Rheinpfalz Hof muss mit Tötung aller 79 Rinder rechnen

Dem Hof im Saarpfalz-Kreis, der am Dienstag wegen Rindertuberkulose-Verdachts gesperrt wurde, droht die Tötung all seiner 79 Rinder. Drei der Tiere, bei denen Schnelltests positive Ergebnisse erbrachten, wurden getötet und zur Untersuchung nach Jena ins Friedrich-Löffler-Institut geschickt. Bestätigt sich dort der Verdacht, muss Anfang nächster Woche mit der Tötung des kompletten Rinderbestandes auf dem Hof gerechnet werden.

Auf Anfrage sagte dies gestern Sabine Schorr, Sprecherin des Saarbrücker Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Wie gestern berichtet, befindet sich der Hof nach RHEINPFALZ-Informationen auf dem Gebiet der Gemeinde Gersheim im Bliesgau. Kein Tier darf ihn mehr verlassen. Beim Schlachter seien bei der Routine-Untersuchung des Fleisches eines Rindes vom Hof in der Lunge Veränderungen aufgefallen, die für Tuberkulose typisch seien. Das Fleisch des Rindes wurde inzwischen in einer Tierkörper-Beseitigungsanstalt vernichtet. Was eine mögliche Ansteckung betrifft, wurde noch am Dienstagabend zumindest für die Kinder der betroffenen Bauernfamilie Entwarnung gegeben. Anhaltspunkte auf Ansteckung wurden laut Udo Steigner von der Saarpfalz-Kreisverwaltung bislang bei keinen Menschen gefunden, die Kontakt zum Hof oder dessen Bewohnern haben: „Es ist bekannt, wer als mögliche Kontaktpersonen in Frage kommt. Da ist bis jetzt alles negativ ausgefallen.“ Weil es die Inkubationszeit zu beachte gelte, würden die Untersuchungen aber in etwa acht Wochen zur Sicherheit wiederholt, kündigte der Sprecher an. Auf Nachfrage sagte Sabine Schorr gestern, dass Landwirte für solche Fälle in einer speziellen Tierseuchenkasse pflichtversichert seien. Die betroffene Familie dürfe daher wohl auf eine Entschädigung hoffen, die je zur Hälfte aus dieser Kasse und vom Saarland bezahlt werde. Wann sich im Saarland zum bis dato letzten Mal ein Fall von Rindertuberkulose zugetragen hat, ist Schorr nicht bekannt. Nach ihren Worten hatte bei mehr als der Hälfte der untersuchten 79 Rinder ein erster Tuberkulose-Hauttest ein positives Ergebnis gebracht. Unter anderem stünden nun „epidemiologische Nachforschungen der letzten fünf Jahre“ an: Betriebe, die in diesem Zeitraum Rinder aus der betroffenen Herde erhalten haben, sowie Höfe, aus denen Rinder in den Bestand eingestallt wurden, würden „unter behördliche Beobachtung“ gestellt. Schorr lehnte jeglichen Hinweis auf den Standort des betroffenen Hofes ab, kommentierte also auch nicht die entsprechenden RHEINPFALZ-Informationen. Die Ministeriums-Sprecherin bestätigt hingegen die RHEINPFALZ-Information, laut derer es sich hier um eine reine Mutterkuhhaltung handle: „So kann eine Kontamination von Milch und Käse durch Milchlieferungen an Molkereien ausgeschlossen werden.“ Die Gefahr einer Infektion von Menschen über den Verzehr des versuchten Fleisches sei „sehr gering“, da die Übertragung normalerweise über Tröpfchen-Infektion erfolge – etwa durch Anhusten oder Niesen. Dennoch werde das Ministerium „alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um Sicherheit für die Verbraucher zu gewinnen“. Beim Rind, so Schorr ergänzend, trete die Erkrankung sehr häufig in Form der Lungentuberkulose auf. Die Krankheitsdauer könne über Jahre hinweg unerkannt bleiben, bis schließlich Symptome wie Husten, Atembeschwerden, Abmagerung und Leistungsabfall aufträten. Rindertuberkulose verlaufe schleichend, die Tiere blieben „klinisch völlig unauffällig“. Von der Infektion bis zum Auftreten von Erkrankungssymptomen könnten Jahre vergehen. (ghm)

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