Kultur Südpfalz Konzert: Requiemnur von Mozart undanderes dazu

Zu einer Aufführung des Mozart-Requiems in besonderer Form kam der phänomenale Chor des Bayerischen Rundfunks unter seinem Chefdirigenten Peter Dijkstra ins Festspielhaus Baden-Baden. Es erklangen in bewusst fragmentarischer Weise nur die Partien, die Mozart komponiert hatte. Dafür wurde die Totenmesse durch passende Werke anderer Komponisten ergänzt.

Quasi als Rahmen erklangen Teile aus der Grabmusik für Königin Mary von Henry Purcell. Zwischen die Sätze von Introitus, Kyrie, Sequenz und Offertorium nach Mozarts unvollendeter Partitur hatte Dramaturg Markus Fein er(d)bebende und chaotische Musik von Haydn und Rebel, pietistisch-protestantische von Bach und Brahms, trauererfüllte aus Pergolesis Stabat Mater und Purcell „Dido and Aeneas“ oder moderne mit dem Lux aeterna von Ligeti eingefügt. Am Ende erklang dann das Lacrymosa doch noch in Süßmayrs Version, mit gesummten Tönen und im Raum verteilten Orchestermusikern. Eine große Steigerung führte zu den beiden Amen-Akkorden. Das erinnerte nun aber an eine legendäre Aufführung des Werks ganz anderer Art auch mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks: nämlich an Leonard Bernsteins außerordentliche Interpretation 1988 in Dießen, Lüneburg und Hamburg. Markus Feins Konzept ist speziell, aber spannend und sinnfällig. Es lässt Mozarts Musik in der Tat auf einzigartige Weise erleben: Mozart ganz pur und zugleich Mozart und mehr. Die Wirkung auf das Publikum war groß. Dabei war der bewegende Eindruck auch Folge des ungemein kunstvollen und hoch differenzierten Gesangs des Münchener Elite-Chores, der seinem Ruf alle Ehre machte. Der Vortrag des hoch komplexen Chors von Ligeti war exemplarisch und ließ in seiner Meisterschaft erstaunen. Ganz klar und transparent sowie in beredter Artikulation spielte auch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die ja auch schon mehrfach in der Landauer Festhalle mit großem Erfolg spielte. Peter Dijkstra überzeugte mit stilsicheren und rhetorisch ausgefeilten Wiedergaben aller Stücke und vor allem natürlich einer des Requiems, das auch ohne die eigentlich fehlenden Stimmen seine ganz existenzielle Ausdruckskraft voll entfaltete. Die vier ganz ausgezeichneten Solisten waren Carolyn Sampson, die aus Speyer kommende Anke Vondung, Julian Prégardien und Tareq Nazmi, der 2011 beim auch in der Landauer Marienkirche zu erlebenden Verdi-Requiem-Projekt des Deutschen Ärzte-Orchesters unter Reinhard Steinberg beteiligt war. (rg)

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