Rheinpfalz Klinikum hängt finanziell am Tropf

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Mannheim

. In einem internen Papier, das jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist, heißt es, dass das Klinikum zwingend eine Kapitalzufuhr benötige, „um einen geordneten Betrieb überhaupt aufrecht erhalten zu können“. Hintergrund der finanziellen Nöte sind die Folgen des Hygiene-Skandals am Universitätsklinikum Mannheim, der im Oktober 2014 seinen Anfang nahm. Wie mehrfach berichtet, waren seinerzeit massive Hygiene-Mängel beim OP-Besteck festgestellt worden. In der Folge fielen über Monate zahlreiche Operationen aus, zudem investierte das Klinikum große Summen in ein neues Sterilisationszentrum. Das Geschäftsjahr 2014 schloss das Klinikum mit einem Minus von rund zehn Millionen Euro beim Betriebsergebnis ab, im März dieses Jahres teilte das Krankenhaus mit, dass das Geschäftsjahr 2015 vermutlich mit einem operativen Verlust von 30 Millionen Euro abgeschlossen werde. Ein Wirtschaftsplan sieht nun vor, dass das Klinikum im Jahr 2020 wieder eine schwarze Null schreiben soll. Bis dahin aber bräuchte das Haus Kredite, eben um seinen Betrieb aufrecht erhalten zu können, wie Klinikums-Sprecher Dirk Schuhmann gestern auf Anfrage bestätigte. Im laufenden Jahr gehe es dabei um 20 Millionen Euro. In dem internen Papier, eine Vorlage für den Ständigen Ausschuss des Klinikum-Aufsichtsrates, der sich gestern mit den finanziellen Problemen beschäftigte, steht aber auch, dass 20 Millionen Euro nicht ausreichten, um das Jahr 2016 zu überstehen. Ob aber nun 20 Millionen Euro benötigt werden oder mehr, bislang habe sich keine Bank gefunden, die bereit wäre, dem Klinikum einen derartigen Kredit zu gewähren, bestätigte der Klinikums-Sprecher. Und dies, obwohl die Stadt Mannheim für das Klinikum gebürgt habe und das Haus selbst über ein Eigenkapital in Höhe von rund 162 Millionen Euro, Stand Ende 2014, verfüge. Laut dem internen Papier haben unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ Bank, die Hessische Landesbank, die IKB und die Landesbank Baden-Württemberg Kreditanfragen des Klinikums abschlägig beschieden. „Wir reden aber auch noch mit anderen Banken“, sagte Schuhmann gestern. Als Grund dafür, dass die Banken einen Kredit verwehrten, nannte der Sprecher den Umstand, dass das Klinikum bisher noch nie als Kreditnehmer in Erscheinung getreten sei. „Wenn man erst einmal Kredite bekommt, und diese dann auch zurückgezahlt hat, wird es einfacher, wieder an Kredite zu kommen“, veranschaulichte Schuhmann. Gleichzeitig versicherte er, dass die Mitarbeiter des Hauses sich wegen der finanziellen Schieflage keine Sorgen um ihre Bezahlung machen müssten. Schließlich sei die Liquidität zusätzlich über den Cash-Pool der Stadt abgesichert. Bei diesem handelt es sich quasi um ein Bankkonto, welches die Stadt für ihre zahlreichen privatwirtschaftlich organisierten Gesellschaften unterhält und darüber auch Kredite aushandelt. Außerdem hätten die Patientenzahlen mittlerweile wieder das Niveau wie vor Beginn des Hygiene-Skandals erreicht, betonte Schuhmann. Im Universitätsklinikum sei man deshalb auch äußerst zuversichtlich, dass der mit dem im Februar entwickelten Restrukturierungsprogramm eingeschlagenen Weg erfolgreich sein werde. Voraussetzung dafür sei aber, dass der bis 2020 notwendige Finanzbedarf mit Hilfe von Krediten gedeckt werde. Ob und welche Vorschläge zur Lösung des Problems der Ständige Ausschuss des Klinikums-Aufsichtsrats gestern erörtert hat, war nicht zu erfahren. Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), der auch Vorsitzender des Klinikum-Aufsichtsrats ist, hat das Öffentlichwerden des internen Papiers derweil scharf kritisiert. Dies könne sich sehr nachteilig auf weitere Verhandlungen mit Banken um einen Kredit auswirken, ließ Kurz in einer schriftlichen Stellungnahme verlauten. Zugleich kündigte der OB an, dass der Gemeinderat im nicht öffentlichen Teil seiner Sitzung am kommenden Dienstag von der Geschäftsführung des Klinikums über die Strategie und die mittelfristige Finanzplanung informiert werden solle.

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