Oberhausen Krimiautor Martin Bähr: Die 1890er waren eine spannende Zeit

Martin Wenz alias Martin Bähr
Martin Wenz alias Martin Bähr

Historisches Material und originale Schauplätze kombiniert mit einer erfundenen Geschichte: Das sind die Zutaten für die Krimis, die Martin Wenz unter seinem Pseudonym Martin Bähr schreibt. Christiane Magin sprach mit ihm über literarische Zeitreisen.

Herr Bähr, Warum schreiben Sie eigentlich Krimis?


Weil ich gern schreibe und es eine Art Ausgleich und Entspannung für mich ist.

Wie finden Sie Ihre Geschichten?


Die Geschichten entwickeln sich aus der realen Geschichte. Der Auftakt zur Moser-Reihe war ein reales Explosionsunglück am 31. Januar 1888 bei Münchweiler. Von diesem Datum ausgehend wird das „berufliche Leben“ des – erfundenen – Kriminalrats Ludwig Moser erzählt.

Haben Ihre Charaktere auch historische Vorbilder?


In der Moser-Reihe kommen durchaus reale Personen aus der Zeit vor. Aber Moser und auch die mit im zusammenarbeitenden Inspektoren sind frei von mir erfunden. Ebenso die Handlungen.

Einen historischen Kriminalroman schreiben – wie läuft so was bei Ihnen ab?


Am Anfang steht eine Idee zu einem Konzept. Was könnten in der damaligen Zeit für Verbrechen vorgekommen sein? Der Charakter Ludwig Moser ist gesetzt und ermittelt in seiner typischen Art. Wichtig ist, dass die Handlung nicht antiquiert wirkt und trotzdem zur damaligen Zeit passt. Das Leben lief seinerzeit noch viel gemächlicher ab als in unserer heutigen schnelllebigen Zeit. Das heißt jedoch nicht, dass die Handlung lahm erzählt wird. Denn die damalige Zeit war erheblich spannender, als man meinen möchte. Schließlich war es genau die Zeit der spektakulären Verbrechen, die heute noch bekannt sind, unter anderem mordete Jack the Ripper nur ein paar Wochen nach Mosers Lösung des Tunnelmords. Die weiteren Romane bauen auf dem ersten auf. Das Grobkonzept wird dann nach und nach mit Text gefüllt.

Wann haben Sie überhaupt Muße dazu?


An den Wochenenden und an den Abenden – wobei ich phasenweise tätig bin, wie es meine Zeit gerade erlaubt.

Haben Sie literarische Vorbilder?
Keine Autoren, eher Kriminalromane aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts insgesamt. Der Stil ist jedoch eigenständig.

Bis ein Buch fertiggestellt ist, wie lange dauert das?


Circa ein bis zwei Jahre – wie ich gerade Zeit habe.

Warum schreiben Sie unter einem Pseudonym?


Um eine klare Abgrenzung zu meinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu gewährleisten. Wobei Martin Bähr, ein Basler Patrizier, ein Vorfahre von mir aus dem 16. Jahrhundert ist, nachdem ich über den Umweg meines Großonkels Martin Seebach heiße. Frei erfunden ist mein Pseudonym daher nicht.

Warum tauchen Sie gern in die Historie ein?


Die 1880er- und 1890er-Jahre waren eine sehr spannende Zeit des Umbruchs. Daher eignen sich diese Jahre ausgesprochen gut für Handlungen dieser Art. Interessanterweise haben sich die Verhältnisse seit damals zwar technisch verändert, jedoch ist vieles auch heute noch aktuell. Außerdem kann ich bei einem historischen Kriminalroman natürlich auch mein Fachwissen einbringen, was die Handlungen authentisch macht.

Zur Person

Martin Wenz alias Martin Bähr, geboren 1963 in Pirmasens, studierte Kunstgeschichte und Architektur. Er ist seit 1995 als Architekt in der staatlichen Denkmalpflege in Karlsruhe tätig und hat bereits zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen vorgelegt. Auftakt seiner Kimrireihe war 2012 „Moser und der Tote im Tunnel“ (Gmeiner Verlag).

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