Rheinpfalz Herauskommt „Badewasserqualität“

Es war ein langer Weg. „Anstrengend, weil es keine Erfahrungswerte gab, viel Abstimmungsbedarf bestand“, sagt Werkleiter Gerhard Müller mit Blick auf die neue Kläranlage in Petersberg. Aber ein spannendes Projekt, sind sich Müller und Wassermeister Gerhard Gabriel einig. Sie begleiteten das Pilotprojekt der früheren Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen – eine Nano-Keramik-Membran-Anlage dieser Größenordnung gab es bislang nicht – von Beginn an.

2003 war die Idee aufgekommen. Deutlich bessere Reinigungsleistung, deutlich weniger Platzbedarf als eine konventionelle Anlage – aber im Bau auch teurer. Die Kosten trugen dazu bei, dass elf Jahre zwischen Idee und Realisation vergingen. Rund drei Millionen Euro kostet die Anlage. „Weniger Platzbedarf stimmt“, sagt Müller und zeigt auf den neuen Zaun. Eine große Fläche, die noch pflegeleicht angelegt wird und früher zur Kläranlage gehörte, wird nicht mehr benötigt. Das spart Pflegeaufwand. Auch ein Nachklärbecken ist bei dieser Anlage überflüssig. Der Zulauf des Abwassers erfolgt wie bisher im oberen Geländebereich. Hier gibt es die erste, noch konventionelle Veränderung: eine sogenannte Kulissenwand. Die hält große Schmutzfracht, die das Abwasser mit sich bringt, auf. „Das macht sich schon deutlich bemerkbar“, sind sich Müller und Gabriel einig. Das unterhalb liegende über 500 Kubikmeter große, grundsanierte Regenüberlaufbecken muss bei starkem Regen deutlich weniger groben Schmutz aufnehmen. Auch das spart Arbeit und ist gut für die Umwelt. Fast unscheinbar wirkt die angrenzende neue Elektropumpe. Die regelt energiesparend, dass maximal 15,4 Liter Schmutzwasser pro Sekunde weitergepumpt werden. Wasser, auch Abwasser, fließt am leichtesten bergab – auch in der Kläranlage. Unterhalb des Zulaufs sind der neue Rechen und der neue Sandfang installiert. Der Geröllfang reicht 2,50 Meter tief. Über eine Siebschnecke wird das grob vorgereinigte Abwasser weitertransportiert, der schwerere Sand setzt sich dabei nach unten ab und fällt in die Entsorgungsbehälter. Der Weg des Schmutzwassers führt nun in das Herzstück der Anlage: die Kombination aus Belebungs-, Denitrifikationsbecken und Nano-Keramik-Filterstraßen. Ein weiterer Vorteil der Anlage: Es riecht nicht. Überhaupt nicht. „Nach Erde riecht der Schlamm“, sind sich die Fachleute Müller und Gabriel einig. Der Laie riecht nichts und denkt: zum Glück, angesichts der je nach Becken quirligen oder träge gleitenden braunen Masse. Nach Sandfang und Rechen kommt das Abwasser hierher. Hier läuft die biologische Reinigung ab. Bakterien zersetzen Schadstoffe. Angeschlossen an das Kreislaufsystem aus Belebungs- und Denitrifikationsbecken sind die vier Filterstraßen. Die Öffnungen, durch die Schlamm angezogen wird, sind deutlich zu sehen. In den abgedeckten Filterstraßen stehen pro Straße sieben sogenannte 3,50 Meter hohe Racks. Auf jedem Rack befinden sich unzählige von haarfeinen Löchern durchsetzte Keramikmembrane. Sie filtern weitere Schadstoffe heraus, bis hin zu Arzneimittelrückständen. Wie gut die Reinigungsleistung tatsächlich ist, prüft unter anderem die Technische Universität Kaiserslautern, die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet. Die erste turnusgemäße Reinigung haben die Platten, durch die im Laufe eines Jahres 75.000 Kubikmeter Wasser gefiltert werden, hinter sich. „Da war fast nichts dran“, sind Müller und Gabriel begeistert. Bis zu zwölf Jahre sollen die Platten verschleißfrei halten, möglicherweise länger. „Das wird man sehen, es ist eben ein Pilotprojekt“, sagt Müller. „Die Anlage läuft optimal, die Werte stimmen“, sagen die Fachleute. Bis zu drei Tage verbleibt das Abwasser im Kreislauf. Das gefilterte Wasser habe „Badewasserqualität“, bestätigt Müller. Es fließt in den Mutterbach. Zurück bleibt der Klärschlamm, der im hohen Überschussbecken gesammelt und dann auf den Feldern ausgebracht wird. Dass die Anlage einwandfrei arbeitet, zeigen nicht nur die Werte der täglichen Proben. Die Anlage ist komplett elektronisch erfasst. Jede Pumpe, jedes Ventil kann überwacht werden. Auch aus der Ferne. Noch fehlt der letzte Feinschliff: Ein paar Möbel, die Pumpen sollen noch überdacht werden. Dann ist die Anlage fertig. Für Interesse sorgt sie bereits. Sogar Fachleute aus Australien und Bulgarien waren schon zur Besichtigung da, berichten Müller und Gabriel.

x