Eisenberg Historisch, musikalisch, kulinarisch

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„Oh, hier riecht es aber stark nach Bärlauch“, hört man von den Besuchern im Landschaftspark Friedrich von Gienanth am Sonntagvormittag. Noch bevor die mit der Pflanze bewachsenen Hänge richtig ins Sichtfeld rücken, weht den Spaziergängern schon ein intensiver knoblauchartiger Geruch entgegen. Zum Bärlauchfest sind viele Gäste gekommen. Sie nutzen die seltene Gelegenheit, die einmalige Parkanlage zu besichtigen.

„Am Bärlauchfest, das im zweijährigen Turnus stattfindet und am Tag des offenen Denkmals ist der Landschaftspark Gienanth der Öffentlichkeit zugängig“, berichtet Gunther Biesterfeldt, der Vorsitzende des Fördervereins. Biesterfeldt und seine Vereinskollegen kümmern sich seit 2001 mit Unterstützung der Eigner um die fünf Hektar große Parkanlage, die sich im Besitz der Familie Gienanth befindet. Auch das Bärlauchfest wird vom Förderverein ausgerichtet. Die Pflanze bedeckt im April weite Flächen des Parks, wie man nicht nur sehen, sondern auch riechen kann, und wurde zum Namensgeber des Frühlingsfests. Nicht so recht zur Jahreszeit passen will das Wetter. Die Temperatur beträgt gerade mal vier Grad. Doch noch ist es trocken und ab und zu zeigt sich gar die Sonne. Man kann den Park, der weit mehr als nur reichliche Bärlauch-Vorkommen zu bieten hat, auf eigene Faust erkunden oder sich einer Führung anschließen. Auch musikalisch ist für Unterhaltung gesorgt. Die Brüder Bernhard und Roland Vanecek, begleitet von einem Rhythmus-Instrumentalisten, spielen Posaune und Tuba an verschiedenen Plätzen im Landschaftsgarten. Um elf Uhr startet der erste geführte Rundgang unter der fachkundigen Leitung von Ferdinand Kern. Kern ist Vorstandsmitglied des Fördervereins und arbeitet auch als Hobbygärtner im Park mit. Er vermittelt seinen interessierten Zuhörern anschaulich die Entstehungsgeschichte des Parks. Um 1830 entstand der Park oberhalb des Eisenwerks im Stil eines englischen Landschaftsgartens. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden weitere bauliche Erweiterungen, wie Mausoleum und Gewächshaus vorgenommen. Auch zur Geschichte der Eisengießerei in Eisenberg und zu der Bedeutung der Familie von Gienanth für die pfälzische Eisenindustrie hat der Führer seiner Gruppe viel Interessantes zu erzählen. Der Hammerweiher und das Herrenhaus, die sich auf dem Gelände der Gienanth GmbH befinden, sind ebenfalls Bestandteile der Führung. Hans-Jürgen Brenninger, der neue Geschäftsführer der Gienanth GmbH, stößt zur Gruppe dazu und steuert aktuelle Informationen zur Eisengießerei bei. Dann geht es zurück in den Park. Hier steht wieder die Natur und die schöne gärtnerische Gestaltung im Mittelpunkt der Ausführungen. Ferdinand Kern berichtet von den Anstrengungen des Fördervereins, den Landschaftsgarten nach Jahren der Vernachlässigung wieder zu einem Schmuckstück zu machen. Wobei man, soweit möglich, ökologische Aspekte berücksichtige. Der Hobbygärtner erläutert: „Hier liegt ein hohler Eichenstamm. Den haben wir bewusst nicht entfernt, da er die ideale Brutstätte für den selten gewordenen Eichenbock ist.“ An anderer Stelle weist Kern auf Totholz hin, in das Spechte ihre Höhle gebaut haben. Hügelaufwärts erreicht die Gruppe das imponierende Mausoleum, in das Grabplatten aus dem Kloster Ramsen mit eingebaut wurden. Abschlussstation der Führung ist die vom Förderverein restaurierte Orangerie, wo sich die Besucher mit Sekt oder Pomeranzen-Bowle erfrischen können. Weitere kulinarische Delikatessen gibt es am Gewächshaus. Hier laden Bärlauchbratwurst und Bärlauchsuppe zum Probieren ein. Brot mit dem Eisenberger Brotstempel, bestrichen mit einem bärlauchgewürzten Aufstrich, vom Förderverein Römischer Vicus komplettiert das Angebot. Wer auch zu Hause Bärlauch kosten möchte, der kann Bärlauch-Pesto mitnehmen oder eine Pflanze erwerben. Diese wächst und vermehrt sich, wie Insider verraten, am besten in humoser Erde im lichten Schatten hoher Bäume auch im heimischen Garten. Die Mitglieder des Fördervereins können ob des Besucherandrangs zufrieden sein. Um ein Uhr sind schon zwei Drittel der Bratwürste verkauft. Selbst der kräftige Graupelschauer, der jetzt niederprasselt, stört nicht wesentlich. Die neu angekommenen Besucher spannen einfach ihre Schirme auf und schließen sich unverdrossen der nächsten Führung durch den Park an. Nils erklärt

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