Kultur Südpfalz Max Mutzke entdeckt den Soulman in sich

Alter Wein in neuen Schläuchen: Max Mutzke interpretiert aktuelle Songs im Stil der 60er und 70er.
Alter Wein in neuen Schläuchen: Max Mutzke interpretiert aktuelle Songs im Stil der 60er und 70er.

Im September hat Max Mutzke sein Album „Colors“ auf den Markt gebracht. Auf der Promo-Tour machte der Sänger am Samstag im ausverkauften Karlsruher Tollhaus Station. Musikalisch unterstützen ließ er sich hier wieder einmal von der Hamburger Gruppe MonoPunk, verstärkt um den im amerikanischen Kansas City geborenen Gitarristen und Sänger Fontaine Burnett und den niederländischen Sänger Johannes Papilaja.

Max Mutzke sucht immer wieder nach neuen Wegen für seine musikalischen Ideen. Nach seinem Ausflug in den Jazz mit der Langspielplatte „Durch Einander“ ist er nun deutlich spürbar zu seinen Wurzeln, dem Soul, zurückgekehrt. Den aus dem Soul entstandenen Hip-Hop will er wieder entschleunigen und bekannte Stücke von heute so umzusetzen, dass sie wie damals klingen. Inspiriert dazu fühlte sich der Schwarzwälder, nachdem er im Radio die Nummer „Let’s Stay Together“ von Al Green gehört hatte. Auf der Suche nach einem zeitgemäßen Titel, der ähnliche Energie in sich trägt, stieß er schließlich auf „Augenbling“ von den Deutsch-Hip-Hoppern Seeed. Mutzke arrangierte die Nummer neu und überraschend gut – sie stieß auch im Tollhaus auf sehr viel Anerkennung. Es scheint, als hätte sich der 37-jährige Künstler mit der Produktion von „Colors“ selbst gefunden. Denn, so viel wurde in Karlsruhe schnell deutlich: Mutzke ist eigentlich ein Soulman der 60er- und 70er-Jahre. In seinen Liedern klingt viel Motown an. Doch er unterlegt sie – und das ist das Neue an ihm – mit modern groovenden Beats, perfekt geliefert von MonoPunk. Den passenden Schuss Funk steuert schließlich Burnett mit seiner Gitarre bei. Zugegeben: Mutzke ist ein hervorragender Vertreter des „Blue-eyed Soul“, der sich sehr viel Gedanken darüber macht, wie sich das, was es bereits gibt, als neu verkaufen lässt, und dabei bisher mal mehr, mal weniger Erfolg hatte. Einer breiten Hörerschar wurde Mutzke 2004 mit dem Gewinn von Stefan Raabs Grand-Prix-Wettbewerb. Mit seinem Debüt „Max Mutzke“ schoss er 2005 direkt an die Spitze der deutschen Charts. Doch drei Jahre später erreichte er mit dem Album „Black Forest“ (Platz 52 der Verkaufshitparade) den bisherigen Tiefpunkt seines Schaffens. Seine Scheibe „Durch Einander“ brachte ihn wieder ins Gespräch. Jetzt sieht es so aus, als könne er mit seiner aktuellen Tour und der „Hip-Hop back to Soul“-Idee verlorenes Terrain wieder gut machen. Von einer Mutzke-Müdigkeit jedenfalls war in Karlsruhe nichts zu spüren, hier wurde sowohl zu seinen in Deutsch und Englisch gesungenen Coverstücken als auch auf seine eigenen Lieder wie „Schwarz auf Weiß“ oder „Can’t Wait Until Tonight“ munter getanzt und mitgesungen. Zum Protestsong „Everyday People“, im Original von der Gruppe „Sly & The Family Stone“ 1968 an die Spitze der US-Charts gehievt, rief der vierfache Vater unter dem Jubel seiner Fans Vera Klima, die das Vorprogramm bestritten hatte, zurück auf die Bühne. Sie ersetzte Leslie Clio, mit der Mutzke die Nummer auf „Colors“ im Duett eingesungen hat. Als Zugabe kam dann nicht wie man eigentlich erwartet hatte der Song „Zugabe“ - den gab’s schon vorher – sondern die Ballade „Das Leben ist schön“ und eine Liebeserklärung an Mutzkes Heimat im Klettgau: „Zu dir komm ich heim“. Vera Klima, die im vergangenen Jahr noch das Vorprogramm für Pur bestritten hatte, nutzte die halbe Stunde, die man ihr vor Mutzkes Show gewährte, um ihre durchaus hörenswerten Songs mit Gitarrenbegleitung und Loopstation zu präsentieren. Nachzuhören sind sie auf dem Album „Irgendwann ist jetzt“. Die bayerische Singer/Songwriterin, die in Wasserburg am Inn, rund 50 Kilometer von München entfernt, lebt, hat bereits im zarten Alter von elf Jahren ihre ersten Songs geschrieben. Die Multiinstrumentalistin ist eigentlich Frontfrau ihrer eigenen Band „Klima“, macht nun aber auch immer mehr als Solistin Schlagzeilen. Die Konzertbesucher in Karlsruhe ließen sich von der Qualität ihrer Popsongs mit leichtem Folkeinschlag überzeugen und zeigten sich besonders von „Mein Herz schlägt für dich“ und dem ihrer Schwester Sarah gewidmeten Stück „Schwesterherz“ begeistert. Der laute Beifall am Ende schien sie regelrecht zu überwältigen.

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