Kultur Südpfalz „Ich bin ein Pan-Pfälzer-Produkt“

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Herr Habekost, wie kam es zum Namen „Chako“?

Das hat sich ergeben, als ich in meinen Anfängen in der Karibik, in Trinidad und Tobago, als Sänger aufgetreten bin. Da brauchte ich einen knackigen Namen. Da habe ich mit den Buchstaben meines Vor- und Nachnamens gespielt. Sie kommen mit einem Weihnachtsprogramm. Welche Dinge braucht denn der Pfälzer zu Weihnachten? Also der typische Pfälzer braucht etwas gegen den Durst und gegen den Hunger. Und das braucht er ja eigentlich immer. An Weihnachten steht dann aber der Genuss im Vordergrund. Der Pfälzer geht dann oft in den letzten Winkel seines Kellers und holt sich eine gute, alte Flasche Wein, so e rischdischi Grand Crutz de la Portemonnaie. Was ist denn das Rohe in Ihrem Programm „(F)Rohe Woinacht“? Ich habe ein zwiegespaltenes Verhältnis zu Weihnachten. Als Kind ist es natürlich schön. Aber später nervt halt der Konsum. Das „Rohe“ ist mein satirisches Ventil, um dies einfach auf die Schippe zu nehmen. Wenn ich im Programm in einer Nummer den Supermarkt gehe und dort im September alle Schokoladen-Nikoläuse zerstöre, ohne dass es jemand bemerkt, dann ist das natürlich roh für den Supermarktinhaber. Für die anderen nicht, die lachen darüber. Man kann sich da etwas befreien von dem Druck. Die Leute sind dann auch zwischen den Jahren entspannter. Spielen Sie gerne zwischen den Jahren? Ja, die sitzen dann da mit ihren voll gefüllten Bäuchen und sagen: „Hopp, helf mer, ich will ä bissl verdaue.“ Und das auch im doppeldeutigen Sinne. Muss sich der in Bad Dürkheim lebende gebürtige Mannheimer sprachlich darauf einstellen, in Landau aufzutreten? Ich rede ja eher eine Mischform des Pfälzischen. Ich bin in der Kurpfalz aufgewachsen, habe lange in der Vorderpfalz gewohnt, jetzt wohne ich in Bad Dürkheim an der Weinstraße. Meine Frau kommt aus Germersheim. Sprachlich bin ich ein Pan-Pfälzer-Produkt. Das ist auch gut so. Aber man stellt sich auch ein wenig auf das jeweilige Publikum ein. Ich habe so eine alte Figur im Programm, „Frieher hot’s des net gewwe“. Da fragen mich die Leute auch einmal: „Sind Sie aus Godramstein? Den Alten, den sie im Programm haben, den kenn’ ich. Der ist aus Godramstein.“ Sie sind von Haus aus Sprachwissenschaftler, haben über karibische Performance- und Musik-Dichtung promoviert. Gibt es da Parallelen zum Pfälzischen? Ja natürlich. Deswegen bin ich ja darauf gekommen, das hier zu machen. Die Sprache der Kreolen hat einen eigenen Rhythmus. Ich habe festgestellt, dass wir hier eigentlich das Gleiche mit unserer Sprache machen, also mit dem Dialekt. Der Grundrhythmus ist im Pfälzischen sehr musikalisch. Ganz ehrlich. Wenn Sie so auf die Pfalz fixiert sind und selbst sogar an der Weinstraße wohnen, fahren Sie überhaupt noch in Urlaub? Oder möglicherweise allein zur Abschreckung? Nach Pirmasens . Nein, einmal im Jahr reisen wir länger weg. Die letzten Jahre sind wir viel in Asien unterwegs gewesen. Ich habe ja eine große Leidenschaft für Wein, da fahren wir auch oft nach Frankreich oder Italien. Aber dann sitzt du dort oft da und denkst, das erinnert dich doch an irgendetwas. Das hat man doch auch zu Hause. Wenn Du die Haardt dann wieder vor dir siehst, dann weißt du: Danke, dass ich hier wohnen darf. Wie würde Christian Habekost seine Intention als Comedian und Kabarettist auf den Punkt bringen? Ich möchte authentisch sein und bleiben. Wenn ich die Leute damit unterhalten kann, habe ich Glück gehabt. Ich bin dankbar, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Ich möchte aber auch, dass die Region mit ihrer Sprache gut dargestellt wird – innerhalb und nach außen. Ich repräsentiere auch auf vielen Firmenveranstaltungen die Pfalz. Ich glaube, dass wir Pfälzer uns noch ein bisschen blöd anstellen mit dem Selbstbewusstsein unserer Sprache gegenüber. Da fehlt uns, wie ich fordere, eine „Selbstbewusstlosigkeit“. Wir verbiegen uns dauernd das Maul. Und das wirkt peinlicher, als wenn wir es nicht machen würden. Das würde einem Schwaben oder Bayern nie einfallen. Habekost im Fernsehen, im Radio, in Buchform und immer wieder auf der Comedy-Bühne. Haben Sie Angst, dass Sie den Menschen irgendwann ein wenig zu präsent sind? Natürlich macht man sich darüber Gedanken. Es ist ein Spannungsverhältnis. Einerseits hast du Kreativität, die heraus will. Dann hast Du eine Frau, die Autorin ist. Da kommt logischerweise die Idee, gemeinsam ein Buch zu schreiben. Dann will der Verlag, da es gut läuft, Lesungen und Fortsetzung und so weiter. Auf der anderen Seite hast du ein Management, es gibt Planungen. Nach dem Weihnachtsprogramm ist Pause bis Oktober, dann komme ich mit einem neuen Programm. Dadurch hoffen wir, dass so etwas wie ein kleines „Hungervakuum“ entsteht. Ich habe aber auch den Vorteil, dass ich im Fernsehen nicht so präsent bin. Die Live-Auftritte kann man dosieren. Ich habe zum Glück auch Leute, die mich hier gut beraten. Was möchte Christian Habekost in seinem Leben noch unbedingt unternehmen? Ganz klar: Ich würde gern mehr Schauspielern. Und ich würde gern einen richtigen, echten Pfälzer Tatort etablieren, in dem ich den Kommissar gebe. Der Tatort aus Ludwigshafen hat mit der typischen Regionalität, wie sie den Tatort sympathisch macht, wenn er aus den anderen Städten kommt, nichts zu tun. Die zwei Schauspieler haben mit Ludwigshafen nichts am Hut und sagen das auch noch öffentlich. Das ist bitter für einen Lokalpatrioten wie mich. Das ist mein absolutes Ziel. Auch wenn da die Entscheidungsprozesse bei den Fernsehsendern so ihre Zeit brauchen. Ansonsten bin ich mit dem, was ich jeden Tag mache, sehr, sehr glücklich. Info „(F)Rohe Weihnacht“, 30. Dezember, 20 Uhr, Festhalle Landau: Eintrittskarten gibt es unter Telefon 0621 101011, unter www.rheinneckarticket.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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