Rheinpfalz Ingwer: Knolle gegen Kopfschmerzen

Der Ingwer sollte geschält werden, wenn er nicht aus biologischem Anbau stammt.
Der Ingwer sollte geschält werden, wenn er nicht aus biologischem Anbau stammt.

Bei laufender Nase und erkältungsbedingten Kopfschmerzen greifen viele Menschen zu der scharfen Knolle, die ein wichtiger Bestandteil der asiatischen Küche ist: Der Ingwer ist Heilpflanze des Jahres. Er hilft auch bei Übelkeit, ist von Schwangeren und Menschen, die Blutverdünner einnehmen, aber mit Vorsicht zu verwenden, erklärt die Kräuterexpertin Helga Deegener aus Börsborn.

Einen Ingwertee hat Helga Deegener vorbereitet. Zitronensaft und Honig stehen separat daneben. „Das ist Geschmackssache, ob man die noch hinzufügt“, erklärt die Kräuterfachfrau mit eigenem Laden in Börsborn, die in monatlichen Kursen die Heilpflanze des Monats auch auf der Burg Lichtenberg vorstellt. Der Trank sei inzwischen schon fast ein Klassiker in der Erkältungszeit. Deegener hat ihn zubereitet, indem sie die dünne Haut der Knolle abgeschält und das etwas holzige, hellgelbe Fleisch in dünne Streifen geschnitten, dann alles mit kochendem Wasser übergossen hat. „Reiben geht auch, das ist Gewohnheitssache“, erklärt sie und hat noch ein paar Tipps parat: Die Stückchen lasse sie immer im Tee, denn „es ist gut, wenn man die noch kaut“. Außerdem könne die Kanne so zwei bis drei Mal aufgegossen werden. Bei der Zubereitung einer Tasse Ingwertee sei es wichtig, sie abzudecken – sonst verdampfen wertvolle ätherische Öle. Ein daumengliedgroßes Stück pro Tasse empfiehlt sie ebenso wie das Schälen der Knolle, wenn diese nicht aus Bio-Anbau stammt.

Ätherische Öle und Scharstoffe

Die ätherischen Öle und die Scharfstoffe sind die wichtigsten Inhaltsgruppen der Heilpflanze, die vom Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise zur Pflanze des Jahres 2018 gekürt worden ist. Zingiber officinale wirke antibakteriell, antiviral und antimykotisch und habe die Auszeichnung wegen seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten absolut verdient, meint Deegener. Die Pflanze war schon in der Antike bekannt, wurde von Hildegard von Bingen und anderen Kräuterkundigen als Heil- und Lebensmittel verwendet. „Das Wissen ist hier aber weitgehend verlorengegangen“, sagt die Pflanzenkennerin. Mit der asiatischen Küche ist auch der Ingwer wieder nach Europa gekommen. In Deegeners Repertoire gehört er etwa seit dem Jahr 2000 zu den „Heilpflanzen für den Winter“ fest dazu – wenn eigene Pflanzversuche auch gescheitert sind. Dauerhaft warm und feucht braucht es die Pflanze mit den schilfähnlichen Blättern. Die Knolle ist ein sogenanntes Rhizom, eine Wurzelverdickung, die sich parallel zur Erdoberfläche ganz knapp darunter ausbreitet.

Ein paar Tassen Tee am Tag

In der Erkältungszeit könne man Ingwer schon mal höher dosiert zu sich nehmen, ein paar Tassen Tee am Tag. Doch Schwangere sollten von einer solchen Anwendung absehen. Da Ingwer die Durchblutung fördert, könnte er Wehen anregen, warnt die Kräuterfachfrau. Dabei hilft er gerade gegen etwas, das Schwangere oft plagt: Übelkeit. Da sei eine geringe Dosierung möglich, auch zu empfehlen bei Reiseübelkeit: In eine kleine Wasserflasche ein paar Stückchen Ingwer rein und immer mal wieder ein paar Schlucke trinken. Wegen seiner blutverdünnenden Wirkung sollte der Ingwer auch nicht von Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, in großer Menge verzehrt werden. Mal ein Stück im Essen sei aber kein Problem, meint Deegener. Und wegen dieser Wirkung könnte der Ingwer schließlich auch vorbeugend gegen Thrombose und Schlaganfall wirken, hebt sie hervor. Höhere Dosierungen seien generell nur kurmäßig für wenige Wochen zu empfehlen – wie bei allen Heilpflanzen.

Hilft Verdauung und Stoffwechsel

Und Ingwer kann noch mehr: Er entbläht, da er die Verdauung und den gesamten Stoffwechsel anregt. Daher rührt auch das im Winter schön wärmende Gefühl beim Verzehr, das ein Fußbad noch verstärken kann. Damit können auch Erkältungssymptome oder Kopfschmerzen gelindert werden. Die schmerzstillende Wirkung der enthaltenen Acetylsalicylsäure (wie in Aspirin oder Alka-Seltzer) kann auch bei Rheuma genutzt werden. Ingwerkompressen auf die betroffenen Stellen, rät Deegener. Ätherisches Öl des Ingwers, mit einem Trägeröl aus Mandel oder Sesam gemischt und eingerieben, kann auch bei Verspannungen helfen und die Muskeln lockern. Aber Achtung: Das ätherische Öl nicht pur auf die Haut bringen, das reizt.

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