Rheinpfalz ISS mit falschem Stundenplan

Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation. Mit dem Raumfahrer wollten die Schüler via Funk sprechen.
Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation. Mit dem Raumfahrer wollten die Schüler via Funk sprechen.

„Houston, Houston, wir haben ein Problem: Die ISS hat den falschen Plan“ – so zumindest war die Mutmaßung der Lehrer und Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums in Kaiserslautern nach dem fehlgeschlagenen Funkkontakt zu Esa-Astronaut Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation (wir berichteten gestern bereits kurz im überregionalen Teil der Ausgabe).

Der 13. August 2018. In Kaiserslautern schüttet es wie aus Kübeln. Das Thermometer zeigt nicht einmal 25 Grad. Doch die Temperatur bei den Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) ist auf dem Höhepunkt. Elf von ihnen hätten an diesem Nachmittag im Zuge des „Amateur Radio on the International Space Station“ (Ariss)-Projekts zehn Minuten mit dem deutschen Esa-Astronauten Alexander Gerst an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) per Funk Kontakt aufnehmen und ihm Fragen stellen sollen. Damit wäre das HSG eine von 20 ausgewählten Schulen gewesen. 2016 hatte sich die Technik- und Physik-AG für das jährlich ausgeschriebene Ariss-Schulprojekt angemeldet. Im Frühling 2017 kam die Zusage: Das HSG durfte sich zehn Minuten Funkzeitraum mit dem Matthes-Enderlein-Gymnasium in Zwönitz im Erzgebirge teilen. Im Januar begannen die intensiven Recherchen, Vorbereitungen und Testdurchläufe. Beide Schulen durften jeweils zehn – zuvor von der Schulgemeinschaft abgesegnete – Fragen stellen. „Darunter: Was ist das Ungewöhnlichste, das Alexander Gerst im All gesehen hat? Welchen irdischen Gegenstand er am meisten vermisst? Und ob er an Außerirdische glaube“, verriet die Leiterin der AG, Daniela Schumann. Der Funkkontakt wurde von Ariss in Absprache mit der europäischen Raumfahrtbehörde Esa (European Space Agency) beziehungsweise der Nasa für 15.48 Uhr Ortszeit (auf der ISS war es 13.48 Uhr) festgesetzt. Technik und Leinwände für die Liveübertragung standen in der Aula bereit. Der Live-Stream über den schuleigenen Youtube-Kanal war startklar. Um 15.45 Uhr gab es grünes Licht aus der provisorischen Funkzentrale im Konferenzraum, wo Schüler, Lehrer, Funker, Presseleute darauf warteten, die Stimme von „Astro-Alex“ im Monitor zu hören. ,,Delta Papa Zero India Sierra Sierra, this is Delta Lima Zero XRay Kilo, can you copy? Over“, fragte Schülerin Chantal Manta mehrmals über Funk. „Delta Lima Zero XRay Kilo, this is Delta Papa Zero India Sierra Sierra. Copy you“, schallte es endlich zurück. Aufregung und Freude im Raum, die Funkverbindung stand, Gerst war am Apparat. Die Freude dauerte allerdings nur kurz. Denn der Astronaut schien nicht den Anruf aus Kaiserslautern sondern einen aus Braunschweig zu erwarten – der jedoch erst für den Tag drauf, also Dienstag – vorgesehen war. Mehrere Versuche und Frequenzwechsel später war das zehnminütige Zeitfenster auch schon wieder geschlossen, die ISS - 423 Kilometer über der Erde - war außerhalb der Funkreichweite. „Das Problem ist: Wir arbeiten auf zwei Frequenzen“, erklärt Michael Zimmermann, stellvertretender Leiter am Studienseminar in Kaiserslautern und Funkamateur der TU und der Hochschule. „Die Frequenz von der ISS zu uns ist eine andere als die Frequenz von uns zur ISS. Die individuell zugeteilte Frequenz von der Erde zur Raumstation wird lang geheim gehalten und erst kurz zuvor an uns weitergereicht, damit andere den Funkverkehr nicht stören. Was jetzt vermutlich passiert ist: Die ISS hatte höchstwahrscheinlich den morgigen Anruf aus Braunschweig für heute auf dem Plan notiert und befand sich auf einer anderen Empfangsfrequenz – auf der von Braunschweig statt der von uns. Deshalb haben wir Alexander Gerst zwar gehört, aber er konnte vermutlich uns nicht hören.“ Keine technische Panne also; sondern ein Missverständnis im Zeitplan war schuld. Um 17.25 Uhr Lauterer Ortszeit sollte ein zweiter Versuch gestartet werden. Doch auch dieser missglückte. Der 16-jährige Paul Mönch hätte eigentlich die erste Frage an Alexander Gerst stellen sollen. „Die Enttäuschung ist natürlich groß; aber wir hoffen, vielleicht doch noch in den nächsten Wochen einen neuen Termin zu bekommen.“ Dennoch gab es Applaus von Lehrern und Schülern für eine technisch erfolgreiche Kontaktherstellung und „einzigartige Aktion“, so Schulleiter Roland Frölich.

Gespanntes Warten: Michael Zimmermann beobachtet, wie Paul eine Frage stellt und Amateurfunker Matthias Amberg das Funkgerät bed
Gespanntes Warten: Michael Zimmermann beobachtet, wie Paul eine Frage stellt und Amateurfunker Matthias Amberg das Funkgerät bedient .
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