Rheinpfalz Landespolitik ade

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„Auf Landesebene hat sich’s für mich erledigt“, sagt Fred Konrad aus Käshofen. Ein halbes Jahr ist es her, dass der ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen bei der Landtagswahl ein bittere Niederlage einstecken musste und aus dem Landesparlament ausgeschieden ist. Der 54-Jährige will sich aber nicht mehr in Mainz anbiedern. „Da bin ich lieber Arzt“, sagt der Kinderarzt in Kusel entschieden.

Viel mehr Freizeit habe er jetzt, erzählt Konrad mit einem Grinsen. „Ich habe den Urlaub nachgeholt, den ich die Jahre verpasst habe.“ Im Sommer sei er mit dem Fahrrad in die Schweiz gefahren. Wegen Knieproblemen musste er allerdings vor dem Gotthardtunnel zurück. Danach ging es in den Schwarzwald und nach Franken. Immer dabei: Das Trekkingrad. Er wolle jetzt wieder mehr Fahrradfahren, erzählt er. Auch zur Arbeit. Fünf Jahre lang ist er mit dem Zug nach Mainz gependelt – vermissen tue er das nicht. Seit seinem Auszug aus dem Landtag im Mai habe er viele Dinge erledigt, die während der Zeit als Abgeordneter liegengeblieben seien. Zum Beispiel habe er an seinem Haus in Käshofen angebaut. „Da wird jetzt endlich mal verputzt“, sagt Konrad. Daneben singe er in seiner Heimatstadt Trier im Chor. Das alles befriedigt ihn sichtlich. Von der anfänglichen Enttäuschung über das schlechte Abschneiden unter den Kandidaten des Wahlkreises keine Spur mehr. „Mir geht’s richtig gut“, sagt der Grünen-Politiker. In der Praxis in Kusel arbeite er zurzeit drei bis vier Tage die Woche. Das funktioniere, weil er diese seit drei Jahren mit einem Kollegen gemeinsam führe. Außerdem sei da ja noch das Übergangsgeld, das er als ehemaliger Abgeordneter noch beziehe. Spätestens ab Januar ist Konrad dann wieder voll zurück in seinem alten Job: Dann hat er zudem eine halbe Stelle als Kinder- und Jugendarzt im sozialpädiatrischen Zentrum der Reha-Westpfalz in Landstuhl, berichtet er. Die neue Stelle ist Konrad nicht fremd, von 1998 bis 2004 hat er dort schon einmal gearbeitet. Ein weiterer Vorteil: Statt den 40 Kilometern von Käshofen nach Kusel seien es nach Landstuhl nur 14. Locker zu schaffen also mit dem Rad, freut sich der Grünen-Politiker, der so oft wie möglich auf das Auto verzichtet. Explizit nach seinem Ausscheiden aus der Landesparlament gefragt, schwingt dann doch ein kleiner Wermutstropfen mit: Er habe sich schon für einen Posten in der Regierung geeignet gehalten, habe aber den Eindruck gehabt, dass ihn die Partei nicht mehr unterstütze. „Wahrscheinlich ist mein Studium einfach zu lange her“, meint Konrad im Hinblick auf die jüngeren Kollegen in der Fraktion. Und, fügt er hinzu: Wenn er die Sozialpolitik des Landes in den Medien verfolge, würde er schon gerne mitmachen, Doch damit sei es jetzt eben vorbei. „Wenn ich einmal draußen bin, dann bin ich raus“, sagt er mit Anspielung auf seine Selbstständigkeit als niedergelassener Art. Und dass man da eben nicht einfach nachrücken könne wie die beamteten Fraktionskollegen, wenn in Mainz doch noch ein Posten frei werde. „Jetzt kann ich nicht mehr einfach so meine Existenz wegwerfen.“ In der Politik ist Konrad nach wie vor aktiv, nur eben nicht mehr auf dem großen Parkett. Er sitze weiterhin im Kreistag und im Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land, erzählt er. Dort treibe ihn besonders das Projekt „Zukunftswerkstatt“ um, das vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wird, und eine gute medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sicherstellen will. Denn der Kinderarzt weiß: Es ist schwer, junge Ärzte aufs Land zu locken. Neben Gesundheitsthemen spricht Konrad leidenschaftlich gern über Sozialpolitik, heißt vor allem: wie die Integration der Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz zu bewerkstelligen ist. Das Land tue hier einiges, was der Bund nicht tue, meint Konrad anerkennend. Im Koalitionsvertrag habe die rot-gelb-grüne Landesregierung einiges untergebracht, was gut sei. Auch wenn er bei den Entscheidungen in Mainz eben nicht mehr dabei ist. Ob er mit dem, was er in fünf Jahren als Abgeordneter geleistet und bewirkt habe, zufrieden sei? Eher nicht. Das seien nur winzig kleine Sachen gewesen, die man in der rot-grünen Koalition umsetzten konnte, erzählt Konrad von seinen ernüchternden Erfahrungen als Mitglied einer regierenden Partei. „Dinge diskutieren und zwei Wochen später dasselbe noch mal, ist nicht mein Ding.“ Er beschwere sich eben gern, sagt Fred Konrad.

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