Rheinpfalz „Heute sind wir Freunde“

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Erneut waren internationale Gäste zu Besuch im Heimatmuseum. Eingefädelt habe das, sagte Verbandsbürgermeister Klaus Schillo, das israelische Ehepaar Ruth und Steven Miller.

Das Ehepaar ist schon einige Jahre mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Josef Wintringer, bekannt. Der Urgroßvater von Ruth Miller war Emanuel Mann, der in Steinbach gewohnt hatte und im Konzentrationslager ermordet wurde. Das Ehepaar hatte dem Museum im vergangenen Jahr den Thora-Vorhang und die Lesepultdecke, hebräisch Bima, aus Israel mitgebracht. Diesmal kamen Gäste aus den Vereinigten Staaten nach Steinbach. Für Steve Emanuel Stras und Ehefrau Barbara übersetzte Cornelia Hahn aus Kusel. Steve ist der Sohn von Walter Stras, der auch in Steinbach wohnte, auf dem Weg nach Auschwitz fliehen konnte und im Lager Buchenwald den Holocaust überlebte. Wintringer verwies auf die reichhaltige jüdische Geschichte der Ortsgemeinde Steinbach, die aber mit der Judenverfolgung auch eine traurige Vergangenheit hat. Im Jahre 2000 wurde nach seinen Worten unter Mithilfe der beiden Ortsbürgermeister Heinz Dellbrügge und Franz Bereswill sowie Verbandsbürgermeister Klaus Müller das Heimatmuseum eingeweiht. Ohne Müllers Einsatz, betonte Wintringer, wäre das Museum in der jetzigen Gestaltung und Ausführung nicht möglich gewesen. Besonders freute sich Wintringer über den Besuch der Historiker Dieter Zenglein für den Kreis Kusel und Klaus Anstätt aus Höheinöd. Beide beschäftigen sich mit der Geschichte der Juden in der Pfalz. Aus Berlin waren angereist Gert und Beate Dietrich-Pack sowie Manfred Zamzow. Sie sind Mitglieder des Stolperstein-Projekts Thomasiusstraße, in der Antisemitismusorganisation tätig und sie kennen die Millers schon seit Jahren. Für Ruth Miller aus Israel war es ein Anliegen einige Informationen weiterzugeben. Sie erzählte sichtlich bewegt von ihrem Besuch des Internierungslager Gurs sowie der Holocaust-Gedenkstätte in Paris. Sie verlas Passagen und herzzerreißende Auszüge aus Briefen ihrer Vorfahren aus den Lagern. Dennoch bezeichnete sie die anwesenden Deutschen als Freunde mit dem Gefühl der Zugehörigkeit und beendete mit einem Schalom ihre Rede. Roland Paul, bis zu seinem Ruhestand vor wenigen Wochen noch Direktor beim pfälzischen Institut für Geschichte und Volkskunde, erzählte von einem Besuch in Buenos Aires bei der fast 90-jährigen Tochter von Albert Mann, Clarita Goldschmidt, und übermittelte Grüße aus Argentinien nach Steinbach. Bernhard Gerlach, offizieller Vertreter der christlich-jüdischen Gesellschaft Zusammenarbeit Pfalz würde sich freuen, wenn es gelänge, die rund 200 Grabsteine in Steinbach zuzuordnen und aus der hebräischen Schrift zu übersetzen. Er bot wie auch Ruth Miller dabei seine Mithilfe und die Vermittlung von Kontakten zu Profis für diese Aufgabe an. Hierzu müsste der Heimatverein aber die Mittel aufbringen. Laut Wintringer soll 2018 eine Publikation über die Juden im oberen Glantal erscheinen, in der auch diese Grabsteine erwähnt werden sollen. Es soll ein Gedenktag nach 80 Jahren Reichspogromnacht stattfinden. |ddl

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