Kultur Südpfalz Mit klanglicher Präsenz

Mit Werken des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts gastierte der Universitätschor Landau unter Leitung von Olaf Meyer zum Semesterabschluss in der gut besuchten Marktkirche Bad Bergzabern. Zuvor hatte es in der Marienkirche eine Aufführung gegeben.

Wer mit Blick auf die Musik des 20. Jahrhunderts über den Kanal in Richtung Britische Inseln blickt, wird vor allem Benjamin Britten ausmachen; vielleicht noch Edward Elgar und Vaughan Williams. Michael Tippett, dessen reiches Oeuvre in England hohes Ansehen genießt, ist schon eher ein Tipp(ett) unter Insidern. Auch wenn sein bekanntestes Werk, das Oratorium „A Child of our Time“, bei uns durchaus aufgeführt wird. Unter Leitung von Dominik Vollbracht und mit den Solisten Jana Teresa Fischer, Sopran, Anna-Maria Kaiser, Alt, Jens Jung, Tenor, und Benedikt Wiechmann, Bass, sang der Universitätschor vier harmonisch äußerst effektvolle Spiritual-Bearbeitungen aus Tippetts Oratorium. Ein nachdrückliches Plädoyer für rhythmische Verve und harmonische Gestaltungsfantasie ihres Schöpfers. An der Orgel begleitete Boris Feiner, der auch im Weiteren den „Orchester-Part“ gestaltete. Es folgten drei Motetten von Edward Elgar, „Ave verum corpus“, „Ave Maria“ und das wunderbar zarte „Ave maris stella“. Diesmal stand Olaf Meyer am Pult der Chorgemeinschaft aus Studierenden aller Fakultäten der Landauer Uni. Beim Hauptwerk des Abends, dem 1888 uraufgeführten Requiem von Gabriel Fauré, teilte sich Meyer das Dirigat mit dem Studierenden Benedikt Wiechmann. Solisten diesmal waren Sara Petry, Sopran, und Dominik Vollbracht, Bariton. Was man dem Uni-Chor uneingeschränkt bescheinigen durfte: Der Notentext war trittsicher einstudiert, die Deklamation, insbesondere der englischen Texte, kam vorbildlich über die Rampe, die klanglich Präsenz empfahl sich jederzeit als selbstbewusst und nachdrücklich. Was – einmal mehr – irritierte, war dass druckvoll gepresste, brustige Singen, vor allem der Diskantstimmen, die sich nach oben nicht öffneten, wie bei all dem jungen Potenzial eigentlich naheliegend, sondern sich verengten und - Vergebung – roh und ungeschliffen klangen (Tenor). Des Weiteren beklagenswert war – und das ließ vor allem Faurés in Teilen sprödes, bewusst unpathetisch operierendes Werk so fatal ereignislos daherkommen – die vollkommene Abwesenheit von Gestaltung. Das Requiem ist eine stille, dem Tod nicht dramatisierend, sondern kontemplativ nachspürende Komposition, die aber ungemein subtile Darstellungsfacetten nahelegt. Keine blanke Exekution des Notentextes, wie hier geschehen. Hilfreich wäre gewiss auch gewesen, wenn der präzise und verlässlich begleitende Organist Boris Feiner etwas Fantasie in die Registrierung investiert hätte, statt sich auf die gelegentliche Betätigung des Schwellers zu beschränken. Eine Ahnung von schlummernden Möglichkeiten musikalischer Darstellung vermittelte immerhin der Schlusssatz, das von Fauré als elysischen Epilog angefügte „In paradisum“, das in schönem, weichem Gesamtklang verebbte.

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