Rheinpfalz Mehr Lebensbezug im Unterricht

Politik hautnah erleben – diese Möglichkeit nutzten Schüler der Klasse BF II Gesundheit und Hauswirtschaft der Berufsbildenden Schule Kusel (BBS). Die Jugendlichen nahmen vergangenen Dienstag am 31. Schüler-Landtag Rheinland-Pfalz unter dem Motto „Jugend übt sich in Demokratie“ teil. Vier Klassen, rund 100 Schüler, aus Rheinland-Pfalz beteiligten sich. Sie bildeten Fraktionen, die im Mainzer Plenarsaal über die jeweiligen Anträge diskutierten.

Anfang Februar formierten sich die 24 Schüler der BBS zur Fraktion „Initiative Leben im Unterricht“ (ILiU). Ihr Ziel: Schüler sollen besser auf die Lebenswelt vorbereitet und ein neues, nicht benotetes Fach eingeführt werden, das Fähigkeiten vermittelt, beispielsweise wie man Verträge abschließt, wie man kocht und wäscht – gedacht für Schüler von der siebten bis zur zehnten Klasse. Zur Debatte standen noch andere Themen, etwa die Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken oder die schlechten Busverbindungen rund um Kusel. „Das Leben in die Schule bringen – Mehr Lebensweltbezug im Lehrplan verankern“ - so lautete der Antrag, den die Klasse im Schüler-Landtag zur Debatte stellte. „Es ist ein Thema, dass alle Schulen betrifft“, erklärte Christopher Horch (17). Es wurden Argumente gesammelt und konkrete Forderungen ausgearbeitet. Zu diesen gehörten unter anderem die Aufnahme des Faches „Lebensorientierter Unterricht“ in den Lehrplan oder die aktive Mitarbeit der Schüler an der Lehrplangestaltung. Auch Fortbildungen für Lehrer oder die Anschaffung von Hilfsmitteln sahen die Anträge vor. Den Auftakt zum parlamentarischen Geschehen bildete eine Diskussion zum Thema „Jugend und Politik“ mit Landtagspräsident Joachim Mertes. Dabei beantwortete der Politiker Fragen zum Thema „Wählen mit 16“ oder sagte seine Meinung zur AFD. Dann ging’s los. Über jeden Antrag wurde eine Stunde diskutiert. Jeder musste vor seiner Wortmeldung seinen Namen und seine Fraktion nennen. Sie habe sich gefühlt „wie ein echter Politiker“, gab Diana Decker (17) zu. Der Antrag der BBS Kusel wurde zum Schluss behandelt. Dies sei auch gut gewesen, sagte die Betreuerin und Lehrerin der Klasse, Anne Staudt. „Man hatte am Anfang Angst sich zu blamieren, doch irgendwann hatte man sich (an die Situation) gewöhnt“, sagte Diana Decker. Ihr Thema versuchte die Klasse dann in einer lebhaften Diskussion zu verteidigen, da es durchaus Kritik gab - vor allem von den Schülern des Gymnasiums am Kurfürstlichen Schloss Mainz. „Lebensorientierter Unterricht“ gehöre nicht in die Schule, sondern sei Sache der Eltern. Doch die ILiU-Fraktion hielt dagegen und argumentierte mit Zeitproblemen der Eltern und der Betroffenheit aller Schüler. Am Ende wurde der Antrag vom Schüler-Landtag angenommen. Nun werden die Schüler zur Sitzung des Fachausschusses eingeladen und dürfen dort ihre Idee noch einmal zur Debatte stellen. Insgesamt wurden von vier Klassen drei Anträge angenommen. Das Projekt hat allen großen Spaß bereitet und nebenbei haben die Schüler noch etwas über Politik gelernt und können sich nun mehr dafür begeistern. „Ich habe nun ein Bild vor mir und kann Abläufe besser verstehen“ sagte Diana Decker, und Christopher Horch meinte, dass er die Politik nun mit neuen Augen und jetzt nicht mehr „als trocken“ ansehe. Lehrerin Anne Staudt bestätigte, dass die Schüler im Vorfeld des Projektes eher für politische Themen zu begeistern waren und so bei den letzten Landtagswahlen über vieles Bescheid wussten. (erf)

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