Kultur Südpfalz Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln

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Erleichterung und Freude bei den Aktiven und Sponsoren der Sommerfestspiele in Bad Bergzabern. Das Wetter war wie bestellt und mit rund 800 Besuchern war die Verdi-Gala der Festspieloper Prag als Freilichtaufführung am Schloss fast ausverkauft. „Die Festspiele sollen eine feste und stete Einrichtung werden“, so der Wunsch von Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig bei der Begrüßung der Gäste.

Hamburg, München und Berlin waren vor Bergzabern Stationen der Festspieloper Prag mit der Aufführung Verdi-Gala, Brüssel ist die nächste. Möglich gemacht haben den Auftritt nach dem plötzlichen Tod von Veranstalterin Lilo Salten in diesem Jahr Spenden von Bürgern und Unternehmen, die die Sommerfestspiele möglich machen wollten. Als Sahnehäubchen des Abend wurde ein großes Feuerwerk am Ende der Vorstellung gezündet, für das es viel Applaus gab. Möglich gemacht hat es die Spende einer Bürgerin. Viele waren nicht nur an diesem Tag und Abend im Einsatz, um den Gästen auf und hinter der Bühne und mit Häppchen und Getränken in der Pause einen schönen Abend zu bereiten. „Ich will den Kreis der Opernfans erweitern“, erläuterte Intendant Michael Knoch der RHEINPFALZ das Konzept der Verdi-Gala. Wenn das Ambiente wie in Bad Bergzabern stimme sei die Schwellenangst, eine Opernaufführung zu besuchen geringer, ist seine Erfahrung. Eingefleischte Opernfans und Verdi-Liebhaber mögen sich gewundert haben über die Mixtur aus Arien, Chören, Quartetten und Duetten aus sechs Verdi-Opern, die in ihren Handlungen verflochten auf der Bühne präsentiert wurden. Die musikalische Leitung der Tschechischen Symphoniker hatte präzise, temperamentvoll und immer in engem Kontakt mit dem Bühnenensemble, Martin Doubravsky, unter dessen Leitung die Oper etliche Preise bei internationalen Festivals gewonnen hat. Oldrich Kríž ist der Regisseur und bekannte Bariton des Ensembles, Preisträger internationaler Musikwettbewerbe. Die Prager Festspieloper besticht durch eine hohe Präzision, solidem, schnörkellosem Handwerk, guten bis herausragenden Solisten und einem starken Chor. „Va pensiero, sull’ ali dorate“ (Flieg Gedanke auf goldenen Flügeln), war und ist der „Gassenhauer“ aus der Oper „Nabucco“, die Verdi weltberühmt gemacht hat. Der „Gefangenenchor“ der unterdrückten Hebräer wurde in Italien als Freiheitshymne in allen Gassen geschmettert. „Nabucco“ ist eine Geschichte von Liebe und Hass, von Neid, Gier nach Macht und Unterdrückung. Besonders reizvoll durch dasselbe musikalische Thema der Solisten, in das der Chor kraftvoll einfällt, ist „Sapressan gl’istanti d’un ’ira fatale ( es nahen die Augenblicke der schicksalhaften Wut) aus dem zweiten Akt. Die „Trilogia populare“ Verdis bilden die Opern „Rigoletto“, „Il Trovatore“ und „La Traviata“, alle zwischen 1851 und 1853 entstanden. Wer kennt sie nicht, die Arie des als Schürzenjäger bekannten Herzogs „La donna é mobile“ („Rigoletto“), in der er sich über die angebliche Untreue und Flatterhaftigkeit des weiblichen Geschlechts lustig macht. Für „Rigoletto“ war Victor Hugos Drama „Der König amüsiert sich“ die Grundlage für Verdi, bei „La Traviata“ die „Kameliendame“ von Alexandre Dumas Sohn. Liebe, Prostitution, Krankheit und Tod machten „La Traviata“, die Oper, die Verdi selbst als seine beste bezeichnet hat, in der damaligen Zeit den Erfolg allerdings nicht leicht. Markante Rhythmen, überquellende melodische Einfälle, volkstümliche Melodik und tonmalerische Bildhaftigkeit machten die reizvolle Mixtur der Verdi-Gala aus, für die das Publikum stehend Beifall klatschte. Reizvoll war auch die Zugabe des Ensembles. Der Gefangenenchor, diesmal nicht in den historischen Gewändern der Hebräer, sondern inhaltlich ebenso passend in der farbenprächtigen Abendkleidung der illustren Gesellschaft aus „La Traviata“, der Geschichte der schönen, schwindsüchtigen Kurtisane. Krönender Abschluss war ein farbenprächtiges Feuerwerk, dass sicher nicht nur von den Gästen des Abends, sondern auch von vielen Einwohnern Bad Bergzaberns bewundert wurde. Ein stimmiger und stimmungsvoller Abend, für den sich der große Einsatz gelohnt hat. |pfn

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