Kultur Südpfalz Kleiner Luther, großer Bader

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Landauf, landab wirft das 500. Reformationsjubiläum seine Schatten voraus, jetzt werden die Pläne für das Festjahr 2017 auch in Landau konkreter: Mit einem Stationentheater wollen die Stadt und der Protestantische Kirchenbezirk Landau in Zusammenarbeit mit dem Chawwerusch-Theater und vielen Bürgern an den Thesenanschlag Martin Luthers erinnern und das weltbewegende Geschehen unter dem Motto „Der kleine Luther“ auf unsere Region herunterbrechen.

Bei Kulturamtsleiterin Sabine Haas und Felix S. Felix als Vertreterin des Chawwerusch-Theaters aus Herxheim die Pläne schwingen die freudigen Erwartungen und hohen Ansprüche spürbar mit. Schließlich haben sie schon bei vergleichbaren Projekten zu Jubiläen der Festhalle und des Frank-Loeb’schen-Hauses sehr erfolgreich gemeinsame Sache gemacht. Und die Südpfälzer sind stets offen für diese Art des Laientheaters, das Bruchstücke großer Geschichte in verschiedenen Stationen im heimatlichen Umfeld widerspiegelt und viele Mitwirkende aktiv daran teilhaben lässt. So soll das auch beim „Kleinen Luther“ sein, der sich genau betrachtet als großer Bader entpuppt. Denn nicht Luther selbst, der mit seinem Thesenanschlag zum Ablasswesen an der Schlosskirche zu Wittenberg die Welt veränderte, sondern ein Mann namens Johannes Bader, der dem Protestantismus in und um die Landauer Stiftskirche Tür und Tor öffnete, wird zum Protagonisten der Handlung, die von der Chawwerusch-Crew unter der Regie von Felix S. Felix und Thomas Kölsch freilich erst noch in Szenen und Wortwechsel gepackt werden muss. Soviel steht nach aufwendiger Recherche und sorgfältiger Prüfung schon heute fest: Johannes Bader war ein mutiger, belesener, kluger und streitsüchtiger Mann, der im Jahr 1518 (also ein Jahr nach Luthers Thesenanschlag), die Stelle des Pfarrers an des Landauer Stiftskirche antrat und sofort im Sinne des Reformators predigte, was ihm eine Anzeige beim Bischof zu Speyer einbrachte, vor dem er sich 1523 und 1524 verteidigen musste. Man sprach bei diesem Verfahren von einer „Protestnote“, so erläutert Felix S. Felix, und spannt einen Bogen zur Gegenwart, weil „die Pfälzische Landeskirche wohl die einzige ist, die diesen Protest noch im Namen führt“. Aber aller Protest half Pfarrer Bader nicht. Über ihn wurde der Kirchenbann verhängt, sein freies Geleit aufgekündigt. Beherzte Landauer verhalfen ihrem streitbaren Pfarrer zur Flucht. So konnte er bis zu seinem Tod 1545 immer wider Missstände anprangern – die turbulenten Zeiten gaben dazu reichlich Anlass. So gab es gegenüber der Stiftskirche, im Haus zum Maulbeerbaum, anno 1522 unter dem Vorsitz des Reichsritters (und Reformationsfreundes) Franz von Sickingens ein Rittertreffen, um den „Deutschen Bund“ zu schmieden und dem Ritterwesen neuen Aufwind zu geben. Drei Jahre später, am Sonntag, Quasimodogeniti, rebellierten die Nußdorfer Bauern und trugen ihren Teil zum legendären Bauernkrieg bei. Auch diese Ereignisse an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit sollen sich im Stationentheater in und um die Stiftskirche wiederfinden. Ab sofort können sich „spiel- und experimentierfreudige“ Laienschauspieler beim Chawwerusch-Theater melden. Gesucht werden etwa 100 Mitwirkende vor und hinter den Kulissen, wobei auch auf bewährte Kooperationen, etwa mit den Landauer Liederleuten, Wert gelegt wird. Wer mag eine Rolle übernehmen? Wer will Musik machen? Wer Kostüme schneidern? Frisuren fertigen? Als lebendiger Wegweiser agieren? Bei der Organisation helfen? Voraussetzung sind etwas Theatererfahrung und starke Probedisziplin, dafür hält sich der Probeaufwand aber in Grenzen. Info Anmeldeschluss ist der 16. Januar, Premiere am 22. September. Bis zum 3. Oktober soll es acht Aufführungstage geben. Infos: www.kleiner-luther@chawwerusch.de.

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