Rheinpfalz Müllmenge bleibt im Rahmen

Was ist denn das? Ein überdimensionaler Plakatrahmen. Im Schwarzbach hat der nichts zu suchen, also raus damit. Für die Taucher,
Was ist denn das? Ein überdimensionaler Plakatrahmen. Im Schwarzbach hat der nichts zu suchen, also raus damit. Für die Taucher, die bei der Bachreinigung das Gewässer nach Müll absuchten, ist der Fund die Gelegenheit für eine kurze Pause, um sich selbst mal spaßeshalber den richtigen Rahmen zu geben.

„Achtung, Flasche!“ Der Ruf ertönt aus dem Schwarzbach. Schnorchel weg und dann die Flasche mit Schwung ans Ufer werfen. Dort warten an diesem Sonntag Mitglieder des SPD-Ortsvereines Thaleischweiler-Fröschen und der Schwarzbachfischer auf den Müll, den vier Taucher aus dem Gewässer holen. Nach vier Jahren Pause wird ein Teilstück des Bachs mal wieder intensiv vom Schmutz der Zivilisation befreit.

1983 gab es die Aktion zum ersten Mal, danach wurde sie jährlich wiederholt. Mit im Boot, besser gesagt mit im Bach, waren über die Jahre die SPD-Mitglieder und die Tauchsportgruppe Pirmasens. Letztere hatte sich aufgelöst. 2014 war der Bach – damals schon auf private Initiative vonseiten der Taucher – letztmals gemeinsam gereinigt worden. „Ist tatsächlich schon vier Jahre her?“, fragt Kurt Scheid, der Vorsitzende der Schwarzbachfischer. „Aber uns hat was gefehlt, die ganze Zeit“, sagt SPD-Vorstandsmitglied Gerhard Weis schmunzelnd, während er am Ufer Müll entgegennimmt. Weis ist passionierter Läufer, wie Thomas und Michaela Hierer, die in diesem Moment in Neoprenanzügen im Wasser stehen, runtertauchen und Müll am Schwarzbachboden suchen. „Wir haben uns immer wieder mal gesehen und gesagt, wir müssten das wieder machen“, erzählt Weis. Gesagt und 2018 endlich getan. „Es macht einfach Spaß, gemeinsam zu arbeiten und etwas für die Umwelt zu tun“, sagt Weis. Gegen 10 Uhr sind die Hierers, Thomas Finkgräber und Matthias Fichter in den aktuell nicht allzu tiefen Schwarzbach gestiegen. Brücke eins ist passiert, der erste Abschnitt gereinigt. Heiko Bauer steuert den Wagen mit Anhänger, auf dem sich der dem Wasser entnommene Wohlstandsmüll sammelt. Was alle freut: Es ist weniger Müll als in den vergangenen Jahren. „Vielleicht haben die Leute endlich begriffen, wie wichtig es ist, Müll richtig zu entsorgen“, hoffen die Helfer. Wenn der gefundene Müll ein Spiegelbild für gesellschaftliche Entwicklungen ist, lässt sich an dem, was aus dem Wasser gezogen wird, die merklich abgekühlte Liebe der Menschen zur Fußball-Nationalmannschaft ablesen: keine Fan-Artikel. Vier Jahre zuvor, als Jogis Jungs auf dem Weg zum WM-Titel waren, hatte das anders ausgesehen: Fähnchen und sogar ein Thomas-Müller-Ball waren rausgefischt worden. 2018 findet sich anderes: Seil und Haken werden benötigt. Etwas Großes muss rausgezogen werden: eine Baustellenabgrenzung. Mit Absicht reingeworfen? Vom Baustellenfahrzeug unbemerkt abgeräumt? Die Frage lässt sich nicht beantworten. Die Absperrung wird gesichert, lässt sich nach der Reinigung problemlos wieder nutzen. Die Taucher halten derweil wieder den Kopf in den Schwarzbach. Im leicht aufgewühlten Wasser finden sie Dosen, Münzen, Baustellenschilder, weitere Absperrungen. „Uih, kuck mal, ein Rahmen.“ Mit vereinten Kräften hieven sie das Gestänge nach oben. Spaß muss sein: Der Fund wird kurzerhand zum Bilderrahmen umfunktioniert. Motiv: vier Taucher. Dann heißt es raus damit auf den Müllberg, den der Kreisbeigeordnete Peter Spitzer schon mal in Augenschein nimmt. Lange im Schwarzbach zu stehen, empfiehlt sich nicht. Das Wasser ist ziemlich frisch. Fabian, der seinen Opa besucht und bei der Aktion hilft, hält den Finger ins Wasser. „Aaaah, kalt“, stellt er fest. Maximal zwölf Grad Wassertemperatur, gefühlt fünf Grad, schätzen die Taucher – Neopren sei Dank: ohne Zähneklappern. Ein paar Cent werden gefunden, Krebse aufgeschreckt. Die Wasserqualität ist gut. „Das merken wir auch an der Qualität der Fische, die wir angeln“, sagen die Schwarzbachfischer. Von der dürfen sich nach erfolgreicher Arbeit auch die Taucher überzeugen – in gegrillter und geräucherter Form.

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