Rheinpfalz Mehr Richtung Autobahn orientieren

Die Firma Seibel (im Hintergrund) hat Erweiterungspläne. Dieses Grundstück am Ortseingang von Hermersberg schließt ans bestehend
Die Firma Seibel (im Hintergrund) hat Erweiterungspläne. Dieses Grundstück am Ortseingang von Hermersberg schließt ans bestehende Firmengelände an und könnte Platz für die Erweiterung bieten. »Ungeeignet«, kritisiert Hubert Wagner, denn das Gebiet sei langfristig an seine Stiftung verpachtet, die es landwirtschaftlich und für den Pferdesport nutze.

«Hermersberg.» Binnen 14 Tagen tagt heute erneut der Hermersberger Gemeinderat. Wie das künftige Neubaugebiet „In der Langen Dell“ aussehen soll, wird Thema sein (18 Uhr, Rathaus). In der vergangenen Ratssitzung hatte es an den ersten Planideen Kritik von Rats- und Bürgerseite gegeben, unter anderem von Hubert Wagner. Allerdings wegen der Pläne zur Erweiterung des Gewerbegebiets Fabrikstraße, mit denen sich der Rat im November gleichfalls befasste. „Die sind unsinnig“, findet er.

Er habe den Ratsmitgliedern schon in der Sitzung Informationen geben wollen, so Wagner. Wie berichtet, hatte ihm Bürgermeister Erich Sommer (CDU) das Wort nicht erteilt. Bürger haben in einer Ratssitzung von Gesetzes wegen nur mit ausdrücklicher Genehmigung ein Rederecht. „Sommer hat das patriarchalisch entschieden“, ärgert sich Wagner. Er hätte sich gewünscht, dass der Bürgermeister den Rat darüber abstimmen lässt, ob er etwas zu den Plänen sagen darf oder nicht. Möglicherweise wäre vielen Ratsmitgliedern klar geworden, dass hier Zeit und Steuergelder verschwendet werden, so Wagners Einschätzung. Die Projektidee lasse sich nämlich so nicht realisieren. Wie berichtet, denkt die Firma Seibel Kunststofftechnik über eine Betriebserweiterung nach, prüft derzeit Optionen an verschiedenen Standorten. In Hermersberg gibt es ein Grundstück, das vom Kreisel an der Landesstraße kommend rückwärtig an das Firmengelände von Seibel angrenzt. Der Rat hat über dieses Gelände jetzt eine Veränderungssperre verhängt, die zwei Jahre gilt. In dieser Zeit darf an dem Gelände nichts verändert werden. Damit soll die Option erhalten bleiben, das Gewerbegebiet hier zu erweitern. Die Kosten für alle notwendigen Verfahren (Bebauungsplan) müsste die Firma tragen. So weit der Stand nach der Ratssitzung. Aber der beinhalte einige gravierende Mängel, sagt Wagner. Es solle ein Bebauungsplan über ein Gelände gelegt werden, das in Privateigentum stehe. Das Gelände sei derzeit langfristig – bis 2025 inklusive Verlängerungsoption – an seine Stiftung Gestüt Sickingen verpachtet, so Wagner. Die Stiftung vertrete Belange, die im Interesse der Öffentlichkeit liegen (zum Beispiel Freihalten von Flächen, Natur erhalten). Für die Stiftung sei die betroffene Fläche ein Lebensnerv, denn darüber führt ein Wirtschaftsweg, der ihre Gebäude im Ort direkt mit den Flächen und dem Stall im Außenbereich verbindet. Dort sind Pferde untergebracht, es erhalten viele Kinder Reitunterricht, unterstreicht Wagner, warum dieser Bereich für die Allgemeinheit in vielerlei Hinsicht wichtig sei. „Es erschließt sich mir überhaupt nicht, warum ausgerechnet diese Fläche ins Kalkül gezogen wird“, sagt Wagner. Es gebe am Rand des Gewerbegebiets (Blickrichtung Steinalben) ein Gelände, das sich ans bestehende Seibel-Betriebsgelände anbinden lasse. Dieses werde vom landwirtschaftlichen Betrieb des Ortschefs bewirtschaftet. „Über das könnte man dann ja auch mal sprechen“, so Wagner. Aber das Problem sei eigentlich viel gravierender. Der Bereich sei vom Grundsatz her nicht für die Erweiterung geeignet. Er macht das am Thema Löschwasserversorgung fest. Sommer habe in der Ratssitzung zu Recht darauf hingewiesen, dass die erforderliche Schüttung von 120 Kubikmetern für das Löschwasser nicht bereitgestellt werden könne. Es müsse deshalb ein Löschteich gebaut werden. „Dieses Problem bestand auch bei einer Baumaßnahme der Stiftung in diesem Bereich“, sagt Wagner. Die habe für den Stall sogar eine geringere Schüttung benötigt. Auch hier habe ein Löschteich zur Disposition gestanden, „aber den hat das Wasserwirtschaftsamt nicht genehmigt“, sagte Wagner. „Warum sollte ein Löschteich heute genehmigt werden“, fragt Wagner. Das könnte zur Folge haben, dass vom Hermersberger Wasserturm bis zum Betriebsgelände eine komplett neue Wasserleitung verlegt werden müsste. „Da stellt sich schon die Frage, wer diese dann bezahlen muss“, so Wagner. Die aktuelle Problematik ist aus Wagners Sicht in der Vergangenheit begründet: „Das Gewerbegebiet liegt an der völlig falschen Stelle.“ Zudem sei es komplett falsch geplant, was unter anderem die Anlieger in der Fabrikstraße und die Patienten einer Arztpraxis tagtäglich schmerzlich erfahren würden. In dem engen Gebiet seien Wendemanöver für Lkw nur unter allerschwierigsten Bedingungen möglich. Die Fabrikstraße ist zum Teil für Lkw gesperrt, was sie für diese zur engen Sackgasse mache. Zudem stünden immer wieder abgekoppelte Anhänger auf der Straße und behinderten den Verkehr. Wagner: „Das sind untragbare Zustände für die Firmen, die Lkw-Fahrer und für die Menschen, die in der Straße wohnen.“ Als das Gebiet wegen einer früheren Schuhfabrik geplant wurde, sei die Verkehrsanbindung an die B 270 angestrebt worden. Die wurde von den übergeordneten Behörden nie genehmigt. Der Kreisel an der Straße von Waldfischbach habe die Zufahrtsproblematik entschärfen sollen. Das sei nicht geglückt, weil es schon im unteren Bereich des Gewerbegebiets eine Straßenverengung gibt. „Zwei Lkw kommen da nicht aneinander vorbei“, hat Wagner schon oft beobachtet. Beim Thema Gewerbegebiet sollte man grundsätzlich neu denken, steht für ihn fest. Die entscheidende Verkehrsanbindung sei mittlerweile die A 62, weshalb ein Gewerbegebiet sich in dieser Richtung entwickeln sollte: „Wir hätten auch diese Möglichkeit.“ Die neue Ringleitung zwischen Weselberg und Hermersberg stelle die Wasserversorgung sicher, die Windkraftanlagen könnten direkt Strom liefern. Ein Umspannwerk sei vorhanden. Das passe alles und erleichtere die Logistik für Gewerbetreibende. „Es würde eine Menge Lkw-Verkehr aus dem Ort herausgehalten“, sagt Wagner. Er ist davon überzeugt, dass er nicht der einzige Hermersberger ist, der so denkt: „Mögliche Mitstreiter, zum Beispiel für eine Bürgerinitiative ,Hermersberger Gewerbegebiet zweckmäßig in Richtung Autobahn’, können sich bei mir melden.“ Ziel müsse es sein, Lösungen zu finden, die Bürgern und Gewerbetreibenden helfen.

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