Rheinpfalz Gestapo-Zellen sollen nicht verschwinden

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Neustadt. Noch im Januar beginnen die Arbeiten für den Umbau des ehemaligen Finanzamtes in Neustadt zur Unterkunft für Flüchtlinge. Der Förderverein Gedenkstätte für NS-Opfer bleibt bei seiner Forderung, die ehemaligen Gestapo-Zellen im Keller langfristig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

„Ich habe Verständnis für die Raum- und Finanznot der Stadt im Bezug auf die Unterbringung von Flüchtlingen, aber ich lege Wert auf die Zusage von Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer, dass bei dem Umbau die Kellerräume unversehrt bleiben“, erklärt Eberhard Dittus, der Vorsitzende des Vereins, der die Gedenkstätte der Turenne-Kaserne im Quartier Hornbach betreut. Dort war zeitweise ein Konzentrationslager der Nazis untergebracht. Im Keller des sogenannten Lescot-Gebäudes in der Konrad-Adenauer-Straße, das seit Ende 2014 leer steht, sind komplette Zellen erhalten. In einem Nebengebäude über den Garagen und im Dachgeschoss gibt es Verhörräume, in denen die Nazis politische Gefangene gefoltert haben sollen. Nicht wenige kamen dabei zu Tode, teilweise aus Verzweiflung auch durch eigene Hand. Eberhard Dittus schlägt eine Kooperation mit der Dauerausstellung im Quartier Hornbach vor. Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass Denkmalpfleger Stefan Ulrich sich die Kellerräume mit einem Restaurator angesehen habe. Beide seien zu dem Urteil gekommen, dass es zu aufwendig sei, den kompletten Putz der Zellen wieder freizulegen. Die Experten hätten deshalb empfohlen, eine Gedenktafel am Gebäude anzubringen. Das reicht Eberhard Dittus langfristig gesehen nicht: „Es gibt im Januar einen Ortstermin mit Vertretern des Landes. In Speyer lagern noch 12.000 Gestapo-Akten und über 50.000 Karteikarten aus Neustadt, auf die wir bereits Zugriff haben. Ich bin der Meinung, sie müssen eines Tages in der Konrad-Adenauer-Straße ausgestellt werden.“ Bei dem nun anstehenden Umbau bleibt der Keller außer vor. Wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mitteilt, werden in drei Bauabschnitten zwölf Wohneinheiten und zusätzliche Büroräume für Betreuer geschaffen. Unter anderem müssen Duschen, Toiletten und Waschbecken eingebaut werden. Das Gebäude wurde in der Vergangenheit nur von Verwaltungen genutzt, zuletzt durch die Steuerfahndung. Die Arbeiten sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein. Die Kosten von insgesamt rund 545.000 Euro trägt die Stadt. Im Gegenzug darf sie das Gebäude, das dem Land gehört, mietfrei nutzen.

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