Rheinpfalz „Kreißsaal geschlossen“: Zettel an der Tür sorgt für Aufregung

Blick in die Geburtshilfe in der Homburger Uni-Frauenklinik.
Blick in die Geburtshilfe in der Homburger Uni-Frauenklinik.

Ein handgeschriebener Zettel an der Tür mit der Aufschrift „Kreißsaal geschlossen“ sorgte dieser Tage für Unruhe an der Geburtsstation in der Homburger Universitäts-Frauenklinik. Rasch verbreitete sich ein Foto des Zettels über soziale Medien. Die Uni-Leitung versichert, der Kreißsaal sei offen gewesen und werde es auch bleiben. Davon abgesehen aber waren und sind sehr viele Hebammen der Klinik krankgeschrieben.

Eine Erklärung für die stark gehäuften Krankschreibungen gibt die Uniklinik nicht ab. Christian Schütz, Sprecher der Klinikleitung, räumt ein, dass in der Geburtsabteilung die Personalsituation bei den Hebammen aktuell angespannt sei: „Zeitweise kann es zu einer reduzierten Aufnahmekapazität kommen.“ Gleichwohl betont er: „Die Versorgung, vor allem in Notfällen, war durchgehend sichergestellt.“ Wegen der vielen Krankschreibungen greife die Frauenklinik jetzt verstärkt auf Beleg- und Honorar-Hebammen in Kooperation mit den Frauenärzten zurück. „Weitere Lösungen für krankheitsbedingte Personalausfälle werden aktuell koordiniert“, so Schütz im Namen der Uniklinik auf Anfrage. Dass es sich nicht um einen Einzelfall handle, stellt Anne Wiesen fest, Vorsitzende des saarländischen Hebammenverbandes: „Alle Krankenhäuser suchen händeringend Hebammen.“ Es gebe einfach zu wenig Personal, und den Krankenhäusern werde die Geburtshilfe schlecht bezahlt. Im Schnitt verdiene eine angestellte Hebamme 1700 bis 1800 Euro netto – je nachdem, wie hoch die Schichtzulage ausfällt. Eine junge Hebamme, neu angestellt, verdiene etwa 1500 Euro. „In der Regel übernehmen Hebammen deshalb auch keine Vollzeitstelle im Krankenhaus“, erklärt Wiesen: „Stattdessen arbeiten sie nebenher oft freiberuflich.“ Das Uni-Klinikum bezahle seinen Hebammen sogar 400 Euro mehr. „Aber das nützt auch nichts“, sagt die Vorsitzende des Hebammenverbands. Offenbar scheinen selbst die finanziellen Anreize die Hebammen nicht von einer Stelle in der Geburtshilfe zu überzeugen. Es gebe keine gesetzlichen Vorgaben, wie viel Personal im Kreißsaal angestellt sein müsse. Bei jeder Geburt in Deutschland müsse aber eine Hebamme dabei sein, sagt Wiesen. Deshalb fordern die Hebammen ein Geburtshilfe-Stärkungsgesetz, ähnlich dem in der Pflege, „für mehr Hebammen, mehr Zeit, mehr Anlaufstellen – und für eine sichere und gute Versorgung für Mütter und Kinder“, wie der Deutsche Hebammenverband schreibt. Denn die Geburtshilfe befinde sich in der Krise. Die Arbeitsbelastung für Hebammen in Kliniken steige. Kreißsäle seien überfüllt. „Es hat noch nie so viele Hebammen gegeben wie zurzeit“, meint Wiesen: „Nur dass viele nicht in die Geburtshilfe wollen.“ Der Grund dafür? „Es ist stressig“. Wochenenddienste, Überstunden und wenig Geld seien heute die Regel. „Aber man bekommt dafür auch ganz viel“, gibt Wiesen zu bedenken: „Die Eltern sind einem dankbar.“ Viele Hebammen arbeiteten lieber in der Vor- und Nachsorge: „Die Bedingungen in der Geburtshilfe sind einfach nicht gut.“ Doch je weniger Menschen dort arbeiten wollten, desto schlechter würden die Bedingungen. Krankheitsbedingte Ausfälle seien dann eine ganz besonders große Herausforderung.

x