. Damals seien die Vertreter der Verleihfirmen noch ins Haus gekommen, um neue Streifen zu präsentieren. „Ich habe meine Eltern gebeten, die Termine auf den Nachmittag zu legen, damit ich nach der Schule dabei sein kann“, sagt der 56-Jährige. Nach dem Abitur machte der Mannheimer zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann. Im Januar 1989, mit 25, übernahm er das Lux-Kino in Frankenthal, damals noch mit drei Sälen. Sieben Jahre später kam ein vierter Saal dazu, im Jahr 2000 der fünfte. Ein Feuer zerstörte 2005 die Kinos, der Filmbetrieb fand während der zweijährigen Sanierung ein Ausweichquartier im Dathenushaus. Die riesige Solidarität der Frankenthaler mit ihrem Kino rührte den Geschäftsmann damals sehr. Im März 2007 konnten die ersten Filme in den neu gestalteten und modernisierten Kinos gezeigt werden. Weitere Häuser in der Region zu übernehmen, sei nie sein Ziel gewesen, sagt Kaltenegger. „Ich liebe es, unsere Gäste zu kennen und nach dem Film persönlich zu verabschieden.“ Kaltenegger kennt auch die Nachteile des Berufs gut: lange Arbeitstage, immer dann im Einsatz sein, wenn andere frei haben. Deshalb hätten seine Frau und er den Sohn gebeten, die Entscheidung reifen zu lassen, ins Kino einzusteigen. Die Eltern hätten ihn und seine jüngere Schwester nie ins Geschäft gedrängt, sagt Sebastian Kaltenegger. Vor einem Jahr sei der Wunsch in ihm gewachsen, ins väterliche Kino einzusteigen. Um die Branche kennenzulernen, machte der 26-Jährige ein Praktikum bei Kinopolis in Sulzbach im Taunus. Das Darmstädter Familienunternehmen betreibt überwiegend Multiplex-Kinos an 17 Standorten und zählt zu den größten Kinobetreibern Deutschlands. „Ich halte große Stücke auf diesen Betrieb“, sagt Christian Kaltenegger, der mit Ketten, die aus dem Ausland gelenkt werden, nichts anfangen kann. Der Einblick in einen großen Kinobetrieb habe ihm gezeigt, „was für tolle Arbeit der Papa hier macht“ – und das mit nicht einmal der Hälfte der Säle, sagt Sebastian Kaltenegger. 150.000 bis 180.000 Besucher im Jahr hat das Lux-Kino. Mittelfristig wollen Vater und Sohn gemeinsam das Frankenthaler Geschäft mit fünf hauptberuflichen Mitarbeitern und etwa 25 Minijobbern betreiben. Sebastian Kaltenegger soll künftig zum Beispiel jüngere Angebote wie eine gerade erfolgreich gestartete Anime-Reihe mit japanischen Animationsfilmen präsentieren.

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