Rheinpfalz Lafontaine: Die Zeit ist reif für Rot-Rot-Grün

SAARBRÜCKEN. Zehn Prozentpunkte besser als in den anderen West-Bundesländern schneidet die Linkspartei im Saarland ab. Bei vergangenen Wahlen wie aktuellen Umfragen. Der Grund heißt Oskar Lafontaine. Seine Zugkraft will er noch einmal einsetzen. Zur Landtagswahl im kommenden März tritt der 73-Jährige als Spitzenkandidat an.

400 der 2200 Mitglieder des Landesverbands wählten den Fraktionschef der Linken im Saar-Landtag am Samstag mit 89 Prozent Ja-Stimmen auf Platz eins der Landesliste. 36 machten ihr Kreuz bei Nein. Lafontaine hatte Bedingungen gestellt. Würde sein Regierungssprecher aus der Zeit als SPD-Ministerpräsident Ende der 90er Jahre, Jochen Flackus, nicht auf Platz zwei gewählt, stünde er als Spitzenkandidat nicht zur Verfügung, ließ Lafontaine die Mitglieder wissen. Sie gehorchten. Manche Zähne knirschend. Der 61 Jahre alte Flackus, Geschäftsführer eines landeseigenen Technologieunternehmens und als Nachfolger des aus dem Landtag ausscheidenden Wirtschaftsprofessors Heinz Bierbaum vorgesehen, wurde bei wenigen Gegenstimmen gewählt. „Die Partei ist geschlossen. Das ist mir wichtig“, sagte Lafontaine. Andere interpretierten dies als eine erfolgreiche Erpressung. Er sei zutiefst davon überzeugt, dass die Linke sich an einer Regierung im Saarland beteiligen müsse. Anders als im Bund, könne man in der Landespolitik Partner finden. Ohne den Namen zu nennen, umwarb Lafontaine damit die SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger. Und die Grünen. Nach einer repräsentativen Umfrage von Anfang November wäre aktuell ein rot-rot-grünes Bündnis die einzige Alternative zu einer Neuauflage der Großen Koalition von CDU/ SPD. Die gelte es zu verhindern, weil „Schnarchkappen“ darin wirkten. Der Regierung von CDU-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer warf Lafontaine vor, es zu versäumen, Arbeitsplätze im Stahl- und Autoland zu sichern. Es brauche staatliche Leitinvestitionen, „wie wir sie, ich kann ja in der Ich-Form sprechen, sie damals mit der Informatik ins Saarland geholt haben“, sagte Lafontaine. Die Medizintechnik hat er dabei schon lange im Visier. Mitarbeiterbeteiligung an Unternehmen durchzusetzen, Leitinvestitionen auszulösen und das Versprechen eines Regierungshandelns, das Skandale wie den um die Kostenexplosion beim Museumsneubau Vierter Pavillon in Saarbrücken verhindere, sei sein Programm. 100-Kilometer-Touren mit seiner vom Radsport begeisterten Ehrfrau Sahra Wagenknecht gäben ihm Kraft für einen Wahlkampf. „Ich kann’s noch mal versuchen“, sagt Lafontaine. EINWURF |cps

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