Rheinpfalz Kreuz & Quer kann nicht mehr

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Vor fast 17 Jahren als ökumenisches, überkonfessionelles Projekt unter der Trägerschaft des Vereins Ichthys gegründet, war „das etwas andere Bistro“ Kreuz & Quer unter der Landauer Stiftskirche mitten in der Altstadt Anlaufstelle und auch ein Stück Heimat für viele Menschen. Alles aus und vorbei. „Anfang August haben wir beim Amtsgericht Landau drohende Zahlungsunfähigkeit angemeldet“, sagt der erste Vereinsvorsitzende Gerhard Weber. „Es tut uns allen wahnsinnig leid, das Kreuz & Quer aufzugeben“, ergänzt er hörbar bewegt. Die Entscheidung sei allen sehr schwer gefallen und viele Tränen seien deswegen geflossen – „im Vorstand und im Mitarbeiterkreis“. Aber die laufenden Kosten von rund 5000 Euro monatlich für Miete, Heizung, Strom, Nebenkosten, Gema-Gebühren, Versicherung, Künstlergagen, Teilzeitkräfte und Mini-Jobber hätten schlichtweg nicht mehr aufgebracht werden können. Von Anfang an sei Kreuz & Quer als ein Non-Profit-Unternehmen konzipiert worden, erläutert Weber, betrieben von Christen verschiedener Kirchen. „Wir mussten immer zusehen, dass wir das Jahr mit einer schwarzen Null abschließen konnten.“ Deshalb habe der Vorstand stets die Werbetrommel gerührt, um Spenden zu akquirieren. „Kein einfaches Geschäft“, gibt Weber zu, „das Betteln liegt nicht jedem. Aber ich konnte das ganz gut.“ 2013 hatte die RHEINPFALZ schon einmal berichtet, dass die hohen Fixkosten die alkoholfreie Kneipe an den Rande des Ruins treiben. Der Verein suchte und fand dann Sponsoren, die monatlich Beträge überwiesen, einige Stiftungen steuerten Geld bei. 600.000 Mark hatte der Trägerverein vor 17 Jahren in den Umbau und Ausbau des Kellers investiert und das Geld anschließend 13 Jahre lang abgewohnt. Dann wurde Miete an die Stiftskirchengemeinde fällig, rund 1500 Euro monatlich. Immer enger musste das Finanzkorsett geschnürt werden. Zuletzt, so Weber, habe der Verein eine große Aktion bei Geschäftswelt und Ärzten gestartet, um neue Spenden zu akquirieren. „Von rund 400 Briefen, die wir verschickt haben, hatten wir ein Prozent Rücklauf“, so Weber. Das reichte nicht. Auch Stiftungsgelder seien ausgeblieben, „wegen der niedrigen Zinsen“ gebe es kaum Zugewinne zum Stiftungskapital und deshalb könne nichts ausgeschüttet werden, sagt Weber, dem eines sehr am Herzen liegt: „Wir suchen keine Schuldigen, wir merken nur einfach, dass unser Konzept ökonomisch nicht mehr das bringt, was wir nötig haben, um den Betriebs aufrechtzuerhalten.“ Trotz allem: „Es waren gute Jahre“, zieht Weber Bilanz. „Wir konnten unter anderem zahlreiche Menschen in schwierigen Lebenssituationen, beispielsweise mit Suchtproblemen oder Depressionen, begleiten und ihnen bei einer neuen Sinnfindung helfen.“ Jetzt ist noch bis 25. September Gelegenheit, die Treppe hinunterzustapfen, mitten hinein in eine heimelige Wohlfühl-Atmosphäre. Es gibt gemütliche Sitzgruppen, Esstische, an denen Fremde zwanglos kreuz und quer miteinander ins Gespräch kommen können. Auf der Karte stehen alkoholfreie Getränke und schmackhafte Speisen. Zubereitet und serviert von ehrenamtlichen guten Geistern. Draußen, an der Ecke Kronstraße und Martin-Luther-Straße, ergänzt ein lauschiger „Saftgarten“ das Angebot. Bald aus und vorbei. „Wir müssen auch den Mut haben, einen Schlussstrich zu ziehen“, findet Weber, „sonst hätten wir als Vorstand haftbar gemacht werden können für Insolvenzverschleppung.“ Als Pfarrer im Ruhestand hat Weber auch das passende Bibelwort parat: „Alles hat seine Zeit.“ Eine 68-Jährige Landauerin, Stammgast im Kreuz & Quer, kam extra in die RHEINPFALZ-Redaktion, um ihrer Empörung über die Schließung, die ihr die Flüsterpost zugetragen hatte, Luft zu machen. „Ich bin ganz traurig darüber“, sagt sie – und hofft inständig: „Vielleicht findet sich ja doch noch ein Sponsor.“ Info Am Sonntag, 25. September, 11.30 Uhr, gibt es im Kreuz & Quer einen Abschiedsdankgottesdienst für alle Interessierten. Das Kleinkunstprogramm läuft noch bis Freitag, 23. September. |ovi

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