Rheinpfalz Kuppel kommt mit Kupferhaut

Frisch gestrichen: die Mannheimer Sternwarte.
Frisch gestrichen: die Mannheimer Sternwarte.

«Mannheim.» Die Sternwarte wurde zur Zeit der Kurfürsten in den Jahren 1772 bis 1774 nach Plänen von J. C. Lachner in barockem Stil erbaut. Eine Umplanung des Treppenhauses erfolgte ab 1773 durch den Architekten Franz Rabaliatti. Auf Anregung des Astronomen Christian Mayer stimmte Kurfürst Carl Theodor dem Neubau zu. Das Gebäude wurde nach seiner Fertigstellung von Mayer und dessen Nachfolgern bis ins Jahr 1880 fachgerecht genutzt. Seit 1945 sind in den fünf Geschossen der Sternwarte die Ateliers von Künstlern. Der Schutz des Gebäudes als Kulturdenkmal geht bereits auf das 19. Jahrhundert zurück. Obgleich die Sternwarte im Quadrat A 4 kürzlich saniert wurde und seither in neuem Glanz erstrahlt, entspricht sie aktuell noch nicht ganz dem Originalbild aus vergangener Zeit. Denn ein wichtiges Detail fehlt: die Beobachtungskuppel ganz oben auf dem Dach. Doch das wird sich bald ändern. Dank einer zweckgebundenen Spende beziehungsweise eines Fördervertrags über 100.000 Euro der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist es nun möglich, dem „einzigartigen Zeugnis der Geodäsie und Astronomie“, wie Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) es bei der Übergabe ausdrückte, die fehlende Kuppel aufzusetzen. „Mit deren Rekonstruktion findet die gesamte Sanierung eine ausgezeichnete Fortsetzung“, sagte Quast weiter. Immerhin sei die Sternwarte das älteste, als eigenständiger Baukörper für diesen Zweck errichtete Gebäude in Deutschland und somit von hohem architekturhistorischem Wert. Bedeutend war die Sternwarte beispielsweise in der Zeit des Großherzogtums Baden unter anderem in den Bereichen Landvermessung und Himmelsberechnung. Die alte Kuppel wurde vor rund 100 Jahren abgebaut. Seitdem fehlt dem rund 33 Meter hohen Turm, der im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, ein prägendes Element. In der Kuppel habe vor allem der Astronom Christian Mayer wichtige Beobachtungen gemacht, so Christian Theis, der Leiter des Mannheimer Planetariums. Auch er begrüßte, dass die Sternwarte nun dem Ursprungszustand näher gebracht wird. Dieser Aufgabe hat sich der Architekt Lothar Schmucker angenommen. Er hat die Planung und Bauleitung übernommen. „Wir wollen die Sternwarte nicht wieder einrüsten“, sagte er. Gerade nach der Renovierung und mit dem frischen Erscheinungsbild möchte er ein neues Gerüst um den barocken Turm vermeiden. Wie Schmucker erklärte, werde die Kuppel deshalb vorgefertigt und dann per Kran auf den Turm gehoben. Um das Erscheinungsbild dem Original ähnlich zu machen, bekommt sie außerdem eine Kupferhaut – so wie früher. Lothar Schmucker verriet zu diesem Anlass noch weitere Pläne für die Sternwarte, um auch die öffentliche Nutzung zu sichern. Im Foyer des Observationstürmchens finden zurzeit immer wieder Veranstaltungen statt, wofür Sitzgelegenheiten und eine Toilette benötigt werden. Da aber aus Platzgründen weder die Toilette, die barrierefrei sein wird, noch eine Abstellmöglichkeit für Stühle in der Sternwarte selbst untergebracht werden können, sei ein separater Anbau angedacht. Dieser solle jedoch so unauffällig sein, dass das Gesamterscheinungsbild der Sternwarte nicht beeinträchtigt wird, versicherte Schmucker. Obendrein bekommt das Zusatzgebäude ein Gründach, ebenfalls, um es eher in den Hintergrund zu rücken. Ob mit oder ohne Kuppel, die Alte Sternwarte ist bereits jetzt ein Hingucker für viele Mannheim-Besucher. Zwischenzeitlich finden dort immer wieder Konzerte, Lesungen oder Tage der offenen Tür statt, die die Besucher locken – so wie in der frühen Glanzzeit der Sternwarte. Damals schauten dort Berühmtheiten wie Wolfgang Amadeus Mozart und der damalige US-Botschafter und spätere Präsident Thomas Jefferson vorbei.

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