Rheinpfalz Müller, Lehrer und eine Dichterin

In der „Oberen Mühle“ wurde 1877 Charlotte Elisabeth Maurer geboren.
In der »Oberen Mühle« wurde 1877 Charlotte Elisabeth Maurer geboren.

«Ginsweiler.» Im Jahr 1964 kam ich als junger Lehrer nach Ginsweiler im Odenbachtal und lernte dort den Müller Hans Holler und seine Familie kennen. Im Ort sprach man noch von einer anderen Mühle, der „Olichmiehl“, welche sich am Ortseingang von Reipoltskirchen her auch heute noch erkennen lässt. 1964 war sie nicht mehr in Betrieb, und durch den frühen Tod von Hans Holler stellte auch die „Untermühle“ bald ihren Betrieb ein .

In dieser „Oberen Mühle“ wurde am 10. Juli 1877 Charlotte Elisabeth Maurer geboren. Ihr Vater Karl Philipp Maurer hatte die Mühle für das „Ölschlagen“ und für das „Hanfbrechen“ eingerichtet, und so die Wasserkraft der Mahlmühle zusätzlich genutzt. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Mahlgang zum Schroten gebraucht. Bald aber wurde alles stillgelegt und verkauft. Karl Philipp Maurer war sehr belesen, seine Tochter lernte durch ihn die deutsche Literatur kennen und lieben. 1897 heiratete sie den Lehrer Hermann Albert, welcher aus Katzweiler stammte und in Ginsweiler eingesetzt war. Für einen Lehrer war das eine gute Partie und für sie bedeutete es, dass sie nun nicht mehr so viele schwere Arbeiten verrichten musste wie in einem Müllerhaushalt. So konnte sie sich neben der Familie auch dem Schreiben widmen. Wie ihre Freundin Pauline König in Wolfstein schrieb sie unter einem Pseudonym. Unter dem Namen Lotte Mühlborn veröffentlichte sie in Pfälzer Zeitschriften, vor allem auch im „Pälzer Feierowend“, kurze Geschichten, die bald zu ihrer Spezialität wurden. Erschütternd liest sich ihre Kurzgeschichte: „Der fremde Hund“, in der sie ein Erlebnis während der Bombardierung von Kaiserslautern am 28. September 1944 beschreibt. Sie findet sich in einem Lesebuch von 1962 für die Volksschulen der Pfalz. Mit ihrem Mann verschlägt es sie nach Eßweiler, Altrip, Hirschhorn und Kaiserslautern. Der älteste Sohn studiert Forstwirtschaft und veröffentlicht heimatkundliche Beiträge. Ihr zweiter Sohn Hermann Albert wird ein bekannter Tierarzt und von ihm kennt man Gedichte und Erzählungen unter dem Titel „Bei uns dehäm, dohinne“. Schließlich verfasst ihr Enkel Gerhard Albert, ein ehemaliger Forstdirektor, einen Beitrag zur Pfälzischen Forstgeschichte. Eine Entdeckung besonderer Art war aber eine Erzählung, welche Theodor Krennrich in seiner Chronik von Hohenöllen veröffentlicht hat. Da erzählt die Dichterin, dass ihr Großvater Philipp Maurer, eigentlich ein Müllergeselle, der aber „gedient“ hatte, ein halbes Jahr im Winter von seinem Vater als Lehrer nach Hohenöllen ausgeliehen wurde. Dort hatte man lange Zeit vergeblich nach einem Lehrer gesucht. Im Januar 1845 übernahm der Großvater dann die Mühle, welche später sein Sohn Karl Philipp Maurer weiterführte.

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