Kultur Südpfalz „Ich liebe die Pfalz“

Filmszene aus „Ohne Schuld“: Die allein reisende Xenia Paget (Anna König) fühlt sich im Zug von einem fremden Mann bedroht.
Filmszene aus »Ohne Schuld«: Die allein reisende Xenia Paget (Anna König) fühlt sich im Zug von einem fremden Mann bedroht.

Anna König stammt aus Kandel und ist heute Abend in der ARD zu sehen. 2023 absolvierte die Schauspielerin zudem eine Ausbildung zur Intimitätskoordinatorin, die bei Dreharbeiten als Betreuerin dafür sorgt, dass simulierte intime Szenen professionell umgesetzt werden können. Mit dem RHEINPFALZ-Mitarbeiter Stefan Otto hat sie darüber gesprochen.

Frau König, welche Rolle spielen Sie in „Charlotte Link – Ohne Schuld“?
Ich spiele Xenia Paget. Sie ist Täterin und Opfer zugleich. Für mich ist sie ein super Sinnbild dafür, dass es keine einfachen Antworten gibt. Sie fordert heraus, zweimal hinzuschauen. Sie ist roh, wahnsinnig stark und mutig, aber auch verletzlich. Das macht sie so spannend.

Sie ist eine Engländerin russischer Herkunft. Haben Sie an irgendeiner Stelle versucht das darzustellen?
Wir haben darüber gesprochen, ob Xenia einen russischen Akzent haben soll. Aber das hätte nicht funktioniert, da wir Engländer und Engländerinnen spielen, die im Film Deutsch sprechen. Ein russischer Akzent hätte nur verwirrt. Ihre Geschichte ist zwar von ihrer Herkunft geprägt, aber sie könnte genauso gut aus einem anderen Land stammen. Es geht mehr um die Erfahrung, die Heimat zu verlassen, weil sie dort keine Zukunft gesehen hat. Das ist universell und nicht auf Russland beschränkt.

Der ARD-Krimi spielt in Nordengland. Ist es eigentlich auch in anderen Ländern üblich, so viele Auslandskrimis zu drehen?
Das weiß ich nicht genau, aber in Deutschland fällt das schon auf. Hier gibt es viele Krimis, die im Ausland spielen – „Barcelona-Krimi“, „Kroatien-Krimi“, „Lissabon-Krimi“ und so weiter. Vielleicht denkt man, dass Deutschland landschaftlich oder atmosphärisch nicht genug hergibt. Aber ich glaube, es gibt bestimmt auch hier viele tolle Orte, die man nur mutiger in Szene setzen müsste. Nichtsdestotrotz habe ich es sehr genossen, in England zu drehen. Ich habe selbst ein paar Jahre in London gelebt, und die Menschen, die mystische Natur und die Architektur sind schon sehr besonders.

Liegt für Sie ein besonderer Reiz darin, im Ausland zu drehen?
Definitiv. Auch wenn es Arbeit ist und kein Urlaub, wie viele denken. Die Umgebung, die Menschen und die Kultur wirken auf einen ein und färben natürlich auch auf die Rolle ab. In einem anderen Land, mit einer anderen Sprache und Arbeitsweise zu drehen, finde ich total spannend.

Wurden Sie schon einmal als Pfälzerin besetzt?
Nein, aber das würde ich so gerne! Ich liebe die Pfalz. Früher bin ich mit wehenden Fahnen abgerauscht, weil es mir zu klein und piefig war. Aber jetzt, wenn ich mit dem Zug von Berlin komme und die Strecke Neustadt-Landau fahre, geht mir das Herz auf. Ich liebe die Landschaft und das pfälzische Savoir-vivre. Auf der Bühne durfte ich in Alexis Bugs „Kallstadter Saukerl“ mitspielen und endlich mal Pfälzisch sprechen, das hat richtig Spaß gemacht.

Besuchen Sie die Pfalz noch regelmäßig?
Ja, ich besuche meine Mutter in Landau und Freunde, auch wenn viele inzwischen nicht mehr dort leben. Aber die Pfalz, insbesondere die Südpfalz, bleibt immer ein besonderer Ort für mich.

Seit knapp zwei Jahren sind Sie nicht nur Schauspielerin, sondern auch Intimitätskoordinatorin. Der Beruf ist noch sehr jung. Hätten Sie sich früher manchmal eine Intimitätskoordinatorin am Set gewünscht?
Absolut. Früher gab es diese Position nicht, und man musste in solchen Szenen oft selbst herausfinden, wie man mit der Situation umgeht. Das war nicht immer angenehm. Heute wird viel klarer kommuniziert, es gibt Absprachen, und man kann eigene Grenzen setzen. Das schafft Sicherheit und gibt gleichzeitig Raum für kreative Lösungen, um intime Szenen professionell und respektvoll zu erzählen.

Betrifft Ihre Arbeit nur Nacktszenen und sexuelle Darstellungen?
Nein, es betrifft alle Formen von Intimität. Nacktheit, Küsse, Duschszenen – alles, wo Intimität eine Rolle spielt. Besonders auch bei Szenen mit Minderjährigen ist es wichtig, dass man da sehr genau hinschaut.

Arbeiten Sie noch mehr als Schauspielerin oder inzwischen schon häufiger als Intimitätskoordinatorin?
Im Moment hält sich das ziemlich die Waage, ich arbeite auch noch als Hörbuchsprecherin und Autorin. Die Schauspielerei ist aber definitiv meine größte Leidenschaft. Dafür würde ich alles andere stehen und liegen lassen.

Zur Person

Anna König wurde 1980 in Kandel geboren und ist in Minfeld und Landau aufgewachsen. Als Schauspielerin begonnen hat sie im Jugendclub des Karlsruher Staatstheaters, bevor sie ab 2001 an der Hochschule für Theater und Musik in Zürich studierte. Anschließend war sie unter anderem am Zürcher Schauspielhaus, am Hamburger Thalia-Theater, am Theater Freiburg und am Grillo-Theater in Essen. Im Fernsehen sah man sie zum Beispiel in der Komödie „Chaos-Queens: Lügen, die von Herzen kommen“, im Kino im Kinderfilm „Zu weit weg“ oder im ADHS-Beziehungsdramas „Die Hannas“, das ihr 2017 den New Berlin Film Award als beste Darstellerin einbrachte. 2023 absolvierte sie eine Ausbildung zur Intimitätskoordinatorin, die bei Dreharbeiten als Betreuerin dafür sorgt, dass simulierte intime Szenen professionell umgesetzt werden können. Am 14. September um 20.15 Uhr im Ersten ist sie in der Episodenhauptrolle im Krimi „Charlotte Link - Ohne Schuld“ zu sehen.

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