Kultur Südpfalz Moderne Kunst in Bewegung

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Fantastisch, beeindruckend, anregend und vielseitig, das war der Abend mit dem Bayerischen Staatsballett II in der Landauer Festhalle. Man möchte noch mehr Attribute hinzufügen, denn eines war die Vorführung des Junior-Company der Elite-Truppe aus München sicher nicht: langweilig oder langatmig.

Bevor die Junior-Company des Bayerischen Staatsballetts nach Hong Kong zum 45. Arts Festival fliegt, stellten die jungen Tänzerinnen und Tänzer, die zwischen 16 und 20 Jahren alt sind, ihr Repertoire dem Landauer Publikum in der sehr gut verkauften Festhalle vor. Die Mitglieder der Junior-Company, das ist eine Kooperation des Bayerischen Staatsballetts, der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München und der Heinz-Bosl-Stiftung, erhalten in München eine erstklassige Ausbildung, sammeln Erfahrung im großen Ensemble und reisen um die Welt. Danach sind sie reif für Profi-Engagements. Der Abend begann sozusagen klassisch mit einer Choreografie des legendären George Balanchine zu Musik von Tschaikowsky (drittes Klavierkonzert), gefühlvoll, federleicht und wunderschön getanzt. Dann, nach einer kurzen, vom künstlerischen Leiter Ivan Liška kurzweilig mit Erläuterungen zum Programm und zur Junior Company gefüllten Pause, änderte sich der Tanzstil. Just zur Stunde, da im Festspielhaus Baden-Baden das Chicago Symphony die „Bilder einer Ausstellung“ spielte, gab es sie getanzt in der Landauer Festhalle. Lebendig, humorvoll, brillant und tänzerisch anspruchsvoll war die Version von Norbert Graf, Ayman Harper und Ivan Liška. Und die belegte das große Können der Compagnie. Fantasievolle Kostüme veranschaulichten die Bilder, alle inspiriert von bildenden Künstlern des 20. Jahrhunderts. Es ging hier nämlich nicht um Tänze zu den Arbeiten von Viktor Hartmann, die Mussorgsky vor Augen hatte. Ivan Liška verriet nicht die Namen aller Künstler, um dem Publikum beim Erraten der Meister nicht den Spaß zu nehmen. Es waren Yves Klein, Joseph Beuys, Pablo Picasso, Meret Oppenheim, Roy Lichtenstein, René Magritte, Jackson Pollock, Jeff Koons, Piet Mondrian und Georges Sewurat. Ein tolle Idee für ein großartiges Ballett, das in einen Bilderrausch mündet – so heißt nicht umsonst der letzte Teil zum „Großen Tor von Kiew“. Nach der Pause ging es nicht minder beeindruckend weiter. Die jungen Künstler zeigten zunächst in „Jardi Tancat“ ihre große Wandlungsfähigkeit, ihr Ausdrucksvermögen und natürlich ihr immenses Talent, als drei Paare, die zu katalanischer Musik tanzend ihr vergangenes Leben betrachten. Die Choreografie ist hier von dem genialen Spanier Nacho Duato, der 2008 mit seiner Truppe in der Region war und heute das Berliner Staatsballett leitet. „Jardi Tancat“ ist ein frühes Werk von ihm, das 1983 noch von seinem Mentor Jirí Kylián beeinflusst ist. Auch in „Drei Preludes“ zur Musik von Georges Gershwin in der Choreografie des Tänzers und Medienkünstlers Richard Siegal, der auch schon am Karlsruher ZKM wirkt, war es ein Gewinn, den jungen Menschen zuzusehen und sich durch ihre Kunst berühren und beindrucken zu lassen. Dieses Tanzstück bringt einen modernen Beziehungstanz von drei Männern und einer Frau. Letztere wurde eindrucksvoll getanzt von der portugiesischen Ballerina Margarida Neto, die seit September 2015 Volontärin beim Bayerischen Staatballett II ist. Lang anhaltender Beifall belohnte die Stipendiaten der Heinz-Bosl-Stiftung für ihre Darbietungen in der Landauer Festhalle. |mowi

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