Eisenberg Königsschießen zwischen Computer und Tradition

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Um 18 Uhr am Samstagabend sitzen zwei Männer beim Schützenverein an der Auswertemaschine. Jetzt geht es um die Wurst – beziehungsweise die Königswürde. Im Tagesverlauf haben die Aktiven des SV Ramsen jeweils einen Schuss mit dem Luftgewehr oder der Luftpistole auf kleine Papierscheiben abgegeben und um den Titel Schützenkönig sportlich gekämpft.

Der beste Treffer entscheidet darüber, wer Schützenkönig ist. Dass nur Armin Litwitz und Dieter Kilian jetzt noch im Auswerteraum sind und die Maschine bedienen, hat auch einen guten Grund: Wer Schützenkönig geworden ist, das wird erst bei der Weihnachtsfeier des Schützenvereins am 12. Dezember bekanntgegeben. Königsschießen hat bei den deutschen Schützenvereinen ganz unterschiedliche Abläufe und auch Wertungssysteme. „Während in Norddeutschland und auch in Bayern vorwiegend auf den Adler geschossen wird, dann auch mit dem Kleinkalibergewehr, ist bei uns der Pfalz das Scheibenschießen am weitesten verbreitet“, erklärt Dieter Kilian, Schützenmeister beim SV Ramsen. „Bei unserem Verein, der zwar schon 50 Jahre alt ist, fehlt für das Adlerschießen die Tradition, das machen die Vereine, die aus alten Schützengilden und alten Bürgerwehren hervorgegangen sind.“ Wer in solchen Vereinen sich dafür entscheidet, die Krone vom Adler zu schießen, der muss wissen, dass das eine Stange Geld kostet. Auch das ist in Ramsen anders, zwar wird der Titel gefeiert, aber der Schützenkönig muss nicht den ganzen Verein freihalten. „Der sportliche Aspekt steht hier im Vordergrund, es geht um den besten Schuss. Abgegeben werden alle Scheiben, gewertet werden nur die Zehner“, erklärt Kilian das System. Beim Königsschießen hat jeder, der in die Wertung kommt, mindestens einen guten Zehner abgeliefert, die Teiler entscheiden über den Sieg. Je kleiner der Teiler, desto genauer sitzt der Schuss in der Mitte. 2014 wurde Thomas Hack mit einem 25-Teiler Schützenkönig mit dem Luftgewehr. „Das war schon ein sehr präziser Schuss, in den Jahren davor haben auch höhere Teiler schon gereicht, um König zu werden“, so Kilian. Besonderheit 2014 war außerdem, dass Hack noch gleichzeitig mit einem 7-Teiler mit der Luftpistole ebenfalls den Pokal holte. Um den Vogel abzuschießen, hatte Hack im Vorjahr auch noch den K98er-Pokal gewonnen - einen Großkaliberwettkampf. Hack ist eigentlich Luftgewehrtrainer beim SV Ramsen, das hat aber nicht viel zu sagen, betont Kilian. „Wir haben fast jedes Jahr einen anderen Schützenkönig, aber der Personenkreis war bislang meist überschaubar. Man muss gut schießen können, aber nicht unbedingt Luftgewehrschütze sein. Jedes Mitglied im Verein ab dem zwölften Lebensjahr darf am Königsschießen teilnehmen, die Bedingungen sind für alle die gleichen“, hebt Kilian hervor. Anders ist das beim K98-Schießen, hier muss neben der Mitgliedschaft auch das 18. Lebensjahr vollendet sein, um antreten zu können. „Insgesamt beteiligen sich an dem eintägigen Wettbewerb rund 20 bis 30 Schützen, da würden wir uns noch etwas mehr wünschen, auch wenn wir jedes Jahr kleine Zuwächse verzeichnen. Es geht uns mit diesem Angebot auch darum, die Traditionen in unserem Verein und im Pfälzischen Schützenbund hochzuhalten, in der heutigen Zeit nicht immer ein einfaches Unterfangen“, wie Kilian unterstreicht. (jös)

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