Rheinpfalz Geballte Ladung Energie und Spielfreude

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Ein kuscheliges, gemeinsames Miteinander, so umschrieb Thomas Reiche, Pressesprecher des Organisationsteams, das große Open-Air-Festival in Pfeffelbach, das übers Wochenende viele Tausend Rockbegeisterte in die Westpfalz lockte. Ausgelassen und mit viel Bier feierten Jung und Alt ihre Bands, ihren Musikstil und ihr Lebensgefühl. Nachdem bereits alle großen Open-Air-Festivals dieses Jahr im Schlamm versanken und abgebrochen werden mussten, freute sich Reiche über ein Rockwochenende, das trocken und mit angenehmen Temperaturen über die Bühne ging.

Ob an Bon-Kasse, am Burger-, oder Frittenstand, an der Getränkeausgabe, den Wartegemeinschaften vor Damen- und Herrentoiletten oder vor der Bühne: Überall auf dem weiträumigen Gelände um Pfeffelbachs Dorfgemeinschaftshaus bestimmten Heavy Metal, Folk-Punk, Thrash Metal, kurzum fetziger Rock von Freitagnachmittag bis Samstagnacht die Geräuschkulisse. Nicht quatschen, sondern feiern war auch bei der zehnten Auflage des Pfeffelbacher Open Air (POA) angesagt. Von null auf hundert, energiegeladen und natürlich laut, starteten kurz nach 16 Uhr am Freitag „Wir sind eins“, die Rockband aus der Rheinebene, die von sich sagt, „Politik machen andere, wir machen Musik“. Putzmunter auch der schnell wachsende Pulk dunkel gekleideter Besucher, die vor der riesigen Bühne ihre Idole bejubelten. Mächtig was los auch bei „Brennstoff“: Die saarländischen Rocker sinnierten unter anderem über „Feuer fürs Benzin“ und dachten mit ihren Fans laut über „neue Geschichten“ nach. Immer mehr Menschen drängten Richtung Bühne, auf der mittlerweile „Hammer King“ Heavy Metal in der Tradition von Iron Maiden, Judas Priest und Pfalzgraf Luitpold zum Besten gab. Irischer Folk-Punk trifft ungarische Seele: Für schillernde Farbtupfer und frischen Wind in der irisch-schottisch inspirierten Rockmusik sorgte die ungarische Gruppe „Firkin“. Fast zwei Stunden lang bekam die Folk-Rock-affine Fangemeinde eine geballte Ladung Energie und Spielfreude geboten. Der große Platz vor der Bühne wurde zum Freilicht-Tanzpalast, auf dessen holprigem Parkett grüne und rote Kilts die Szenerie bestimmten. Nach einer kurzen Verschnaufpause kündigte sich mit einem gewaltigen Bass-Schlag, bei dem selbst der Schotter unter den vielen nun schon in bester Bierlaune torkelnden Fans zu vibrieren schien, die Band „Hämatom“ an. Die Jungs aus Bayern, gekleidet in Angst einflößende Kostüme, droschen mit ihrem Thrash Metal und durchdringenden Gitarrenriffs regelrecht auf ihre Fangemeinde ein. „Voll auf die Fresse, friss oder stirb...“. Keine leichte Kost, keine gefällige Radiomucke, „Hämatom“ bewegt sich abseits des Mainstreams. Ihr Credo: Die Skrupellosigkeit der Welt nicht einfach hinnehmen. Wie in Ekstase lagen sich gegen Mitternacht die Menschen in den Armen, tanzten und rissen im Takt dumpfer Gitarrenklänge, lauten Drums und fetten Bässen die Arme gen Himmel. Andere neigten im weitläufigen Gelände apathisch die Köpfe nach unten und wippten mit den Schultern, verschüttetes Bier ergoss sich über den Boden. Doch das Gros der Open-Air-Besucher hatte noch lange nicht genug, und so gingen die Hände wieder und wieder nach oben, als im Bühnennebel und mit ungezählten Lichteffekten „Die Heiligen Bruehder“ erschienen und das Buch der Erinnerungen aufschlugen. Die fünf Vollblut-Rockmusiker aus Baumholder schnallten für das zehnte POA-Jubiläum noch einmal die Gitarren um und überzeugten einmal mehr mit ihrer Tribute-Show, mit der sie sich bereits vor Jahren in die Herzen der Onkelz-Fans gespielt hatten. So bunt das Open-Air-Festival, so unterschiedlich fiel die Bewertung der vielen Besucher aus. Enttäuscht zeigte sich Sebastian (39) aus Ramstein: „Für ein zehntes Jubiläum hatte ich vom Veranstalter mehr erwartet“, auch auf Nachfrage wurde er nicht konkreter. Ganz anders das Urteil der 72-jährigen Pfeffelbacherin Annerose Arendt, die mit ihrem gleichaltrigen Freund Willi Zutt und dessen Sohn und Enkel – die aus Gießen anreisten – übereinstimmend der Meinung waren: „Mehr geht nicht...“

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