Rheinpfalz Mehrsprachig, weltoffen und kreativ

Der Landkreis Südwestpfalz hat am Dienstag das EU-Projekt Sesam vorgestellt. Ziel des mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützten Projektes ist die Förderung der Mehrsprachigkeit von den Kindertagesstätten bis zum Sekundarbereich.

Das Projekt soll außerdem dazu beitragen, die Großregion Lothringen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Belgien und Luxemburg als Chance zu verstehen sowie Kinder und Jugendliche zu weltoffenen Menschen mit einer kritischen Denkweise zu erziehen. „Mehrsprachigkeit, interkulturelle Bildung und Berufsorientierung“ sind die drei großen Säulen von Sesam, erklärte Sabine Rohmann, Projektleiterin des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz, bei der Sesam-Impulsveranstaltung in der Kreisverwaltung. Hauptziel sei, dass die Kinder „ganz selbstverständlich“ überall in der Großregion Arbeit finden könnten, ohne sprachliche und kulturelle Barrieren. Deshalb arbeite man seit September vergangenen Jahres in Kindergärten und Schulen mit französischen Lehrkräften zusammen, damit die Sprache des Nachbarn „ganz spielerisch“ erlernt werden könne. Erste Erfahrungen habe man von ein paar Jahren mit dem Projekt „Trilingua“ gesammelt, das ähnliche Ziele wie Sesam verfolge. Dabei gehe es natürlich nicht allein um das Erlernen der französischen Sprache. „Die Kinder sollen so früh wie möglich lernen, eine andere Sprache zu beherrschen. In dem jungen Alter sind entsprechende Fähigkeiten dazu schon vorhanden, die späteres Sprachverständnis beim Erlernen einer weiteren Sprache erleichtern“, so Rohmann. Die Sprachsystematik der französischen Sprache sei dabei ganz anders als im Deutschen, deshalb sei Französisch „besonders gut“ als erste Fremdsprache geeignet – „es geht auch darum, Lernen zu lernen“, so die Projektleiterin. Die derzeitigen Herausforderungen an Kindergärten und Schulen in der Großregion seien groß – unter anderem auch durch den Flüchtlingszuzug von vor zwei Jahren. „In den Kindergärten und Schulen gibt es viele Flüchtlingskinder, die Deutsch als erste Fremdsprache lernen müssen. Auch hieran knüpft Sesam an“, erklärte Rohman weiter. Auch wenn der Fokus des EU-Projektes auf dem Spracherwerb liege, lege man sehr großen Wert darauf, die Kinder und Jugendlichen zu weltoffenen und kreativen Menschen zu erziehen, die Fremden ohne Vorurteile hinsichtlich ihrer Kultur oder ihres Glaubens begegnen und jegliche Arten von Informationen kritisch hinterfragen – „gerade in der heutigen Zeit, die geprägt ist von politischen Krisen und in der populistische Parteien in der Politik Einzug halten, ist das von größter Bedeutung“, so Rohmann. Deshalb wolle man bestimmte Werte sowie eine Haltung in einer demokratischen Gesellschaft vermitteln. „Die Kinder von heute sollen später ihren Platz in der Gesellschaft finden und Gehörtes kritisch hinterfragen können“, so Rohmann. Wenn dies gelinge, gebe es keinen Platz mehr für Populisten und rechte Hetze. Auch sogenannte Fakenews könnten damit von „echten Nachrichten“ unterschieden werden. Hinzu komme, dass sich der Arbeitsmarkt in Zukunft nahezu komplett wandle – ein weiterer Aspekt von Sesam. „Arbeitstechnische Routinen werden wohl in Zukunft von Robotern geleistet. Deshalb sei es wichtig, dass die Menschen geistig flexibel und kreativ sind. Sie werden dann solche Aufgaben erledigen müssen, die die Maschinen routinemäßig nicht schaffen können“, erklärt die Projektleiterin weiter. So seien geistige Flexibilität und Kreativität zwei weitere Bausteine des EU-Projekts, das auf drei Jahre ausgelegt ist. Bei der Impulsveranstaltung am Dienstag diskutierten Erzieherinnen und Lehrer ihre Erwartungen an das Projekt sowie die Frage, in welchen Bereichen man sich bislang gut aufgestellt sieht und wo Handlungsbedarf besteht. Diese Fragen sollen nun analysiert werden, um mit der Umsetzung der Ziele beginnen zu können.

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